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(1.1.2019) 09
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BRANDENBURGISCHE TOLERANZ

Beitrag der Uni Potsdam zu denTagen des Dialogs zwischen den Kulturen

Auf Anregung des Bundespräsidenten fan­den in der Region Berlin-Brandenburg vom 12. bis zum 14. November 1997Tage des Dialogs zwischen den Kulturen statt, eine in den kommenden Jahren dann in anderen Bundesländern und Regionen fortzusetzende Gelegenheit, zwischen und über die vielen Immigrationskulturen in Deutschland zu diskutieren, miteinan­der ins Gespräch zu kommen, gemeinsam zu feiern. Eine Gelegenheit auch für die zahlreichen interkulturellen Initiativen, sich zu präsentieren und Erfahrungen aus­zutauschen. Am zweiten Tag, dem 13. No­vember, waren die Hochschulen aufgeru­fen, einen eigenen Beitrag zu gestalten. Für die Universität Potsdam wurde daraus eine ganztägige Veranstaltungsreihe unter dem MottoBrandenburger Toleranz.

Die Vorträge des Vormittags wurden nach der Begrüßung durch den Rektor, Prof. Dr. Wolf­gang Loschelder, von Ministerpräsident Dr. Manfred Stolpe eröffnet, der Toleranz als ethi­sche Maxime des aktiven Verstehen-Wollens gegen Ignoranz und Indifferenz aufgriff und die großen Herausforderungen ihrer prakti­schen Verwirklichung betonte. Auch forderte er Politik und Wissenschaft auf, gemeinsam in einer Argumentations- und Handlungs­offensive gegen Fremdenfeindlichkeit zusam­menzuwirken. Politik bedürfe der wissen­schaftlichen Beobachtung und Analyse, um deutlich auf Gestaltungsmöglichkeiten und Defizite hingewiesen zu werden.

Prof. Dr. Heinz-Dieter Heimann vom Histori­schen Institut behandelte sodann in einem VortragBrandenburger Toleranz zwischen Mythos, Anspruch und Dementi. Ausgehend von grundsätzlichen und aktuellen Anmer­kungen präsentierte er eine geschichtliche Tour dhorizon vom Mittelalter bis zur Neuzeit und stellte hiesige Toleranztraditionen als Herausbildung dialogischer Politikweisen zur Wahrnehmung normativer Gemeinsamkeit in der Erosion jeweils überkommender Werte­systeme vor. Während die forcierte Einwan­derungspolitik, wie sie etwa im Edikt von Potsdam von 1685 zum Ausdruck kommt, eher Anlaß zu vielfältiger Mythenbildung ge­worden ist hier ging es primär um Zuwan­derung aus merkantiler Staatsraison, erZwun­gen gegen den Widerstand der ansässigen Bevölkerung-, seien diese mittelalterlichen Wurzeln in der Tat früheste Belege für Tole­ranz gleichsam als politisches Lernpro­gramm.Empirische Befunde zur(Un) Duld­samkeit in Brandenburg erläuterte im An­schluß Dr. Dietmar Sturzbecher vom Zen­trum für Jugend- und Sozialisationsforschung der Universität. Seine Hauptaussage lief darauf hinaus, daß die Fremdenfeindlichkeit

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Betreffend

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unter Brandenburger Jugendlichen in den letzten Jahren insgesamt nicht zu, sondern eher abgenommen habe, dieser Trend aber nicht für die Gruppe der Auszubildenden gelte, die auch in besonderem Maße für an­tisemitische Vorurteile anfällig ist. Ebenfalls im Zunehmen seien Anzeichen für eine stär­kere Gewaltbereitschaft. Zum Abschluß der vormittäglichen Beiträge erörterte Prof. Dr. Barbara Krahe vom Institut für Psychologie die Frage,wie Vorurteile entstehen und sich fortzeugen aus sozialpsychologischer Sicht. Danach bedienen Vorurteile grundlegende Wahrnehmungsbedürfnisse von Individuen im Verhältnis zu anderen Menschen und Gruppen, enthalten besonders wirksame Selbstbestätigungselemente, die beispiels­weise aus einem bloßen Kennenlernen Fremder auch negative Vorurteile bestärken könnten. Sie ließen sich in ihrer Fortzeugung vielmehr nur durch Bewußtmachen und kri­tische Eigenwahrnehmung eindämmen.

Der Nachmittag versammelte drei Foren, in deren erstemDialoge in schwieriger Nach­barschaft: Brandenburg und seine östlichen

Nachbarn Hochschullehrer der beiden Partneruniversitäten Posen und Potsdam die Voraussetzungen der deutsch-polnischen Zusammenarbeit beleuchteten, verschiedene Aspekte der gegenseitigen Wahrnehmung behandelten und gemeinsame Perspektiven in der europäischen Integration aufzeigten. Das zweite Forum ‚Wo der Dialog eingeübt werden soll: Lebensgestaltung Ethik Religionskunde. Ein neues Schulfach in der Kontroverse brachte Betroffene, Pro- und Kontra-Engagierte sowie Wissenschaftler ins Gespräch über den Sinn und die Ausgestal­tung dieses spezifisch brandenburgischen und höchst umstrittenen Schulprojekts.

Der Praxis des interkulturellen und des intrakulturellen Dialogs war das dritte Forum gewidmet: ‚Wo Dialoge stattfinden: Integra­tions- und Nachbarschaftsinitiativen in Bran­denburg. Eine erste Forumsrunde gestalte­ten verschiedene Initiativen, die im Dialog zwischen Kulturen und in Integrationsvor­haben engagiert sind. Ein Dialogfeld auch innerhalb unserer eigenen Kulturen bildete die zweite Runde zum jüdischen Leben in Brandenburg, das allerdings wesentlich durch osteuropäische Immigranten bestimmt wird und sich so unschwer auf die zuvor ver­handelten Integrationsprobleme beziehen ließ. Während die Angebote der Vorträge und Foren ein beredtes Zeugnis von der attrakti­ven Präsenz der Universität Potsdam auch zu aktuellen Themen abgaben, muß sie sich selbst offensichtlich hinsichtlich ihres Dialog­bedürfnisses noch erheblich weiterentwik­keln, war doch die Teilnahme der naheliegen­dsten Adressaten, Studierende und Lehren­de, recht dürfüg. Bernhard Muszynski

DER BÖRSENGANG:

Chancen für Wachstumsunternehmungen und Anleger

Zur Auftaktveranstaltung für die geplante Kooperation zwischen der Professur für Be­triebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Finanzierung und Banken und dem Ost­deutschen Sparkassen- und Giroverband hatten kürzlich Prof. Dr. Detlev Hummel aus der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam und Dr. Roland van Gisteren, Direktor der Ostdeutschen Sparkassenakademie in Potsdam, zu einem Gastvortrag eingeladen. Als Referent trat Dr. Rüdiger Freiherr von Rosen, Ge­schäftsführer des Deutschen Aktieninstituts e. V. in Frankfurt am Main, ans Rednerpult. Über 200 Gäste, vor allem Mitarbeiter und Auszubildende der Sparkassen und Ban­ken sowie Studierende der Alma mater, folgten seinen Ausführungen über den Börsen­gang als Chance für Wachstumsunternehmungen und Anleger.

Indikatoren für eine unterentwickelte Aktien­kultur(Equity Culture) sind demnach eine zu geringe Anzahl von börsennotierten Un­ternehmen und eine nicht ausreichende Anzahl von Neuemissionen. Als Ursache hierfür diene die deutsche Tradition der Fremdkapitalfinanzierung. Brauche ein Un­ternehmen Kapital für Investitionen, hole es

sich dieses von der Bank, was auch die kon­tinuierlich sinkenden Eigenkapitalquoten der deutschen Unternehmungen zeigten. Besonders Mittelstandsunternehmen mit ei­nem hohen Innovations- und Risikopotential hätten es schwer, von Banken das für den Wachstumsprozeß benötigte Kapital zu er­halten. Abhilfe könne hier insbesondere die

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PUTZ 9/97