Heft 
(1.1.2019) 08
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COMPUTER DENKEN LOGISCH

Zur Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Torsten Schaub

Was verste­hen wir unter einem intelli­genten Com­puter? Sind Computer überhaupt in­telligent? Wel­che Verfahren sind zu ent­wickeln, um Computer mit Intelligenz auszustatten? Diese Fragen aus dem Forschungsbe­reich der computerunterstützten Wis­sensverarbeitung erörterte Prof. Dr. Torsten Schaub in seiner Antrittsvor­lesung mit dem TitelWie baut man eine wissensverarbeitende Maschine? Na lo­gisch, oder?. Schaub ist seit dem ver­gangenen Sommersemester Professor für Wissensverarbeitung und Informations­systeme am Institut für Informatik der Universität Potsdam.

Prof. Dr. Torsten Schaub Foto: privat

Bereits 1666 bezeichnete der Philosoph Gott­fried Wilhelm Leibniz die Simulation des menschlichen Denkens mittels Rechenma­schinen als eine Aufgabe für die folgenden 300 Jahre. Bei der Abbildung logischer Schlüsse auf Rechenregeln unterschied er damals schon die Sprache, in der Probleme formuliert werden sollten, von dem Kalkül, das die automatische Problemlösung erledi­gen sollte. In diese Logik-Tradition ordnete Schaub das Forschungsgebiet der logik­basierten Künstlichen Intelligenz(KI) ein.

Nach seiner Definition besteht die Intelli­genz eines Computers nicht darin, wie ein Mensch zu sein oder zu denken, sondern vielmehr darin, gezielt spezielle menschli­che Fertigkeiten ausführen zu können. In diesem Sinne gilt schon ein einfacher Ta­schenrechner alsintelligente' Maschine. Eine Hauptaufgabe der moderaten Kl ist die Verarbeitung unvollständiger und wider­sprüchlicher Informationen, wie sie im all­täglichen Leben immer wieder auftreten. Ein Beispiel: Wenn man morgens mit dem Auto zur Arbeit fahren will, geht man davon aus, daß es auch anspringt. Wenn sich aber her­ausstellt, daß die Batterie schwach oder de­fekt ist, muß der Alltagsschluß zurückgenom­men werden. Dieses Phänomen des Zurück­nehmens von Wissen tritt insbesondere beim Schlußfolgern aus unvollständigen oder wi­dersprüchlichen Fakten auf und wird als Nichtmonotonie bezeichnet. Da sich unvoll­ständige und widersprüchliche Informatio­nen nur sehr schwer mit herkömmlichen, klassischen Verfahren wie der Prädikaten­

logik formal bearbeiten lassen, wurden ab Ende der 70er Jahre spezielle, sogenannte nichtmonotone Logiken kreiert. Das Hauptanliegen von Schaub besteht derzeit in der Entwicklung effizienter, au­omatischer Beweisverfahren für einige dieser Logiken. Daß die in der Antrittsvor­esung vorgestellten Formalismen nicht nur von theoretischem Interesse sind, be­egte Schaub an zahlreichen Anwendungs­gebieten wie der Diagnose technischer Sy­steme, der Bearbeitung von Konfigura­ionsproblemen oder der qualitativen Mo­dellierung komplexer Systeme.

Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl ließ das von Potsdamer Sportmedizinern entwickelte Exten­sionsgerät zur gezielten Entlastung der Wirbelsäule- kurzWirbel-Fix genannt gleich durch einen Minister testen: und zwar im Rahmen der feierlichen Eröffnungsveranstal­tung der von der Hochschulrektorenkonferenz organisiertenTage der Forschung, die in diesem Jahr am 1. Oktober an der Universität in Jena stattfand. Im Rahmen der Festansprachen waren der Bundeskanzler, Forschungsminister Dr. Jürgen Rüttgers sowie weitere Vertreter aus Politik, Wissenschaft sowie Wirtschaft zugegen. Mit dieser Veranstaltungsreihe, die an ver­schiedenen Universitäten fortgeführt wird, soll der Stellenwert einer zukunftsorientierten Forschung Würdigung und Unterstützung finden. Auf der gut organisierten Ausstellung am Rande der Veranstaltung wurde die Universität Potsdam durch Dr. Dieter Lazık vom Institut für Sportmedizin und Prävention vertreten. Das vorgestellte AusstellungsexponatWirbel-Fix fand reges Interesse. Da mit Hilfe des Geräts

Die Aktualität der vorgestellten Verfahren wird auch durch das Vorhaben der NASA belegt, das unbemannte Raumschiff ‚Deep Space One mit einer logik­basierten Steuereinheit zu starten, die auftretende Fehler erkennen und behe­ben kann. Obwohl seit 1666 mehr als 300 Jahre vergangen sind, und obwohl wir heute nicht mehr das Ziel haben sollten, einen künstlichen Menschen zu schaffen, bleibt das Vorhabenintelligente' Ma­schinen zu konstruieren nach wie vor eine aktuelle, interessante Aufgabe.

Thomas Linke

pa:

Rückenschmerzen reduziert werden können, wurde die Möglichkeit zur Nutzung stark ın Anspruch genommen. Nach den Festan­sprachen nahmen auch der Bundeskanzler und sein Stab die Möglichkeit zur Besichtigung einiger Stände wahr. Obgleich dem Stand der Potsdamer Uni auch hierbei mit großem Interesse begegnet wurde, ließ der Kanzler lieber einen Minister die Vorzüge der Innovation erproben. Mit seiner Bemerkung... Ich bin ja wohl ein bißchen zu schwer... erkannte er mit weiser Voraussicht, daß jedes Gerät durch definierte Grenzwerte der Belastung gekenn­zeichnet ist. Im Ergebnis werteten die Teil­nehmer die Veranstaltung als einen gelungenen Auftakt; es bleibt jedoch abzuwarten, ob die glühenden Appelle der hochrangigen Redner zur Forschungs- und Innovationslandschaft Deutschland eine Wirkung hinterlassen. Inwieweit die sparsame Landespolitik in Brandenburg diesbezügliche innovative For­schung unterstützen kann, bleibt derzeit offen.

D. L./ Abb.: zg.

PUTZ 8/97

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