EPOCHENSCHWELLEN ODER EPOCHENÜBERGÄNGE?
Barockforscher trafen sich in Kloster Zinna
Ein internationaler Kreis von Barockforscherinnen und-forschern traf sich vom 29. September bis zum 01. Oktober 1997 im brandenburgischen Kloster Zinna zu einer Fachtagung, gemeinsam ausgerichtet von der Freien Universität Berlin und der Universität Potsdam, um eine der zentralen Fragen der Barockforschung erneut zu diskutieren: In welchen komplexen Prozessen und historischen Zeitabläufen vollzog sich der Übergang von der Literatur des Mittelalters zur Literatur der Neutzeit? Ist dabei von einer eigenständigen Übergangszeit auszugehen, deren Anfänge weit zurück im Mittelalter liegen und die weit in die Neuzeit hinein reicht?
Antwort auf diese Frage suchte und sucht das Berliner Modell der Mittleren Deutschen Literatur zu geben. Seine Produktivität zu prüfen, war Gegenstand der 18 Vorträge und der Diskussion. Anlaß für diese Themenwahl bot der 65. Geburtstag des Berliner Barockforschers und Editors Hans-Gert Roloff, der seit rund 30 Jahren dieses Modell als einen eigenständigen Lösungsvorschlag weiterentwickelt. Ei
f
Mit dem Thema„Reelle algebraische Geometrie- Theorie und Anwendungen“ beschäftigte sich die diesjährige Sommerschule des Institutes für Mathematik der Universität Potsdam. Der Einladung von Prof. Dr. Joachim Gräter(Algebra und Zahlentheorie) und Prof. Dr. Peter Maaß(Numerik) folgten insgesamt 25 Studierende sowie junge Wissenschaftler aus dem Bundesgebiet und dem europäischen Ausland. Zusammen mit den Gastreferenten Prof. Dr. Eberhard Becker(Universität Dortmund) und Prof. Dr. Volker Weispfennig (Universität Passau) wurden in Vortragsreihen
genständigkeit und Bedeutung der Mittle
en Deutschen Literatur erklären sich danach aus der Grundauffassung, daß in ihr „die Fundamente für literarische, formale und ideologische Phänomene(liegen), die uns heute noch... als Elemente einer geschichtlichen Tradition präsent sind: Die Rezeption der Antike, der Konfessionalismus und das ideologische Engagement, das Medienproblem..., die literariSs
_
che Formen-Entwicklung ad hoc, die Grundlagen des Bildungsinstrumentarims...“, so Roloff. m Rahmen dieses Forschungsansatzes ückten vorrangig solche Aspekte in den Mittelpunkt des Interesses, wie die Entwicklung von Verfahren zu einer umfassenden Erschließung der Textüberlieferung nach modernen Gesichtspunkten, ein forciertes Editionswesen zur notwendigen Bereitstellung von Texten, eine auf Internajonalisierung und interdisziplinäre Zusammenarbeit ausgerichtete Forschungsorientierung, die sich zwingend aus der Vielfältigkeit des skizzierten Gebietes Sowie aus der Akzeptanz eines erweiterten Literaturbegriffs ergab. Drei ThemenSchwerpunkte standen deshalb während
MATHEMATIKER-SOMMERSCHULE IN POTSDAM
und Übungsgruppen aktuelle Grundlagenergebnisse sowie anwendungsrelevante Software aus dem Bereich der polynomialen Gleichungs- und Ungleichungssysteme präsentiert. Besonders beeindruckte die Teilnehmer, wie fast vergessene Resultate der klassischen Algebra aus dem vorigen Jahrhundert heute im Rahmen der Computeralgebra zu neuer Bedeutung im Zusammenhang mit anwendungsorientierten Programmen gelangen können. Eine Förderung erhielt das mehrtägige Treffen durch die VolkswagenStiftung. J. G./Foto: Bonatz
PUTZ 8/97_
VO SES N 7 Wi) CS
nOwig,{| fie 1 ES HS
2> A& Den Stine fü
Si grunt. Serbin| not. | em frofF| Sit ac 5, AR Sy
Aus der Sammlung„Fruchtbringender Lustgarten“, 1647, von Justus Georg Schottelius. Abb: Zg.
der Tagung im Vordergrund: die interdisziplinäre Diskussion des Problems der Epochenschwelle, Fragen der literarischen Entwicklung in der Mittleren Zeit, wobei ein Schwerpunkt die Erschließung neuer Textbestände und ihre sachliche Kommentierung bildete sowie Phänomene und Tendenzen der interkulturellen und inerdisziplinären Wahrnehmung, die‘ als Rezeptions- und Transferprobleme wahrgenommen werden. Dabei wurde in der Diskussion zur Epochenproblematik die Produktivität inerdisziplinären Forschens besonders deutlich. Vortragsthemen wie„Die Frühe Neuzeit als philosophiegeschichtliche Epoche“, ‚Wann endet in der Medizin das Mittelalter?“,„Renaissance oder Reformaion? Epochenschwellen für schreibende Frauen“ oder„Mittelalterliche Literatur in der Frühen Neuzeit“ spiegeln die Breite des Forschungsansatzes wider. So unterschiedlich die Fragestellungen auch waren, letztendlich konstatierten alle Bei träger einen weiten Epochenbegriff, in dem die„Gleichzeitigkeit des Ungleich zeitigen“ eingebettet werden konnte, der auch die Kontinuität und die Fortschreibung von Traditionen aus dem Mittelalter mindestens bis ins 18. Jahrhundert in den Blick nahm und der dennoch aus der Sicht der jeweiligen Fachdisziplin immer wieder kritisch in Frage gestellt werden mußte. Elke Lösel
Seite 13