> den Hochschulen des Landes Brandenburg gestattet, ihre eigene Verfassung im Wettbewerb zu erproben. Ferner sprechen sich ihre Gremien dafür aus, daß die kollegiale Leitung und die bisherige Aufgabenverteilung zwischen der Hochschulleitung und zentralen Gremien, wie dem Senat, zu erhalten sind. So ist die geplante Übertragung von wesentlichen Kompetenzen des Senats auf einen allzu starken Präsidenten abzulehnen. Darüber hinaus wendet sich die Universität Potsdam nachdrücklich gegen einen, wie von Minister Reiche vorgesehenen, Hochschulrat, der für alle Hochschulen des Landes zuständig ist, dessen Mitglieder ausschließlich vom Wissenschaftsminister eingesetzt werden und der weitaus mehr als nur beratende Aufgaben wahrnehmen würde. Der Entwurf des neuen Hochschulgesetzes sieht ferner die Abschaffung des bisher höchsten Organs der Hochschulen— des Konzils- vor. Gegen einen solchen„nicht zu rechtfertigenden Eingriff in die demokratischen Strukturen der Universität“ verwahrt sich das Konzil und brandmarkt den Gesetzentwurf als„pseudodemokratisch“. red.
IM WORLD WIDE WEB: DAS UNI-VORLESUNGSVERZEICHNIS
Pünktlich zum Semesterstart lag es auf dem Tisch: das Vorlesungsverzeichnis der Universität Potsdam. Nachdem es zunächst nur in gedruckter Form verfügbar war, ist es jetzt auch im World Wide Web(WWW) unter der Adresse„http://www.uni-potsdam.de/u/ studium/vvz/index.htm“ als PDF-Datei abrufbar. Dabei erscheint eine identische Kopie des gedruckten Exemplares auf dem Bildschirm. Um PDF-Dateien nutzen zu können, wird das Softwaremodul„Acrobat Reader 3.0“ benötigt. Zu beziehen ist es kostenlos im Internet. Das derzeitige Angebot ist noch eine Zwischenstufe der Darstellung. Die Suchmöglichkeiten sind deshalb eingeschränkt. Geplant ist, das Verzeichnis so aufzubereiten, daß auch umfangreichere ReCherchen möglich sind.
Das aktuelle Nachschlagewerk enthält immerhin fast 300 Seiten. Aufgeführt sind zentrale Organe und Gremien, die Verwaltung, einzelne Betriebseinheiten, interdisziplinäre Einrichtungen, kooperierende außeruniversitäre Wissenschaftszentren genauso wie Fakultäten beziehungsweise Institute sowie Personal und Lehrveranstaltungen. Auch die Anschriften der Hochschul-Standorte, Lagepläne, Telefonnummern wie e-mail-Adressen der Mitarbeiter fehlen nicht. Einen Einblick in den Ausbildungsrhythmus geben aktuelle Fristen und Semestertermine. Mit der großen Informationsfülle gerät das Verzeichnis zum wichtigen Handbuch über die Universität Potsdam. PG.
IN SORGE UM DIE KÜNFTIGE ENTWICKLUNG
Podiumsdiskussion zur Novelle des Brandenburgischen Hochschulgesetzes
Der kürzlich vom Wissenschaftsministerium vorgelegte Entwurf einer Novelle des Brandenburgischen Hochschulgesetzes(BbHG) stößt bei den Vertretern des Deutschen Hochschulverbandes, den Rektoren der Universitäten Frankfurt/ Oder und Potsdam sowie weiteren Diskussionsrednern in grundsätzlichen Punkten auf Ablehnung. Das kam sehr deutlich im Rahmen einer Podiumsdiskussion mit dem Wissenschaftsminister Steffen Reiche, dem Präsidenten des Hochschulverbandes, Prof. Dr. Hartmut Schiedermair, den Rektoren der genannten Hochschulen und dem Brandenburgischen Landesvorsitzenden des HochSschulverbandes, Prof. Dr. Klaus Hänel (Universität Cottbus), zum Ausdruck. Diese Diskussion fand im Audimax der Potsdamer Universität statt. In Sorge um die Entwicklung der brandenburgischen Hochschullandschaft hatte der Deutsche Hochschulverband die Initiative zu diesem gemeinsamen Gespräch ergriffen.
Ein Hauptkritikpunkt ist die beabsichtigte Einführung einer zentralistischen Leitungsstruktur: Die Novelle sieht einen die Ziele der Universität definierenden externen Hochschulrat, einen nahezu allmächtigen Präsidenten und einen in seinem Einfluß erheblich eingeschränkten Senat vor. Der Hochschulverband befürchtet, daß es durch diese Aussperrung der Hochschullehrer zu einer deutlichen Schwächung der Autonomie der Hochschulen und einer Lähmung von Initiativen ihrer Mitglieder kommt. Pointiert äußerte.
Prof. Schiedermair, daß die Umsetzung des Gesetzes zu„viel Disziplinierung und wenig Kreativität“ führen werde.
Die Sorge betreffs Fremdbestimmung der Universität wird noch dadurch verstärkt,
In Sorge: Prof. Dr. Hartmut
Schiedermair, der Präsident
des Hochschulverbands. Foto: Fritze
Zwiespältig: Prof. Dr. Hans N, Weiler, Rektor der Universität Viadrina Frankfurt/ Oder. Foto: Fritze
daß der Gesetzentwurf den Minister zum Erlaß von mehr als zwanzig Rechtsverordnungen ermächtigt. Von vielen Diskussionsrednern wurde der Minister gebeten, auf die Initiative und das Engagement der Hochschullehrer an den Brandenburgischen Hochschulen zu vertrauen und den bisher sehr erfolgreichen Aufbauprozeß durch Entmündigung ihrer Leistungsträger nicht zu gefährden. Die Abkehr vom Kollegialitätsprinzip, der bewährten Organisationsform deutscher Universitäten, bringt die große Gefahr der Entsolidarisierung ihrer Mitglieder und die Abkehr vom Bemühen um die Einheit der Wissenschaft mit sich. Der Minister wiederum sieht in dem neuen Leitungsmodell einen wesentlichen Hebel zur Effektivierung der Hochschulen. Angesichts dieser unterschiedlichen Bewertungen des neuen Leitungsmodells sind die von mehreren Diskussionsrednern gemachten Vorschläge, jeder Brandenburgischen Hochschule die Entscheidung über ihre Leitungsstruktur selbst m
zu überlassen und im Wettbewerb zwischen den Hochschulen beide Systeme zu vergleichen, ein möglicher Ausweg. Weitere, wenn auch weniger heftig diskutierte Fragen betrafen die beabsichtigte weitere Nivellierung des gegliederten Hochschulsystems im Lande, die im Gesetz fehlende Aufzählung der vorhandenen Hochschulen als Manifestierung und Bekenntnis zu diesen und die Schaffung alternativer Studienabschlüsse (Bakkalaureat, Master).
Eine aufmerksame Begleitung und Einflußnahme auf die Novelle durch die Betroffenen hielten die Vertreter des Hochschulverbandes und der Hochschulen im Rahmen der Podiumsdiskussion als während der nächsten Monate dringend notwendige Aufgabe fest. Heinz Junek
Mit großen Bedenken: Prof. Dr. Wolfgang Loschelder, Rektor der Universität Potsdam.
Foto: Fritze
Erstaunt über die skeptischen Reaktionen: Steffen Reiche, der brandenburgische Wissenschaftsmini
Foto: Fritze
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PUTZ 9/97