WAHRHAFTIG KEIN DUDELSENDER
Neue Entwicklungen beim uniRadio
Zu den Erfahrungen, die akademische Ohren in den letzten beiden Jahren machen durften, gehört die Begegnung mit dem uniRadio. Beim uniRadio, das ist mittlerweile„uni-verselles“(universitätsweites) Grundwissen, handelt es sich um eines der kostbaren Phänomene in der berlin-brandenburgischen Radiowelt. Aus einer alten Villa in der Thielallee 50 schickt man heutzutage noch, anders als bei den allgegenwärtigen„Dudelsendern“, ein Wortprogramm-— gespickt mit Hintergrundinformationen zum Hochschulleben, zu Politik, Kultur und Gesellschaft- durch den Äther, das keine kommerzielle Ursache hat.
uniRadio ist unbeugsam wie die Gallier um Asterix und Obelix, informativ wie eine Enzyklopädie und spektakulär wie der erste Mensch auf dem Mond, weil die dazu nötigen Radiomacher Studierende aller Fachrichtungen und ein festes Team von Tutoren sowie vier leitende professionelle Journalistinnen und Journalisten umfassen. Letztere unterstützen die Nachwuchsjournalisten bei ihren Bestrebungen„richtig Radio“ zu machen und untermauern den AusbildungsCharakter des uniRadios.
Verkehrte Welt im Äther Anders als auf dem Boden, gelang es schon vor eineinhalb Jahren über den Äther ein gemeinsames Berlin-Brandenburg zu schaffen. In Zusammenarbeit mit dem uniRadio richtete die Universität Potsdam in Golm ein Außenstudio ein. Betreut wird das Potsdamer Domizil von Thomas Prinzler, einem der vier Radioprofis in Dahlem, und von Tutor Axel Bremermann. Trotz modernster digitaler Technik hatte das Unterfangen bis vor kurzem einen Haken, es fehlte die Übertragungstechnik. Jeder Beitrag mußte„zu Fuß“ zur Berliner Sendestation transportiert werden.
Am 20. November 1997 dann haben sich zwei eifrige Studenten zu einem bahnbrechenden Versuch ins Golmer Studio begeben: Der erste uniRadio Beitrag sollte per Internet versandt werden. Es klappte mit einem winzigen, aber fürs Radio überlebenswichtigen Schönheitsfehler: Irgendetwas im Internet„verstümmelte“ die Tondateien, so daß diese nicht sendefähig waren. Doch das soll sehr bald bewältigte Vergangenheit sein und dann werden sechsminütige Beiträge über das neue Wissen
Berlin-Brandenburg
schaftsnetz von Golm nach Dahlem in etwas mehr als einem Wimpernschlag(zwei bis drei Sekunden) flitzen.
Dutzende von Praktikantinnen und Praktikanten haben seit Sendestart das uniRadio durchstreift, allerdings zumeist Studierende von der FU Berlin. Woran mangelt es mitunter noch bei Potsdams Studierenden? Das — So vermutet Axel Bremermann- liegt„an der Mentalität, lieber das Studium in Rekordzeit und mit Traumnote zu beenden als Radio oder ähnliches zu machen.“
In der Zukunft radio on demand
Man kennt es von der„Tagesschau“ oder vom Jugendradio„Fritz“: Nach Lust und Laune auf einzelne Beiträge im Internet zu greifen. Das uniRadio will da nicht nachstehen. Für alle Interessierten, die nicht täglich zwischen 17 und 18 Uhr einschalten können, wird sich bald die Möglichkeit bieten, diverse Berichte vom Server der Uni Potsdam zu laden bzw. zu hören.„Darüber hinaus könnte es in den Sendungen zur Direkteinspielung aus dem Netz kommen‘, erklärt Jochen Patzer, der für das Universitätsnetz zuständige Mitarbeiter in der Zentralen Einrichtung für Informationsverarbeitung und Kommunikation(ZEIK) der Universität. Aber die Medienwelt der Uni Potsdam bietet noch mehr Chancen zum persönlichen Engagement. Jeder journalistisch interessierte Studierende kann, wenn er es nicht vorzieht, ins kalte Wasser zu springen, vor der praktischen Tätigkeit eine von zahlreichen medienorientierten Lehrveranstaltungen der Philosophischen Fakultät I und anderer Institutionen der Universität Potsdam wählen. Da wäre zum Beispiel der Kurs„Kreative Hörfunkarbeit“ von Dr. Horst Röpke, einem Mitinitiator des uniRadios, oder das Medienprojekt Rundfunk, welches die Studierenden zur journalistischen Aufarbeitung ihrer„Weltsichten und Welterfahrungen“ anregen möchte. Und sehr bald könnte schon für alle absoluten Medienfreaks ein Traum in Erfüllung gehen. Hat man doch vor, einen Magister Nebenfachstudiengang Medienwissenschaften an der Potsdamer Universität einzuführen. Bis dahin dürfte allerdings noch ein wenig mehr Zeit vergehen, als bis zum erfolgreichen Transport von Tondateien per Internet von Golm nach Dahlem. Der Techniker des uniRadios steht dafür kurz vor einer Lösung. Andre Lomsky
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ANTENNE 87,9 KABEL 94,55 KABEL POTSDAM 103,3
MEINUNGSAUSTAUSCH JUNGER EUROPÄER
Exkursion der Europa-Seminar-Teilnehmer von Montpellier nach St. Gilles und Arles. Foto: Gloeckner
Natürlich war die Weiterführung des alljährlichen Europa-Seminars mit Teilnehmern aus Frankreich, Deutschland und Polen/ Tschechien ein„must“, zumal wir Deutschen doch gerade nach der staatlichen Einheit 1990 nicht zur Provinz Europas degenerieren wollen. Und das beginnt im kleinen Maßstab. Das Treffen dient dem Meinungsaustausch von jungen Europäern dreier Länder auf den Gebieten Politik, Sicherheit, Wirtschaft und Kultur. Jeder Teilnehmer hatte bislang erfahren, daß diese Veranstaltung— weitgehend gefördert vom Deutsch-Französischen Jugendwerk— kein richtiger Sonderurlaub sein würde. Interesse und Engagement gehören dazu.
Nach der Strapaze der Reise mit dem biligsten Zugtarif kam die diesjährige Teilnehmergruppe aus Potsdam wie Berlin in Montpellier/Frankreich wohlbehalten an. Leider fehlten die Studienkollegen aus Prag, da sie die finanzielle Seite weit weniger bewältigen konnten als ihre westlichen Kommilitonen— trotz diverser Zusagen einer Stiftung. und eines französischen Busunternehmers. In Zukunft soll jedenfalls— neben Polen und Tschechien- wahrscheinlich auch Ungarn in den europäischen Jugendaustausch einbezogen werden.
Die kurze Woche in Montpellier verging den meisten jedenfalls viel zu rasch. Sie war gefüllt mit Vorträgen und Diskussionen über Tendenzen der Regionalisierung der Wirtschaft in Europa und die vertrauensbildende Zusammenarbeit im militärischen Bereich. Beide Themenkomplexe werden bei der Osterweiterung von EU und NATO zunehmend an Bedeutung gewinnen. Doch was wäre ein international angelegtes Seminar ohne Exkursionen durch das Land selbst. Waren schon Montpellier allein und die bezaubernde Camargue eine Reise wert, stand außerdem noch eine Gruppenexkursion nach Arles und Nimes, den beiden Römerstädten, auf dem Programm. Des weiteren gab es eine Busreise nach Avignon und St. Gilles mit Besonderheiten wie der alten Mühle des Schriftstellers der Provence Alphonse Daudet. Eduard Gloeckner
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