umkreiste die beiden Begriffe theoretisch, die sechs Vorträge von Dozenten des Instiutes für Romanistik und des Sprachenzentrums der Uni spürten ihnen anhand konkreter Beispiele nach. So stellte Alejandra Navas Mendes das Projekt„Adieu“ vor, mit dem Studierende aus Deutschland und Spanien durch Auswertung von Videointerviews besser auf ihre Auslandsaufenthalte vorbereitet werden. Prof, Dr. Gerda Haßler erläuerte die Zusammenhänge zwischen der sich intensivierenden interkulturellen Kommunikation und dem Aussterben einzelner Kleinsprachen. Andere Referenten präsentierten die Beobachtung italienischer Intellektueller im Berlin der 20er Jahre, die besonderen Beziehungen zwischen Thomas Mann und Marguerite Yourcenar oder Perspektiven für einen projektorientierten Französischunterricht. Mit einer Interpretation der Romane des französisch schreibenden Autors Albert Cohen illustrierte Prof. Dr. Ottmar Ette, der Organisator der Veranstaltung, die Schwierigkeiten beim Umsetzen des Ideals des interkulturellen Austauschs. Immer wieder beschreibt Albert Cohen in seinem Werk Protagonisten, deren Lebenswege nicht mehr einfach in nationalen Kategorien aufgehen, sondern quer zu Landes-, Sprach- und Kulturgrenzen verlaufen. Besonders im Gedächtnis blieb eine Szene, die in der Bahnhofstoilette von Marseille spielt: Solal, der Protagonist des gleichnamigen Romans, will die vielsprachigen Graffitti an den Wänden der Herrentoilette entziffern, doch ein Aufseher vertreibt ihn. Damit scheitert an dieser Stelle der Versuch einer multikulturell verstandenen Integration. Da es bei der Veranstaltung um das Leitthema„Interkulturalität“ ging, konnte das Einzelmotiv„Herrentoilette“ nicht weiterverfolgt werden; dabei böte es sicherlich reichlich Stoff für komparatistische Analysen, wenn man etwa an folgende Szene aus Dietrich Schwanitz‘ Bestseller„Der Campus" denkt. Dort heißt es:„Andererseits war just die Herrentoilette eine der bekanntesten Institutionen der Universität geworden, deren Adresse man auf den Wänden der öffentlichen Toiletten von London und Paris wiederfand. Hier war ein ständiges kommen und gehen.“
Wenn man sich nun an Helmut Kohls eingangs zitierten Satz erinnert, könnte man da nicht die These wagen, daß Kohl nur deshalb gegen die multikulturelle Gesellschaft ist, weil er auf öffentlichen Toiletten die fremdsprachigen Graffitti nie versteht? Diese Frage konnte aus Zeitmangel nicht mehr diskutiert werden. Die Tagung endete bei Wein und Bier am kalten Büffet, das die Fachschaft vorbereitet hatte, und schließlich in einem rauschenden Fest: Exzellente lateinamerikanische Musik sorgte dafür, daß Studierende und Dozenten tanzten ohne Ende, wenn auch nicht bis zum 3. Romanistischen Tag im nächsten Jahr. abu
AUF DER SUCHE NACH DER STRUKTUR DES UNIVERSUMS
Astrophysiker aus aller Welt tagten an der Uni
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Etwa 120 Astronomen aus aller Welt reisten nach Potsdam, um aktuelle wissenschaftliche Fragen
zu diskutieren.
120 Astronomen aus der ganzen Welt trafen sich Ende September 1997 in Potsdam, um auf einer gemeinsamen Tagung des Astrophysikalischen Institutes Potsdam(AIP) und des Bereiches Astrophysik der Universität Potsdam über neue Erkenntnisse zur„Großräumigen Struktur des Universums“ zu diskutieren. Dieses spannende Gebiet der Astrophysik befaßt sich mit der Verteilung der Galaxien im Weltall. Man findet sie häufig in Gruppen und Haufen, manchmal wie an Schnüren aufgereiht, dazwischen gibt es große Leerräume. Der Ursprung dieser Strukturen ist aber noch nicht wirklich verstanden. Wichtig ist, daß Galaxien neben den sichtbaren Sternen noch eine völlig unbekannte Art von Masse enthalten, die sogenannte„Dunkle Materie“. Eine der Fragestellungen auf der Konferenz war, wieviel Dunkle Materien es gibt und ob sie genauso wie die Sterne verteilt ist.
Faszinierende Beobachtungen in jüngster Zeit, unter anderem am deutsch-spanischen Observatorium Calar Alto und mit dem Hubble Space Teleskop, haben einige hergebrachte Konzepte ins Wanken gebracht. Es sieht so aus, als ob in der Jugendzeit des Universums Galaxien viel kleiner waren und als ob es viel mehr davon gegeben hätten. Ein mögliches Szenarium erklärt dies damit, daß sich die heutigen Galaxien aus vielen kleineren Bestandteilen gebildet haben in diversen ‚Verschmelzungsprozessen“. Diese Wechselwirkungen sind vermutlich auch dafür verantwortlich, daß Galaxienkernen Mate
Foto: zg.
rial zugeführt wird, welches auf dem Weg zum zentralen„Schwarzen Loch“ beschleunigt und dann aufgeheizt wird und gewaltige Energiemengen ausstößt. Diese Aktivitätserscheinungen beobachten wir als Quasare.
Das Licht der Quasare können wir quasi „vom Rande des Universums“ her empfangen. Dabei durchdringt es dazwischen liegende Materiewolken, die ihre Spuren in Form von Absorptionslinien hinterlassen. Mit natürlichen Lichtquellen kann der Astronom also das Weltall„durchleuten“. Sehr große Materieansammlungen lenken das Licht ab und wirken als Gravitationslinsen. Daraus können Rückschlüsse auf die Häufigkeit von solchen Materieklumpen im Laufe des Weltalters gezogen werden. Auf dem Workshop berichteten auch Potsdamer Wissenschaftler über die schwierige, aber aufschlußreiche Entschlüsselung und Deutung der Absorptionsspuren im Quasarlicht. Es wurde deutlich, daß die Galaxienentstehung von einem heißen Ultraviolett-Strahlungsfeld begleitet wird, welches ganz wesentlich zur ersten„Regelung“ der Strukturbildung beiträgt.
Heuzutage modellieren die Kosmologen die Entwicklung des Universums auch im Rechner. Dabei wird die Bewegung von Millionen von Materieteilchen verfolgt, die sich in überdichten Gebieten ansammeln. Die Materieteilchen repräsentieren die rätselhafte„Dunkle Materie“, ohne die all die Strukturen im Universum nicht zu denken sind. Auf der Tagung wurden neue Simulationsrechnungen vorgestellt, um die Galaxienbildung zu deuten. Auch die»
PUTZ 9/97
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