SONDERPROGRAMM GEHT IN DIE ZWEITE HALBZEIT
Weiterqualifizierung brandenburgischer Lehrkräfte auf vollen Touren
Im Herbst 1994 startete Brandenburg ein bundesweit einmaliges und höchst ambitioniertes Programm zur berufsbegleitenden Weiterbildung von rund 3400 Lehrerinnen und Lehrern. Dessen Ziel war es, in vergleichsweise kurzer Zeit Beschäftigungssicherung für Lehrerinnen und Lehrer, die Personalentwicklung an den Schulen und deren Qualitätsverbesserung nachhaltig zu fördern. Im Sonderprogramm zur Weiterqualifizierung brandenburgischer Lehrerinnen und Lehrer können seither Lehrkräfte, deren Lehrbefähigungen bereits jetzt oder absehbar nicht mehr benötigt werden, ein Erweiterungsstudium in einem Mangelfach absolvieren.
Die Studien finden berufsbegleitend statt, enthalten Fernstudienelemente, werden dezentral an derzeit elf Standorten im ganzen Land angeboten. Sie sind nach Halbjahren strukturiert und werden mit einer Erweiterungsprüfung nach zwei Jahren für die Sekundarstufe I beziehungsweise für die nur dort vertretenen Fächer nach zweieinhalb Jahren für die Sekundarstufe II vor dem Landesprüfungsamt abgeschlossen.
Aktuell befindet sich das Programm mit circa 2000 Studierenden in 16 Studiengängen in seiner stärksten Beanspruchung. Sie werden zur Zeit von etwa 300 Dozenten und Mentoren unterrichtet, in der Geschäftsstelle sind knapp 40 Mitarbeiter tätig. Studiert werden die Fremdsprachen Englisch und Französisch, Politische Bildung, Wirtschaftswissenschaften und LebensgestaltungEthik-Religionskunde(L-E-R), die künstlerischen Fächer Musik, Kunst und Darstellendes Spiel, die beruflichen Fachrichtungen Bau,- Vermessungs- und Metalltechnik, Ernährung und Hauswirtschaft, Sozialpädagogik/Sozialpflege, das Fach Arbeitslehre sowie die sonderpädagogischen Fachrichtungen Verhaltensgestörten- und Geistigbehindertenpädagogik. Mitarbeiter der Universität wirken in vielfacher Hinsicht in dem Programm mit, sei es als Lehrende, sei es in der Koordination von Fachstudien oder als Verwaltungskräfte in der Geschäftsstelle. Dafür profitiert die Universität vor allem von der eigens eingeräumten Möglichkeit für fast 40 geeignete Universitätsmitarbeiter, die in die neuen Hochschulstrukturen nicht integriert werden konnten, im Sonderprogramm zu einer Lehrbefähigung in einem Mangelfach zu gelangen, um dann in den Schuldienst übernommen werden zu können.
Im Herbst 1996 haben die ersten 374 Lehrkräfte ihre Erweiterungsprüfung vor den auch mit Hochschullehrern der Universität besetzten Prüfungskommissionen abgelegt, im Frühjahr 1997 weitere 241, und im Herbst 1997 sind nochmals über 500 Teilnehmer im
Begniff, dies zu tun. Nach den bisher vorliegenden Erfahrungen liegt die Zahl derjenigen, die sich nicht zur Prüfung gemeldet oder nicht die Zulassungsvoraussetzungen erfüllt haben, nicht über drei Prozent. Bei sehr erfreulichen Durchschnittsnoten blieben die Fehlversuche auf ganz wenige Ausnahmen beschränkt, was für das erreichte Leistungsniveau, die intensive Betreuung und nicht zuletzt für den Fleiß und die hohe Studienmotivation der Studierenden spricht. 1997/98 laufen die Studiengänge Politische Bildung, Wirtschaftswissenschaften und die sonderpädagogischen Fachrichtungen aus. Eindeutiger Schwerpunkt für die verbleibende Programmdauer wird die Ausbildung in L-E-R sein. Obwohl mit der letztmaligen Studienzulassung für 1998 rund 600 Studierende in diesem Fall vorgesehen sind, bleibt, bezogen auf den Grundbedarf für die Sekundarstufe I, eine Bedarfslücke von circa 90 Personen, der sich die Universität mit ihrem in der Entwicklung befindlichen L-ER-Angebot ab Herbst 1998 annehmen muß.
deren Kooperation mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen. So wurde dann auch die bereits praktizierte Zusammenarbeit zwischen dem Forschungszentraum Europäische Aufklärung e.V und der Hochschule am 7. November 1997 auf eine vertragliche Grundlage gestellt. Denn an diesem Tage unterzeichneten Rektor Prof. Dr. Wolfgang Loschelder(rechts) für die Alma mater und Prof. Dr. Martin Fontius(links) für das Zentrum einen Kooperationsvertrag. Ziel ist es dabei, die Zusammenarbeit in Forschung und Lehre entsprechend den Empfehlungen des Wissenschaftsrates zur Förderung der Geisteswissenschaftlichen Zentren vom November 1994 zu entwickeln und zu pflegen. Vor allem geht es um den wissenschaftlichen Informations- und Erfahrungsaustausch, um gemeinsame Forschung, Lehraufträge, Gastvorlesungen, gemein
JETZT MIT KOOPERATIONSVERTRAG
Zu den Markenzeichen der Uni Potsdam gehört
Für Februar 1998 ist jetzt ein„Halbzeit-Heang“ geplant, bei dem Erfahrungen und Zwischenergebnisse vorgestellt und auch mit externen Experten kritisch diskutiert werden sollen. Allerdings stellt dies nur eine Abmilderung des nach wie vor bestehenden Hauptproblems des Sonderprogramms dar: seine mangelnde externe Evaluation. Weder Wissenschaftler der Universität Potsdam noch anderer Hochschulen konnten bisher hierfür gewonnen werden, was angesichts der großen Bedeutung des Programms und zugleich der hervorragenden Forschungszugänge ein nur schwer verständliches Manko bedeutet. Immerhin hat die Max-TrägerStiftung einen Forschungspreis zur Programmevaluation ausgelobt, und es zeichnet sich in der Kooperation mit Wissenschaftlern der Freien Universität Berlin und einer israelischen Universität eine mögliche Begleitforschung zum L-E-R-Studiengang ab. Im übertragenen Sinn würde dies bestätigen, daß der Prophet im eigenen Lande wenig gilt. Bernhard Muszynski
un
same Berufungen, die Förderung des wissen
schaftlichen Nachwuchses sowie die wechselseitige Nutzung von Einrichtungen, insbesondere auf den Gebieten der EDV und des Bibliothekswesens. Die Schwerpunkte des Zentrums reichen von Forschungen zur Ideengeschichte des 18. Jahrhunderts in Europa bis zur interdisziplinären vergleichenden Kultur- und Kommunikationsgeschichte zum Jahrhundert der Aufklärung. Am Tage der Vertragsunterzeichnung berief Prof. Dr. Friedrich Buttler, Staatssekretär im brandenburgischen Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur, Martin Fontius zum Professor für Romanistik unter besonderer Berücksichtigung historischer Kulturwissenschaft und Kommunikationsgeschichte des 17, und 18. Jahrhunderts an der Universität Potsdam.(Siehe dazu auch Rubrik„Personalia” in dieser Ausgabe.) B.E./Foto: Tribukeit
PUTZ 9/97
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