WARSCHAU- TREBLINKA- KRAKAU- AUSCHWITZ
Studenten der Zeitgeschichte und der deutsch-jüdischen Geschichte auf Studienreise in Polen
Eine Studienreise nach Polen unter der Leitung von Dr. Bernd Stöver(Zeitgeschichte) und Elke-Vera Kotowski(Deutsch-jüdische Studien)—- beides Wissenschaftler der Universität Potsdam— fand kürzlich als Fortsetzung der im Sommersemester 1997 veranstalteten Seminare„Genesis der Endlösung“ und„Zeugnisse Jüdischen Lebens in Europa“ statt. Sie wurde von der Universität Potsdam, der Bosch-Stiftung und der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit großzügig mit Geldern unterstützt. Die Exkursion mit 18 Teilnehmern führte zunächst nach Warschau, wo nur wenige Reste im Stadtbild an eine der größten jüdischen Gemeinden in Europa erinnern. Besucht wurden unter anderem das Gebiet des ehemaligen Chettos, von dessen Existenz nur noch eine Häuserzeile zeugt, die Gedenkstätten für den Aufstand im jüdischen Ghetto 1943 und den Warschauer Aufstand 1944, aber auch die Nozyk-Synagoge, die einzige, die den Zweiten Weltkrieg überstand, und der berühmte 1806 errichtete Jüdische Friedhof. Fast ein ganzer Tag war dem Besuch der Gedenkstätte des ehemaligen Vernichtungslagers Treblinka vorbehalten.
Neben Warschau stand Krakau als drittes Ziel auf dem Programm. Eine Stadt, die anders als Warschau von den Deutschen nicht zerstört wurde, aber durch den Sitz des berüchtigten Generalgouverneurs Hans Frank traurige Berühmtheit für die deutsche Besatzungspolitik in Polen erhielt.
Auschwitz— Birkenau
Schwerpunkt war hier das ehemals Jüdische Viertel Kazimierz, dessen Bewohner von den deutschen in das Warschauer Chetto umgesiedelt worden waren, sowie die Wawel, die unter anderem auch Sitz von
Hans Frank war. Ein ganzer Tag war dann dem Besuch von Auschwitz-Birkenau vorbehalten, mit Sicherheit der Teil der Exkusion, der den nachhaltigsten Eindruck auf alle Beteiligten machte.
Neben den historischen Stätten standen von Anfang an auch Institutionen auf dem Besuchsprogramm, die sich mit Forschungen zur polnisch-deutsch-jJüdischen Geschichte beschäftigen oder, wie das Begegnungszentrum in Auschwitz, internationale Workshops anbieten. Über ihre Arbeit und die Möglichkeiten Praktika
0.äA. abzuleisten, konnten
sich die Studenten während
der Besuche im Deutschen
Historischen Institut in War
schau, dem dortigen Jüdischen Historischen Institut und am Lehrstuhl für Germanistik der Universität Krakau informieren. Für Fragen insbesondere zu Kontakten stehen die Veranstalter der Exkursion gern zu Verfügung(Tel. 0331/977-1558 oder 977-1036). B.S.
Foto: Klare
EXKURSION DES INSTITUTS FÜR SLAVISTIK AUF DIE HALBINSEL KRIM
Dr. Norbert Franz, Professur für ostslavische Kulturen und Literaturen am Institut für Slavistik der Universität Potsdam, und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter führten im Herbst eine interdisziplinäre Exkursion auf die Halbinsel Krim in der Ukraine durch. Teilnehmende waren Studierende der Universität Potsdam, der Humboldt-Universität, der Freien Universität Berlin und der Technischen Universität Dresden. Die Teilnahme von Lehrenden der Universität Potsdam, der Humboldt-Universität und der Freien Universität Berlin gewährleistete eine hohe Betreuungsdichte. Geplant und durchgeführt wurde die Exkursion von Wilfried Jlge, wissenschaftliche Hilfskraft von Prof. Franz.
Die Teilnehmenden vertraten Fachrichtungen wie Slavistik, Osteuropäische GeSchichte, Jura, Politologie und Altertumswissenschaften. Ziel der Exkursion war eine interdisziplinäre Auseinandersetzung mit der Geschichte der Kulturen auf der Krim und ihrer Auswirkungen auf den stattfindenden Transformationsprozeß. Die Krim bietet hierfür ein besonders reiches Studiengebiet, da ihre Besiedelung bis in klassisch griechische Zeit zurückreicht. Das Exkur
sionsprogramm war entsprechend vielfältig und reichte von der Besichtigung der Ruinen des griechischen Chersones über die Besteigung der Befestigungen von Goten und Genuesern bis hin zu einem Gespräch mit der Verwaltung der Stadt Sevastopol. Dafür, daß das Programm nicht erschlagend wirkte, sorgte zum einen die Mischung von verschiedenen Besuchsorten, die die unterschiedlichsten Bereiche der Geschichte und Gegenwart der Krim betreffen. Zum anderen war jeder Studierende auf ein Thema speziell vorbereitet, das er als Referat am jeweiligen Ort hielt.
Den Slavisten bot die Krim insofern einen besonderen Reiz, als sie die„Wiege der Taufe Rußlands“ im Jahr 988 darstellt. So war es interessant, die Ruinen des grieChisch-byzantinischen Chersones nach Spuren der Belagerung durch den Kiever Großfürsten Vladimir zu erforschen.
Der Transformationsprozeß erweist sich auf der Krim als besonders schwierig, weil die Halbinsel von den verschiedensten Nationalitäten, Ukrainern, Russen, Tataren und Deutschen besiedelt ist, die zum Teil in der Stalinzeit vertrieben worden sind und nun zurückkehren, und die alle in den Nationalstaat Ukraine mit seinen wirtschaftlichen und so
zialen Problemen integriert werden müssen. Als fruchtbar erwies sich auch die Tatsache, daß sich zur Führung der Gruppe namhafte Wissenschaftler der Hochschulen nicht nur der Krim bereitgefunden hatten. Dies gab den Studierenden die Möglichkeit, Spezialgebiete und Interessen zu entwickeln und in die Diskussionen während der Exkursion einzubringen. Die Lehrenden hatten Möglichkeiten zu eigenen Forschungsarbeiten. Außerdem wurden Kontakte zwischen den Hochschulen geknüpft, die vor allem für die Universität Potsdam die Möglichkeit einer engeren Zusammenarbeit mit der Universität von Simferopol bieten.
Eine für die Exkursion nachteilige Auswirkung des Transformationsprozesses in der Ukraine ist die im Vergleich zu Sowjetzeiten extreme Preissteigerung. Die Exkursion wäre deshalb für die Studierenden nicht zu bezahlen gewesen, wäre sie nicht großzügig vom Deutschen Akademischen Austauschdienst, von der Daimler-Benz-Stiftung, der Universität Potsdam und der Humboldt-Universität zu Berlin finanziell unterstützt worden. Virtuelle Ergebnisse der Exkursion sind im Internet abzufragen unter http://www.uni-potsdam.de/u/slavistik/ krim1.htm. Cornelia Soldat
PUTZ 9/97
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