Heft 
(1.1.2019) 04
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BIERMANN IM AUDIMAX

Als Liedermacher hatte sich Wolf Biermann nach der Wende lange Zeit rar gemacht. Statt mit der Klampfe durch das vereinigte Deutschland zu tingeln, warf er sich lieber mit polemischer Prosa in das politische Getümmel und versuchte sich als Übersetzer jiddischer Verse. Kurz nach seinem 60. Geburtstag und dem 20. Jahrestag seiner Ausbürgerung aus der DDR kündigte er Anfang des Jahres sein Come­Back alspoet chanteur an:Mein allerbestes Instrument war und bleibt die Gitarre, mein Terrain die Bühne. Mit seiner neuen CDSüßes Leben saures Leben im Gepäck begab er sich mehrere Wochen auf Tournee durch die neuen Bundesländer. Letzte Station war am 23. April Potsdam. 350 Besucher wollten Biermann im nicht ganz ausverkauften Audimax sehen. Wie gewohnt erlebten sie nicht nur den Liederdichter, Sänger und Gitarristen, sondern auch den Erzähler, Pädagogen, Philosophen und natürlich auch den Spötter Biermann. Selbst der Veranstaltungsort Potsdam blieb nicht ungeschoren:Ich weiß, ich bin hier im PDS­Kaff. Hier kann man sich damit schmücken, eın Spitzel bei der Stasi gewesen zu sein. Vier Stunden lang gab Biermann neue und alte Lieder inklusive ausführlicherGebrauchsan­weisung zum Besten. Für'den manchmal etwas Jangatmigen, aber keineswegs langweiligen Gesangs- und Erzähl-Marathon bedankte sich das Publikum mit Ausdauer und Applaus.

mef/ Foto: Fritze

| Stühle der Macht

Neue Arbeiten auf Papier, Collagen und skulpturale Objekte unter dem Titel: Stühle der Macht zeigen Christine und Werner Jaschinsky bis 28. August 1997 in der Brandenburgıi­

er schen Landeszentra­Je für politische Bildung, Potsdam, Heinrich­Mann-Allee 107(Zufahrt Friedhofgasse), Haus 17. Die Ausstellung ist montags bis freitags von 9 bis 15 Uhr, dienstags bis 18 Uhr sowie zu den Veranstaltungen zu besichtigen. Der Eintritt ist frei. B.E./Ilustration: Christine Jaschinsky

LUST AN KUNST

Angehörige der Universität Potsdam vor­zustellen, die künstlerisch arbeiten, teils professionell, teilsnebenberuflich, ist das Anliegen der ReiheLust an Kunst. Jene interessierten und engagierten Mit­arbeiter und Studierenden sind aus eige­nem Antrieb und nicht zuletzt zum eige­nen Vergnügen kulturell-künstlerisch tä­tig. Deutlich werden sollen auch die Mo­tive für die Arbeit.

Zum Wintersemester 1995 wurde Kristian Commichau, 1959 geboren, als Professor für Chor- und Ensembleleitung an das In­stitut für Musik und Musikpädagogik der Universität Potsdam berufen. In kurzer Zeit baute er den aus 90 Sängerinnen und Sän­gern bestehenden Universitätschor auf und konzertierte Anfang 1996 mit Carl Orffs populärem WerkCarmina Burana im aus­verkauften Auditorium maximum.

Der Chorleiter wuchs in Kiel auf und erhielt dort seine ersten chorleiterischen Impulse. Von 1982 bis 1988 studierte er Schulmusik an der Hochschule der Künste Berlin mit dem Schwerpunkt Gesang. In seiner wis­senschaftlichen Hausarbeit behandelte Commichau die Aufführungspraxis barok­ker Musik, wobei ihn besonders interessier­te, wie sogenannte Alte Musik mit dem Wis­sen um spieltechnische Quellen heute rea­lisiert werden kann. Commichau: ‚Wenn in der Gegenwart das Bachsche Weihnachts­oratorium aufgeführt wird, sollte bewußt sein, daß die modernen Instrumente eine Fehlbesetzung sind, diese haben mit dem Instrumentarium des 18. Jahrhunderts we­nig gemein. 1987 gründete Commichau dievocal-concertisten, ein Kammerchor mit Chorsängern aus Berlin und Nord­deutschland. Der Chor ist selten gesunge­ner A-capella-Musik bzw. Aufführungen von Chormusik in ungewöhnlichemKlang­kleid verpflichtet, entsprechende Einspie­lungen liegen vor. Von 1992 bis 1995 leitete er denKnabenchor Uetersen und war als Studienrat für Musik am dortigen Gymnasi­um tätig. Ein Stipendium des Deutschen Musikrates ermöglichte ihm die Teilnahme an Dirigierseminaren im Inland, aber auch in Belgien und Venedig.

Zu Commichaus künstlerischen Intentionen gehört, den Chor und das Orchester der Universität als Klangkörper in der Kultursze­ne Potsdams zu etablieren. In seiner Lehrtä­tigkeit an der Alma mater hat Commichau die Dreiteilung von Chorarbeit, Orchester­aufbau bzw.-profilierung und spezifiziertem Dirigierunterricht zu bewältigen. Für den Dirigierunterricht wurde ein Studiochor ins Leben gerufen, Chorstudenten haben die Möglichkeit, selber vor einem Chor ihre Werke einzustudieren. Der Chor der Univer­sität wird nach seinem ersten Projekt,Car­

Kristian Commichau Foto: Fritze

mina Burana, das OratoriumBelsazar von Georg Friedrich Händel erarbeiten. Hierbei wird besonders auf Commichaus Spezialge­biet zur Aufführungspraxis von barocker Musik nach historischen Spielpraktiken wert gelegt. Das Orchester der Hochschule wur­de im April 1997 gegründet. Zum Mendels­sohn-Jahr 1997 erarbeitet es die Sinfonie Nr. 5, die Reformationssinfonie. Zusätzlich Stu­dieren die Mitglieder des Universitätsor­chesters, bestehend aus Laien wie Profis, das Klavierkonzert in c-Moll von Mozart und die OuvertüreGeschöpfe des Prometheus von Beethoven ein. Fr./Co.

Max und Moritz spielen

Wieder einmal wartete das 1994 gegründete KinderMusikTheater e.V.(KiMuThe) mit einem neuen Stück auf. Ende 1996 hatteMax und Mo­ritz Premiere, zwölf Aufführungen folgten, wei­tere Anfang Mai. Diese musikalische Lausbu­bengeschichte ist eine Komposition für Orche­ster mit Sprecher, Darstellern und Sängerdar­stellern, die der Komponist Gisbert Näther eigens für das KiMuThe schrieb. Die beteiligten 15 Studenten der Fachrichtung Musikerziehung an der Universität Potsdam und zwölf Kinder freuten sich,einem musikalischen Werk zum Start verholfen zu. haben, das Kindern wie Erwachsenen die Bildergeschichten Wilhelm Buschs in neuer Form lebendig werden läßt, Es handelte sich um eine Uraufführung des Stük­kes, an der außer dem KiMuThe das Deutsche Filmorchester Babelsberg und der Potsdamer Treffpunkt Freizeit, wo auch gespielt wurde, beteiligt waren. Die kontinuierliche und erfolg­reiche Arbeit des KiMuThe wurde übrigens mit der Silbermedaille derWilhelm Busch Gesell­schaft Berlin gewürdigt. B.E./Abb.: zg.

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