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(1.1.2019) 09
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E DER UNIVERSITÄT POTSDAM

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Geoökologen bewilligt. Weitere Projekte werden von der VW-Stiftung, der Max­Planck-Gesellschaft und privaten Firmen ge­fördert. Darüber hinaus konnten wir über das Hochschulbauförderungsgesetz Geld für Großgeräte einwerben, zum Beispiel für ein MALDI-TOF-Massenspektrometer 600.000 Mark und 1,5 Millionen für einen Computer­server. Wiederum werden wir 1997 eine Stei­gerung der gesamten Drittmitteleinwerbun­gen gegenüber dem Vorjahr erreichen.

Die Antrittsvorlesungen unserer neuen Pro­fessorinnen und Professoren sind zu einem inhaltsreichen Forum interdisziplinärer Dis­

ständlich, daß wir von ständigen, zumeist externen Evaluationen begleitet werden. Dieses Prozedere sollte in allen Bereichen der öffentlichen Verwaltungen in möglichst kurzer Zeit unverzichtbarer Bestandteil wer­den. Da könnte Brandenburg Vorreiter für ganz Deutschland werden.

Ich will aber keineswegs den Eindruck er­wecken, daß wir trotz dieser massiven Pro­bleme pessimistisch oder gar mutlos sind. Wir können uns über die vielen positiven Er­gebnisse des letzten Jahres sehr freuen, der begonnene Neubau ist sicherlich ein be­sonderer Ausdruck des Erreichten. Wir

kussionen geworden. Es sind eine Reihe hochkarätiger internationaler und nationaler Konferenzen von unseren Kollegen hier orga­nisiert worden. Wir haben vier Habilitationen und 48 Promotionen im vergangenen Jahr er­olgreich zum Abschluß gebracht. Zahlrei­che Preise und zunehmende Studenten­zahlen sprechen für sich. Doch ich kann lei­der nicht nur voll des Lobes sein. Schauen wir uns nur einmal die Zahl der Professoren an. Durch Verzögerungen verschiedener Entscheidungsträger ist das für dieses Jahr in Aussicht gestellte Ziel weit verfehlt wor­den. Wegen des altersbedingten Ausschei­dens einiger Kollegen und durch Rufe an andere Universitäten ist die letztjährige Zahl noch nicht einmal gehalten worden.

Zu wenig Geld aus der Landeskasse Auch erscheinen die ständig neuen mittel­fristigen Ausbauzahlen genannt seien die nahezu magischen Zahlen 243, 209, 190 eher dem Titel einer Geschichte von Hein­rich Böll zu genügen, nämlichAnekdote zur Senkung der Arbeitsmoral.

Ich kann die Politik und die Öffentlichkeit beruhigen: Selbst wir Naturwissenschaftler wissen um die Nöte öffentlicher Finanzen. Wir können aber nicht verstehen, warum andenburg mit vier Prozent des Gesamt­haushalts den geringsten Anteil aller deut­schen Bundesländer für Wissenschaft und Forschung ausgibt.

Wir haben aber auch intern und damit mei­ne ich innerhalb unserer Fakultät Probleme. Ein besonderes Defizit sehe ich in einer eistungsabhängigen Ressourcenverteilung. n Zukunft wird viel stärker zu berücksichtigen sein, wieviel harte Drittmittel eingeworben werden und wie viele Publikationen in führen­den und referierten Zeitschriften akzeptiert werden. Stetige Erfolge bezüglich beider Kni­terien sind noch auf zu wenige Kolleginnen und Kollegen konzentriert.

wo

Belohnung für Leistungen in der Lehre In Zukunft werden aber auch die Leistungs­träger in der Lehre viel stärker zu belohnen sein. Es ist uns in diesem Prozeß selbstver­

werden die besondere Chance, die wir mit dem Aufbau des Wissenschaftsparks Golm haben, nutzen und alles daran setzen, unser modernes Konzept Realität werden zu las­sen und unsere konstruktive Aufbruchs­stimmung beizubehalten.

EHRENDOKTORWÜRDE

Der brasilianische Wissenschaftler Prof. Dr. Celso Grebogi hat im Rahmen des Tages der Mathematisch-Naturwissen­schaftlichen Fakultät die Ehrendoktorwür­de der Universität Potsdam erhalten. Der renommierte Chaosforscher wurde vor allem für seine herausragenden Beiträge zur Nichtlinearen Dynamik und seine Ver­dienste um die Weiterentwicklung dieses interdisziplinären Fachgebietes an der hiesigen Alma mater ausgezeichnet.

Grebogi ist Mathematik-Professor an der Universität Maryland in den USA und Mit­glied der Amerikanischen Physikalischen Gesellschaft. Er zählt zu den weltweit führen­den Wissenschaftlern auf dem Gebiet der Nichtlinearen Dynamik. In dieser rund 20 Jahre alten Forschungsdisziplin hat er meh­rere neue Phänomene entdeckt und Metho­den zur Steuerung von Chaos entwickelt, die zu neuen Teildisziplinen geführt haben. Neben seiner erfolgreichen Forschungs­tätigkeit in den USA hat Grebogi auch ent­scheidend zur Entwicklung seines Spezial­gebietes in Ostdeutschland beigetragen. 1995 startete er ein Kooperationsprojekt mit der ForschungsgruppeNichtlineare Dyna­mik der Universität Potsdam zum Thema Komplexe Systeme mit vielen koexistieren­den Attraktoren. Ein weiteres Projekt ge­meinsam mit einem Dresdner Max-Planck­Institut ist bereits geplant.

Während seiner wissenschaftlichen Lauf­bahn hat Grebogi insgesamt 146 Beiträge für physikalische und mathematische Zeit­schriften verfaßt, wird jährlich rund 650mal in Fachpublikationen zitiert und hat bereits mehr als 100 Vorträge bei internationalen

Gratulation für den Würdenträger durch den Rektor: Prof. Dr. Celso Grebogı(links) gehört zu den Weltstars auf dem Gebiet der Nichtlinearen Dynamik. Foto: Fritze

Konferenzen gehalten. Zu den zahlreichen Auszeichnungen Grebogis zählen der Toshiba-Lehrstuhl für weltberühmte Gelehr­e an der Waseda-Universität in Japan, der Preis für herausragende Wissenschaftler der US-amerikanischen Universität Mary­land und der Humboldt-Forschungspreis.

Der Brasilianer ist der zweite Ehrendoktor der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Uni. 1995 war bereits der Bon­ner Wissenschaftler Friedrich Ernst Peter Hirzebach für seine herausragenden Beiträ­ge zur Mathematik geehrt worden. mcef

Preise für Jungakademiker

Die Physikerin Dr. Christin Sophie Hier­geist ist mit dem Michelson-Preis für die beste Promotion des Studienjahres 1996/ 97 in der Mathematisch-Naturwissen­schaftlichen Fakultät der Universität ge­würdigt worden. Die 29jährnge Physikerin erhielt die Auszeichnung im Rahmen des Tags der Mathematisch-Naturwissen­schaftlichen Fakultät für ihre Doktorarbeit zur Wechselwirkung von Membranen und Polymeren. Damit begab sie sich auf das noch junge Forschungsgebiet der Supramolekularen Physik, das die Poly­merphysik und die Membranphysik mit­einander verknüpft. Ihre Ergebnisse trug Hiergeist bereits auf mehreren wissen­schaftlichen Tagungen vor; Auszüge aus ihrer Arbeit wurden in internationalen Fachpublikationen veröffentlicht. Inzwi­schen ist die Physikerin als Softwareent­wicklerin bei einer Computerfirma tätig. Mit dem Preis für den besten Studienab­schluß des Jahrgangs wurde die Biolo­gin und Biochemikerin Anja Rentzsch ausgezeichnet. In ihrer Diplomarbeit hatte sie neue molekularbiologische Methoden entwickelt und zur Untersu­Chung der Ausbreitung von Genen in Kartoffelpflanzenangewendet. mcef

PUTZ 9/97

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