COMPUTER DENKEN LOGISCH
Zur Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Torsten Schaub
Was verstehen wir unter einem intelligenten Computer? Sind Computer überhaupt intelligent? Welche Verfahren sind zu entwickeln, um Computer mit Intelligenz auszustatten? Diese Fragen aus dem Forschungsbereich der computerunterstützten Wissensverarbeitung erörterte Prof. Dr. Torsten Schaub in seiner Antrittsvorlesung mit dem Titel„Wie baut man eine wissensverarbeitende Maschine? Na logisch, oder?”. Schaub ist seit dem vergangenen Sommersemester Professor für Wissensverarbeitung und Informationssysteme am Institut für Informatik der Universität Potsdam.
Prof. Dr. Torsten Schaub Foto: privat
Bereits 1666 bezeichnete der Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz die Simulation des menschlichen Denkens mittels Rechenmaschinen als eine Aufgabe für die folgenden 300 Jahre. Bei der Abbildung logischer Schlüsse auf Rechenregeln unterschied er damals schon die Sprache, in der Probleme formuliert werden sollten, von dem Kalkül, das die automatische Problemlösung erledigen sollte. In diese Logik-Tradition ordnete Schaub das Forschungsgebiet der logikbasierten Künstlichen Intelligenz(KI) ein.
Nach seiner Definition besteht die Intelligenz eines Computers nicht darin, wie ein Mensch zu sein oder zu denken, sondern vielmehr darin, gezielt spezielle menschliche Fertigkeiten ausführen zu können. In diesem Sinne gilt schon ein einfacher Taschenrechner als„intelligente'’’ Maschine. Eine Hauptaufgabe der moderaten Kl ist die Verarbeitung unvollständiger und widersprüchlicher Informationen, wie sie im alltäglichen Leben immer wieder auftreten. Ein Beispiel: Wenn man morgens mit dem Auto zur Arbeit fahren will, geht man davon aus, daß es auch anspringt. Wenn sich aber herausstellt, daß die Batterie schwach oder defekt ist, muß der Alltagsschluß zurückgenommen werden. Dieses Phänomen des Zurücknehmens von Wissen tritt insbesondere beim Schlußfolgern aus unvollständigen oder widersprüchlichen Fakten auf und wird als Nichtmonotonie bezeichnet. Da sich unvollständige und widersprüchliche Informationen nur sehr schwer mit herkömmlichen, klassischen Verfahren wie der Prädikaten
logik formal bearbeiten lassen, wurden ab Ende der 70er Jahre spezielle, sogenannte nichtmonotone Logiken kreiert. Das Hauptanliegen von Schaub besteht derzeit in der Entwicklung effizienter, auomatischer Beweisverfahren für einige dieser Logiken. Daß die in der Antrittsvoresung vorgestellten Formalismen nicht nur von theoretischem Interesse sind, beegte Schaub an zahlreichen Anwendungsgebieten wie der Diagnose technischer Systeme, der Bearbeitung von Konfiguraionsproblemen oder der qualitativen Modellierung komplexer Systeme.
Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl ließ das von Potsdamer Sportmedizinern entwickelte Extensionsgerät zur gezielten Entlastung der Wirbelsäule- kurz„Wirbel-Fix“ genannt— gleich durch einen Minister testen: und zwar im Rahmen der feierlichen Eröffnungsveranstaltung der von der Hochschulrektorenkonferenz organisierten„Tage der Forschung“, die in diesem Jahr am 1. Oktober an der Universität in Jena stattfand. Im Rahmen der Festansprachen waren der Bundeskanzler, Forschungsminister Dr. Jürgen Rüttgers sowie weitere Vertreter aus Politik, Wissenschaft sowie Wirtschaft zugegen. Mit dieser Veranstaltungsreihe, die an verschiedenen Universitäten fortgeführt wird, soll der Stellenwert einer zukunftsorientierten Forschung Würdigung und Unterstützung finden. Auf der gut organisierten Ausstellung am Rande der Veranstaltung wurde die Universität Potsdam durch Dr. Dieter Lazık vom Institut für Sportmedizin und Prävention vertreten. Das vorgestellte Ausstellungsexponat„Wirbel-Fix“ fand reges Interesse. Da mit Hilfe des Geräts
Die Aktualität der vorgestellten Verfahren wird auch durch das Vorhaben der NASA belegt, das unbemannte Raumschiff ‚Deep Space One“ mit einer logikbasierten Steuereinheit zu starten, die auftretende Fehler erkennen und beheben kann. Obwohl seit 1666 mehr als 300 Jahre vergangen sind, und obwohl wir heute nicht mehr das Ziel haben sollten, einen künstlichen Menschen zu schaffen, bleibt das Vorhaben„intelligente’'” Maschinen zu konstruieren nach wie vor eine aktuelle, interessante Aufgabe.
Thomas Linke
pa:
Rückenschmerzen reduziert werden können, wurde die Möglichkeit zur Nutzung stark ın Anspruch genommen. Nach den Festansprachen nahmen auch der Bundeskanzler und sein Stab die Möglichkeit zur Besichtigung einiger Stände wahr. Obgleich dem Stand der Potsdamer Uni auch hierbei mit großem Interesse begegnet wurde, ließ der Kanzler lieber einen Minister die Vorzüge der Innovation erproben. Mit seiner Bemerkung„... Ich bin ja wohl ein bißchen zu schwer...“ erkannte er mit weiser Voraussicht, daß jedes Gerät durch definierte Grenzwerte der Belastung gekennzeichnet ist. Im Ergebnis werteten die Teilnehmer die Veranstaltung als einen gelungenen Auftakt; es bleibt jedoch abzuwarten, ob die glühenden Appelle der hochrangigen Redner zur Forschungs- und Innovationslandschaft Deutschland eine Wirkung hinterlassen. Inwieweit die sparsame Landespolitik in Brandenburg diesbezügliche innovative Forschung unterstützen kann, bleibt derzeit offen.
D. L./ Abb.: zg.
PUTZ 8/97
Seite 7