Eigenkapitalfinanzierung mittels Börsengang schaffen. In Deutschland seien heute über 1.500 Unternehmen börsenfähig, so von Rosen. Allerdings zeige der Vergleich eu an die Börse gebrachter Unternehmen im Zeitraum der letzten zehn Jahre international klare Unterschiede. In der Bundesrepublik betreffe dies etwa 200, in London 1900 und in New York gar 6000 Firmen.
Welche Vorteile bringt nun der Börsengang, so eine der aufgeworfenen Fragen. Die Expertenmeinung dazu: Er lasse dem Unternehmen Eigen- beziehungsweise Wagniskapital zufließen, das der Wachstumsfinanzierung dient und gleichzeitig hilft, auch Krisenzeiten zu überstehen. Durch die Medienpräsenz erzeugt der Börsengang zudem eine große Werbewirkung. Außerdem sichert er die Unternehmensnachfolge und damit Arbeitsplätze. Nachteile jedoch bestünden ebenfalls. Die aber ließen sich durch professionelle Hilfe, in erster Linie durch die Banken, in ihren Auswirkungen für d d
je betroffenen Unternehmen deutlich milern. Sorge bereite vielen Mittelstandsunternehmern oder auch Gesellschaftern der Verust von Gesellschafterrechten. Nach einem Börsengang hätten die Aktionäre ein gewichtiges Wort bei allen unternehmensrelevanten Entscheidungen I mitzureden und stellten außerdem Dividendenansprüche. Auch die hohen Kosten sowie die strengeren Publizitätsanforderungen stießen nicht immer auf Gegenliebe bei Altgesellschaftern. Dennoch seien die Vorteile eines Börsenganges domi
Dr. von Rosen gilt in Fachkreisen als ausgewiesener Kapitalmarktund Börsenexperte SO
nierend. Nach von wie als Förderer des AnRosen kommt auf- lageinstruments„Aktie“. Foto: Ze,
grund des bereits heute an seine Grenzen stoßenden deutschen Altersvorsorgesystems der privaten Altersversorgung wachsende Bedeutung zu. Pensionsfonds nach amerikanischem Vorbild könnten beispielsweise durch ihre enormen Kapitalmengen den Mittelstand finanzieren, indem sie gewaltige Beträge an Risiko- und Wachstumskapital zur Verfügung stellten. So bliebe für die noch fast 2.000 börsenfähigen Unternehmen in Deutschland die Chance der Versorgung mit Wachstumskapital erhalten, was einen gewaltigen Innovationsschub und die Schaffung tausender Arbeitsplätze zur Folge hätte. Zu viel Kapital sei in Deutschland„in den Pensionsrückstellungen gebunkert“, anstatt über Pensionsfonds oder über die Börse der gesamten Wirtschaft zugute zu kommen.
Andrej Großmann/ Dirk Einicke
GEGEN LEERSTAND UND VERFALL
Leise, leise! Die Zuhörerschaft im„Stallhaus“ der„Märkischen Höfe“ im brandenburgischen Netzeband will sich konzentrieren. Wofür interessiert sie sich so brennend? Viele der Dörfer Brandenburgs befinden sich in einem rasenden Verfall, nur schleppend kann dem entgegen gewirkt werden. Deshalb haben sich im vergangenen Winter- und Sommersemester 20 Studierende des Institutes für Geographie und Geoökologie der Universität Potsdam unter der Leitung von Prof. Dr. Gabriele Saupe und Dr. Carsten Felgentreff zur Aufgabe gemacht, den Prozeß der Dorferhaltung und-entwicklung zu befördern.
Im Landkreis Ostprignitz-Ruppin untersuchten die Nachwuchsforscher, wie dem Leerstand und Verfall vor dem Hintergrund der bisherigen Ökonomischen und demographischen Entwicklung in den Dörfern begegnet werden kann. Da dieses Problem nich nur die Betroffenen vo Ort bewegt, spiege ich in der engen Zuammenarbeit von Uniersität, dem Ministerim für Stadtentwicklung, Wohnen und Verehr(MSWV), der Treuhand Liegenschaftsesellschaft(TLG) und der Landesentwickngsgesellschaft Brandenburg(LEC) wier. Im Mittelpunkt der Untersuchungen anden Häuser und Wohnungen, die derzeit noch von der TLG verwaltet werden und aufgrund ungeklärter Eigentumsverhältnisse häufig Problemfälle für die Gemeinden darstellen. Nachdem die Projektergebnisse in einem Bericht zusammengefaßt wurden, entschlossen sich die Beteiligten, einen Workshop zum Thema„Revitalisierung ländlicher Wohnbausubstanz in Dörfern des Landkreises Ostprignitz-Ruppin“ zu veranstalten. Schließlich lud die Projektgruppe im September nach Netzeband, um über die Ergebnisse der studentischen Arbeitsgruppen in der Region zu berichten, zwischen den Interessen der Gemeinden, der TLG, der LEG sowie dem Ministerium zu vermitteln und Kommunikations- und Informationsdefizite aus dem Weg zu räumen.
Eines der wichtigsten Ergebnisse ist, daß sich etwa 75 Prozent der 107 untersuchten Liegenschaften auch zukünftig nur zu Wohnzwecken eignen.„Die Wohnnutzung könnte im Sinne des Ministeriums dazu führen, daß es nicht zu Wüstungen im Dorfkern kommt“, so Projektleiterin Gabriele Saupe. Dies birgt die Gefahr, daß sich die Orte zu Schlafdörfern entwickeln. Des weiteren zeigte sich, daß eine Umnutzung ehemals landwirtschaftlich genutzter Nebengebäude(Ställe, Scheune) für gewerbliche oder teilgewerbliche Zwecke in einigen UntersuChungsorten in kleinem Maßstab möglich wäre. Ebenfalls könnte der Ausbau der touristischen Infrastruktur(z.B. Ferienwohnun
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Studierende der Uni Potsdam entwickelten Konzepte gegen den rasenden Verfall vieler brandenburgischer Dörfer.
Foto: Lomsky
gen) in einigen Gemeinden zu einer erfolgversprechenden Dorferhaltung und-entwicklung führen. Die Diskussion zeigte, daß man vor allem die Bewohner in den Prozeß der Dorferneuerung mit einbeziehen muß. Denkbar wäre es, wenn sie zur Stabilisierung des ländlichen Raumes ein Bewußtsein für im Dorf vorhandene Rewvitalisierungspotentiale entwickeln würden und sich stärker engagieren. Das Stadtentwicklungsministerium plant acht bis zehn Modellprojekte, in denen leerstehende Gebäudeensemble bis Ende 1998/99 reaktiviert werden sollen. Anhand ihres Beispiels möchte man zeigen, wie Dorfbevölkerung, Käufer und Eigentümer zusammenarbeiten. Außerdem empfehlen die Studierenden, Förderungsmöglichkeiten des Landes und des Bundes transparenter zu gestalten. Die Anwesenden vereinbarten, sich im Mai 1998 wieder zusammenzusetzen, um über die Entwicklungen, Probleme und Ergebisse der(landeseigenen) Modellprojekte u beraten. Darüber hinaus denkt die Treuand Liegenschaftsgesellschaft nun über ine Umstellung ihres Vertriebssystems ach, um die Kommunikations- und Inforationshemmnisse zwischen ihr und den ommunen abzubauen. Dabei sollte den Mietern und potentiellen Käufern die Mögichkeit eingeräumt werden, in engeren Kontakt mit der TLG treten zu können. Für die Abteilung Anthropogeographie des Institutes für Geographie steht eines fest: Nach mehreren Projekten wird sie die weiere Entwicklung dieses Raumes nicht nur wissenschaftlich begleiten, sondern nach Möglichkeit auch aktiv unterstützen. Andre Lomsky
RAS NOT
PUTZ 9/97
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