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Ganz oben auf der Sorgenliste aber stehen die angedachten Fristen. In dem eigens dazu verfaßten studentischen Sondervotum vom November 1996 heißt es denn auch: Die Vorgaben(fünf Semester als Obergrenze für das Vordiplom beziehungsweise zehn Semester für das Diplom)„gehen von einem Idealstudenten aus, der sich ausschließlich seinem Studium widmet“, In dem Falle fehle die Zeit für den Blick über den Tellerrand, die Arbeit zum Lebensunterhalt oder das Engagement in universitären Gremien. Im Fakultätsrat bleibt es durch Beschluß vom 18.12.1996 bei der zeitlichen Beschränkung. Weitergeführt wird der Disput jetzt in der unter Leitung der Prorektorin Prof. Dr. Bärbel Kirsch tagenden Senatskommission für Lehre und Studium(LSK).
Zweite Runde in UniSenatskommission
In der LSK liegen die Argumente für und gegen einzelne Festlegungen erneut auf dem Tisch. Hinsichtlich des gemeinsamen Ziels herrscht dennoch gleich zu Beginn Übereinstimmung: man will die neue Prüfungsordnung. Die Studenten sollen genügend Raum erhalten, eigene Vorstellungen zu präsentieren. Zündstoff bieten zum Beispiel die beiden am Ende der Ausbildung geplanten mündlichen Prüfungen, die nicht überall in diesem System üblich sind.„Letztlich“, konstatiert Kirsch,„hat die LSK diesen Prüfungs
gesprächen zugestimmt, weil sie die Möglichkeit schaffen, ein Fach nicht nur in seinen Segmenten zu reflektieren, sondern Beziehungsgefüge herzustellen“. Auch eine aus Sicht der jungen Leute drohende stärkere Reglementierung des gesamten Studienablaufs sorgt nochmals für hitzige Wortgefechte, andere Themen kommen hinzu. Das Pro und Kontra bringt den erhofften Erfolg. Es entsteht ein Kompromiß.„Ich denke“, resümiert die Prorektorin für Lehre und Studium an der Potsdamer Alma mater,„die Arbeit hat sich gelohnt“.„Ecken und Kanten existieren mit Sicherheit. Dennoch sollte wir nun den Versuch starten, einer sich in den Hochschulen einer Reihe von Ländern abzeichnenden Tendenz Rechnung zu tragen.“ Aus den Erfahrungen könnten mögliche Nachfolger profitieren. Konkrete Pendants in den anderen Fakultäten bestünden allerdings derzeit noch nicht.
Die Details stehen fest
Das Prinzip der Diplomprüfungsordnung scheint einfach: am Ende jeder Veranstaltung wird eine in der Regel schriftliche Prüfung angesetzt, der Teilnehmer bekommt dafür je nach Leistung Bonus- oder Maluspunkte. Sind im Hauptstudium in fünf Fächern jeweils 14 Bonuspunkte erreicht und die Diplomarbeit erfolgreich geschneben, so ist das Examen bestanden. Die Gesamtnote ergibt sich aus dem mit den Bonuspunkten gewichteten
Durchschnitt der Einzelnoten.
Zahlreiche Nebenbedingungen untermauern die Struktur des Entwurfs. Dabei leistet sich Potsdam durchaus Spezifika.„Zu ihnen gehören“, erklärt Prof. Dr. Wilfried Fuhrmann aus der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät,„jene zwei mündichen Prüfungen am Schluß des Studiums und das nach oben mit 32 Punkten begrenze Malussystem, das eine individuelle Wiederholungsstruktur zuläßt“.
Drei Hauptaspekte machen das Anliegen der DPO nach dessen Ansicht aus: größere Flexibilität, höhere Transparenz sowie weniger Mobilitätshemmnisse. So können beispielsweise an anderen Universitäten erbrachte Prüfungen im Umfang von 28 Bonuspunkten angerechnet werden. Damit steht es den Studierenden frei, bis zu einer gewissen Obergrenze einzelne Veranstaltungen in außerhalb Potsdams befindlichen Einrichtungen zu absolvieren. Eine Zwangsvermischung zwischen Berlin und Brandenburg soll es dabei jedoch aus Sicht Fuhrmanns nicht geben.„Die Prüfungsordnung“, unterstreicht der Wissenschaftler,„ist schließlich entstanden mit Blick auf eine bessere Ausbildung, einen funktionierenden Know-how-Transfer, hohe Wissenschaftlichkeit“. Ihr zugrunde lägen keine finanzpolitischen Spiele. Es sei eine Initiative der Uni, mahnt er, nicht der Politiker. Die Hochschule habe Reformfähigkeit bewiesen. PS.
DDR-SPITZENSPORT STEUERTE AUF TALFAHRT ZU Potsdamer Uni-Projekt mit neuen Fakten
„Die ökonomische Realität hatte den DDRSpitzensport eingeholt, als die DDR formell noch bestand.“ Zu dieser Einschätzung kommt Prof. Dr. Hans Joachim Teichler vom Institut für Sportwissenschaft der Universität Potsdam. In einem Forschungsprojekt widmen er und seine Mitarbeiter sich dem einstigen Leistungssportsystem in den 80er Jahren bis hin zu dessen Auflösung.
Nach neuesten Erkenntnissen der Wissenschaftler spitzte sich die Lage auf dem gesamten Sportsektor drastisch zu. Die wirtschaftliche Krise des sozialistischen Staates blieb offensichtlich nicht ohne Auswirkungen auch auf das bis dahin äußerlich funktionierende Vorzeigeobjekt. Jede Mark Zuwendung erforderte jetzt harte Auseinandersetzungen mit der staatlichen Plankommission. Auf Unterstützung durch das Politbüro konnten die Funktionäre dennoch hoffen. Der im Januar 1989 als Orientierung deklamierte Leistungssportbeschluß für die Jahre 1990-1994 beispielsweise dezimierte zwar die beantragten Investitionen um ein Viertel
auf 348,7 Mio DM, genehmigte jedoch 420 weitere Planstellen, mehr Personal für den Sportmedizinischen Dienst und Fahrzeuge. Wie dramatisch die Lage trotzdem inzwischen war, kennzeichne nach Ansicht Teichlers nicht nur der bereits verhängte Stop von Neubauten geplanter Trainingsund Wettkampfstätten, sondern ebenso der spärliche Erhalt vorhandener Anlagen.„In einigen Bereichen hatte man damit begonnen, den Ast, auf dem man saß, abzusägen“, so seine Einschätzung. Der TSC Berlin etwa sei bei dessen Bemühungen um die notwendige Instandsetzung des zerfallenden Friesen-Stadions erfolglos geblieben. Schwimmer des Clubs sowie weiterer Trainingszentren saßen deshalb buchstäblich auf dem Trockenen. Für aktuelle Olympia-Kader und Medaillenanwärter aber sicherten Sonderregelungen das Trainingspensum.
Nichtsdestotrotz: DDR-Athleten zahlreicher Disziplinen beherrschten auch jetzt die Teilnehmerfelder internationaler Wettbewerbe. Daß dies durchaus keine in Serien produzierten Zufälle darstellte, bleibe dabei
unstrittig. Einigkeit herrsche unter den Experten in jenem Zusammenhang über die Effizienz des damals üblichen einheitlichen Systems der Sichtung und Auswahl möglicher Talente, das mit seinen Folgeerscheinungen allerdings viel Geld kostete. Allein im zivilen Bereich, noch fehlen den Potsdamern exakte, insbesondere finanzielle Angaben über die Sportvereinigungen ASK und Dynamo, gab es 1800 Trainingszentren, von denen jährlich rund 3000 Jugendliche in die 25 Kinder- und Jugendsportschulen des Landes kamen. Dort erhielten sie teilweise eine ‚besonders personalintensive Einzelbetreuung, erforderliche Ausbildungszeitverlängerungen wurden mit dem fiktiven Jahreslohn eines Facharbeiters in Höhe von 20.000 DM pro Jahr materiell abgegolten.„Nachweislich floß die Masse der volkswirtschaftlichen Ressourcen nicht in den Breiten-, sondern in den schmalen Sektor Leistungssport“, so der Inhaber der Professur für Zeitgeschichte des Sports.„Dazu gehörten im ganzen nur annähernd 100.000 Personen, wie zum Bei
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