Heft 
(1.1.2019) 09
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WAHRHAFTIG KEIN DUDELSENDER

Neue Entwicklungen beim uniRadio

Zu den Erfahrungen, die akademische Ohren in den letzten beiden Jahren ma­chen durften, gehört die Begegnung mit dem uniRadio. Beim uniRadio, das ist mitt­lerweileuni-verselles(universitäts­weites) Grundwissen, handelt es sich um eines der kostbaren Phänomene in der berlin-brandenburgischen Radiowelt. Aus einer alten Villa in der Thielallee 50 schickt man heutzutage noch, anders als bei den allgegenwärtigenDudelsen­dern, ein Wortprogramm- gespickt mit Hintergrundinformationen zum Hoch­schulleben, zu Politik, Kultur und Gesell­schaft- durch den Äther, das keine kom­merzielle Ursache hat.

uniRadio ist unbeugsam wie die Gallier um Asterix und Obelix, informativ wie eine En­zyklopädie und spektakulär wie der erste Mensch auf dem Mond, weil die dazu nöti­gen Radiomacher Studierende aller Fach­richtungen und ein festes Team von Tutoren sowie vier leitende professionelle Journa­listinnen und Journalisten um­fassen. Letztere unterstützen die Nachwuchsjournalisten bei ihren Bestrebungenrich­tig Radio zu machen und un­termauern den Ausbildungs­Charakter des uniRadios.

Verkehrte Welt im Äther Anders als auf dem Boden, ge­lang es schon vor eineinhalb Jahren über den Äther ein ge­meinsames Berlin-Branden­burg zu schaffen. In Zusam­menarbeit mit dem uniRadio richtete die Universität Pots­dam in Golm ein Außenstudio ein. Betreut wird das Potsdamer Domizil von Thomas Prinzler, einem der vier Radioprofis in Dahlem, und von Tutor Axel Bremermann. Trotz modernster digitaler Technik hatte das Unterfangen bis vor kurzem einen Haken, es fehlte die Übertragungstechnik. Jeder Bei­trag mußtezu Fuß zur Berliner Sendestati­on transportiert werden.

Am 20. November 1997 dann haben sich zwei eifrige Studenten zu einem bahnbre­chenden Versuch ins Golmer Studio bege­ben: Der erste uniRadio Beitrag sollte per Internet versandt werden. Es klappte mit ei­nem winzigen, aber fürs Radio über­lebenswichtigen Schönheitsfehler: Irgend­etwas im Internetverstümmelte die Ton­dateien, so daß diese nicht sendefähig wa­ren. Doch das soll sehr bald bewältigte Ver­gangenheit sein und dann werden sechs­minütige Beiträge über das neue Wissen­

Berlin-Brandenburg

schaftsnetz von Golm nach Dahlem in et­was mehr als einem Wimpernschlag(zwei bis drei Sekunden) flitzen.

Dutzende von Praktikantinnen und Prakti­kanten haben seit Sendestart das uniRadio durchstreift, allerdings zumeist Studierende von der FU Berlin. Woran mangelt es mitun­ter noch bei Potsdams Studierenden? Das So vermutet Axel Bremermann- liegtan der Mentalität, lieber das Studium in Re­kordzeit und mit Traumnote zu beenden als Radio oder ähnliches zu machen.

In der Zukunft radio on demand

Man kennt es von derTagesschau oder vom JugendradioFritz: Nach Lust und Lau­ne auf einzelne Beiträge im Internet zu grei­fen. Das uniRadio will da nicht nachstehen. Für alle Interessierten, die nicht täglich zwi­schen 17 und 18 Uhr einschalten können, wird sich bald die Möglichkeit bieten, diver­se Berichte vom Server der Uni Potsdam zu laden bzw. zu hören.Darüber hinaus könnte es in den Sen­dungen zur Direkteinspielung aus dem Netz kommen, er­klärt Jochen Patzer, der für das Universitätsnetz zuständige Mitarbeiter in der Zentralen Einrichtung für Informations­verarbeitung und Kommunika­tion(ZEIK) der Universität. Aber die Medienwelt der Uni Potsdam bietet noch mehr Chancen zum persönlichen Engagement. Jeder journali­stisch interessierte Studieren­de kann, wenn er es nicht vor­zieht, ins kalte Wasser zu springen, vor der praktischen Tätigkeit eine von zahlreichen medienorientierten Lehrveranstaltungen der Philosophischen Fakultät I und anderer Institutionen der Universität Potsdam wäh­len. Da wäre zum Beispiel der KursKreati­ve Hörfunkarbeit von Dr. Horst Röpke, ei­nem Mitinitiator des uniRadios, oder das Medienprojekt Rundfunk, welches die Stu­dierenden zur journalistischen Aufarbei­tung ihrerWeltsichten und Welt­erfahrungen anregen möchte. Und sehr bald könnte schon für alle absoluten Medienfreaks ein Traum in Erfüllung ge­hen. Hat man doch vor, einen Magister Nebenfachstudiengang Medienwissen­schaften an der Potsdamer Universität ein­zuführen. Bis dahin dürfte allerdings noch ein wenig mehr Zeit vergehen, als bis zum erfolgreichen Transport von Tondateien per Internet von Golm nach Dahlem. Der Tech­niker des uniRadios steht dafür kurz vor ei­ner Lösung. Andre Lomsky

ANTENNE 87,9 KABEL 94,55 KABEL POTSDAM 103,3

MEINUNGSAUSTAUSCH JUNGER EUROPÄER

Exkursion der Europa-Seminar-Teilnehmer von Montpellier nach St. Gilles und Arles. Foto: Gloeckner

Natürlich war die Weiterführung des alljähr­lichen Europa-Seminars mit Teilnehmern aus Frankreich, Deutschland und Polen/ Tschechien einmust, zumal wir Deut­schen doch gerade nach der staatlichen Einheit 1990 nicht zur Provinz Europas de­generieren wollen. Und das beginnt im klei­nen Maßstab. Das Treffen dient dem Mei­nungsaustausch von jungen Europäern dreier Länder auf den Gebieten Politik, Si­cherheit, Wirtschaft und Kultur. Jeder Teil­nehmer hatte bislang erfahren, daß diese Veranstaltung weitgehend gefördert vom Deutsch-Französischen Jugendwerk kein richtiger Sonderurlaub sein würde. Interes­se und Engagement gehören dazu.

Nach der Strapaze der Reise mit dem bil­igsten Zugtarif kam die diesjährige Teilnehmergruppe aus Potsdam wie Berlin in Montpellier/Frankreich wohlbehalten an. Leider fehlten die Studienkollegen aus Prag, da sie die finanzielle Seite weit weni­ger bewältigen konnten als ihre westlichen Kommilitonen trotz diverser Zusagen ei­ner Stiftung. und eines französischen Bus­unternehmers. In Zukunft soll jedenfalls neben Polen und Tschechien- wahrschein­lich auch Ungarn in den europäischen Ju­gendaustausch einbezogen werden.

Die kurze Woche in Montpellier verging den meisten jedenfalls viel zu rasch. Sie war ge­füllt mit Vorträgen und Diskussionen über Tendenzen der Regionalisierung der Wirt­schaft in Europa und die vertrauensbilden­de Zusammenarbeit im militärischen Be­reich. Beide Themenkomplexe werden bei der Osterweiterung von EU und NATO zu­nehmend an Bedeutung gewinnen. Doch was wäre ein international angelegtes Semi­nar ohne Exkursionen durch das Land selbst. Waren schon Montpellier allein und die bezaubernde Camargue eine Reise wert, stand außerdem noch eine Gruppen­exkursion nach Arles und Nimes, den beiden Römerstädten, auf dem Programm. Des weiteren gab es eine Busreise nach Avignon und St. Gilles mit Besonderheiten wie der alten Mühle des Schriftstellers der Provence Alphonse Daudet. Eduard Gloeckner

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