EMANZIPATION IM SOZIALISMUS?
Viertes„Forum Politik und Geschichte” in Potsdam
Mit einer Tagung zu Frauenerwerbstätigkeit und Strukturwandel in der Region Brandenburg wurde das„Forum Politik und Geschichte“, das gemeinsam von der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung und dem Zentrum für Zeithistorische Forschung(ZZF) Potsdam durchgeführt wird, kürzlich fortgesetzt. Diese im März 1997 eröffnete Reihe stellt regelmäßig zeitgeschichtliche Themen, die für das Land Brandenburg von besonderer Relevanz sind, zur Diskussion. Sie bietet nicht nur Fachhistorikern, sondern auch historisch interessierten Multiplikatoren der politischen Bildungsarbeit ein Podium.
Die vierte Veranstaltung ging von dem Befund aus, daß die gegenwärtige Zurücksetzung vieler ostdeutscher Frauen auf dem Arbeitsmarkt häufig zu einem verklärenden Blick auf die Vergangenheit führt. Demgegenüber vertreten die drei Referentinnen die These, daß eine Reihe aktueller Benachteiligungen von Frauen bereits aus dem Arbeitsleben in der DDR vor 1989 resultieren. Katrin Andruschow(Berlin) thematisierte in ihrem Einführungsvortrag„Der unverstellte Blick zurück: Die Frauenarbeit in der DDR hatte zwei Gesichter“ die Ambivalenz von weiblicher Erwerbsarbeit in der DDR. Sie wies nach, daß die Gleichberechtigungspolitik der SED-Führung geschlechtshierarchische Strukturen im Erwerbsbereich angelegt hatte, die wesentlich zur massiven Entwertung von Frauenerwerbsarbeit nach der deutschen Vereinigung beitrugen und so auch die rasche Übernahme der patriarchialen Strukturen des bundesrepublikanischen Beschäftigungssystems ermöglichten. Diese generalisierende Einführung in die Problematik wurde von zwei Regionalstudien untersetzt. Leonore Ansorg(Potsdam) untersuchte in ihrem Beitrag die widersprüchlichen Seiten der Berufstätigkeit von Landfrauen in der Prignitz. Sie zeichnete dabei das Bild vom Fluch und Segen der Industriearbeit für die Frauen, die Anfang der 70er Jahre von der Land- zur Textilarbeit wechselten. Die lebendige Schilderung ihrer Wahrnehmungs- und Handlungsmuster mündete in dem Fazit, daß trotz der überwiegend als negativ verinnerlichten Erfahrungen mit Industriearbeit die Frauen an ihrem Anspruch auf Erwerbsarbeit festhielten.
Renate Hürtgen(Potsdam) richtete die Perspektive ihres Vortrages auf die Sozialisationsmuster ostdeutscher Frauen, die bis heute wirken. Am Beispiel der ersten Betriebs- und Personalrätinnen in den neuen Bundesländern fragte sie nach„Mitgift“ und„Erblast“ ihres Emanzipationsver
In den 70er Jahren hielten„industriemäßige Produktionsmethoden“ Einzug in die DDR-Landwirtschaft, Im Arbeitsalltag Brandenburger Landfrauen spiegelte sich dies jedoch oftmals nicht wider. Foto:zg.
ständnisses aus dem(Arbeits) Leben in der DDR. Sie kam zu dem Schluß, daß die in der Lebensplanung der interviewten Frauen verankerte ständige Berufstätigkeit nicht nur nicht automatisch emanzipativ, sondern durchaus auch antiemanzipatorisch wirkte. Die anschließende Diskussion varlierte zunächst die Leitfrage der Veranstaltung nach der Identität von Frauenerwerbsarbeit und Emanzipation in der DDR anhand einer breiten Themenpalette. Im Raum stand zugleich die Frage nach dem praktischen Nutzen der Forschungsergebnisse, insbesondere mit
Blick auf Ansatzpunkte für die frauenpolitische Arbeit in der Region. Wesentlichen Aneil an dem erfreulichen Effekt, daß historische Themen zu einem ausgesprochen lebhaften Diskurs über ganz aktuelle Fragen führten, hatte auch die Zusammensetzung des Teilnehmerkreises. Neben Fachfrauen und-männern aus den Bereichen Geschichte, Kulturwissenschaften und Bildung, aus Archiven und Museen, trugen Landes- und Lokalpolitikerinnen und-politiker, die sich intensiv in die Debatte einbrachten, zum Gelingen des Forums bei. Dagmar Langenhan
INTERKULTURALITÄT UND HERRENTOILETTEN
Anmerkungen zum 2. Romanistischen Tag der Uni
Der am 7. November 1997 nun schon zum zweiten Mal veranstaltete Romanistische Tag hatte durchaus einen politischen Hintergrund. Sagte doch Helmut Kohl kürzlich: ‚Wenn wir die doppelte Staatsbürgerschaft einführen würden, hätten wir statt vier Millionen bald sechs Millionen Türken in Deutschland.“
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Was.aber bedeuten überhaupt die auch in der politischen Diskussion so häufig gebrauchten Begriffe Interkulturalität und Multikulturalität? Ersterer meint— kurz gesagt— die Vereinigung verschiedener Kulturen, letzterer das bloße Nebeneinander derselben. Der Gastvortrag von Dr. Thomas
Wägenbaur von der Universität Tübingen
Im Rahmen des 2. Romanistischen Tages zeigte die „Groupe de Theätre Fancais“, hier Nicole Bucher und Fabian Waldmann, ihr Stück.„Cent Soucis Varies", Den interkultureli Jen Begegnungen darin wurden vor allem komische Effekte abgewonnen. Foto: Tribukeit
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PUTZ’9/97