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PUTZ 8/99
Entscheidungen im Frühjahr 2000
Wissenschaftsminister Wolfgang Hackel im Interview
Noch waren die Telefone der neuen Mitarbeiter nicht angeschlossen, die Sekretärin beschriftete leere Ordner, und an dem großen Wegweiser im Ministerium prangte der Name des Vorgängers, Steffen Reiche. Da stand die PUTZ schon im Vorzimmer von Wolfgang Hackel, dem neuen CDU-Minister für Wissenschaft, Forschung und Kultur von Brandenburg. Ein Gespräch über Koalitionsverträge, Geld und das Profil der Hochschulen von PUTZ-Redakteur Marcus Franken.
Minister Hackel im Gespräch
PUTZ: Als früherer Landtagsfraktionschef der CDU haben Sie die Wissenschafts- und Hochschulpolitik kritisch begleitet. Nun geht es an die gestalterische Aufgabe. Wo sehen Sie Kontinuität?
Hackel: Eine gewisse Kontinuität zeigt sich daran, dass ich in der Führungsebene bis auf weiteres keine Veränderungen vorgenommen habe: Das geht bei Staatssekretär Prof. Dr. Friedrich Buttler los. Bei den Abteilungsleitern habe ich bisher das Gefühl, dass sie sich um eine sehr konstruktive Zusammenarbeit bemühen. Die Voraussetzungen für meine politische Arbeit hängen nicht allein von mir ab. Wir müssen sehen, welche‘©: finanziellen Möglichkeiten wir haben. Das wird sich in den nächsten Wochen entscheiden, wenn wir die ersten, wahrscheinlich relativ kontroversen Gespräche innerhalb des Kabinetts geführt haben.
PUTZ: Wo liegt die inhaltliche Kontinuität?
Hackel: Im Koalitionsvertrag steht, dass wir uns sehr stark bemühen werden, die wissenschaftlichen Institutionen zu erhalten und- wenn es geht
auszubauen. Ich würde gerne einen Akzent darauf legen, sehr viel stärker Wissenschaft und Wirtschaft zusammenzubringen, damit mehr Unternehmen gegründet werden. Für Brandenburg stellt sich insgesamt die Frage: Wie können wir im Wettbewerb mit anderen Hochschullandschaften die einzelnen Standorte stärken, Dazu müssen die Hochschulen ein stärkeres Profil ausbilden. Aber ich will hier noch keine konkreten Projekte nennen, weil man einen solchen Prozess in Ruhe mit den zuständigen Universitätsund Hochschulvertretern besprechen muss.
PUTZ: Haben Sie sich schon einen Zeitrahmen gesetzt? Hackel: Ja, wir wollen bis zum Frühjahr 2000 eine Bestandsaufnahme machen. Daraus werden wir dann Entscheidungen von mittelfristiger Bedeutung, also mit Blick auf das Jahr 2006 ableiten. Bis 2006 wird die Zahl der Studenten nicht abnehmen, weil die geburtenstarken Jahrgänge nachrücken.
PUTZ: Welche Rolle spielt die Uni Potsdam in Ihren Plänen?
Hackel: Die Uni Potsdam erfreut sich einer großen Beliebtheit, und ich sehe keine Notwendigkeit für wesentliche Einschnitte. Die Uni ist ein wichtiger Faktor in der jetzigen Hochschullandschaft in Brandenburg.
PUTZ: Wird auch der Etat so bleiben, wie er heute ist? Hackel: Diese Frage ist nur im Zusammenhang des Gesamtfinanzrahmens zu beantworten. Deswegen will ich zu einzelnen Universitäten im Moment keine Aussage machen. Fest steht: Das Volumen des Landeshaushaltes soll abgesenkt werden. Auch mein Ministerium wird sich an den Sparbemühungen in gewissem Umfang beteiligen müssen. PUTZ: Wie hoch wird die Absenkung sein?
Hackel: Laut Koalitionsvertrag wird das anhand der neuen Steuerschätzungen im November entschieden. Dann werden wir einiges besser wissen.
PUTZ: Wie wird sich das Verhältnis zu Berlin entwickeln? TU-Präsident Ewers hat den Wissenschaftsstandort Golm für überflüssig erklärt- er spricht von einem„rührenden“ Bemühen.
Hackel: Die Wahl des Begriffs „rührend“ scheint von dem Motto geprägt:„Jetzt macht mal was, ihr bringt eh nichts auf‘ die Beine.““Ich denke nicht, dass solche Äußerungen Grundlage von Gesprächen
Hackel im Gespräch mit PUTZ-Redakteur Marcus Franken.
Fotos: Tribukeit
Orientierungsprobleme
Am ersten Tag an neuer Wirkungsstätte hätten die Wachleute den neuen Wissenschaftsminister Wolfgang Hackel beinahe eingeschlossen- das berichteten zumindest die Potsdamer Neuesten Nachrichten.„Nein, nein. Das ist so nicht gewesen“, wehrt Hackel ab. Er sei am Abend vor der offiziellen Übergabe zu einem Gespräch mit dem Staatssekretär im Ministerium gewesen.„Als ich um sieben Uhr das Haus verlassen wollte, hatte ich Orientierungsprobleme und wusste nicht, zu welcher Tür man am besten raus geht.“ Die meisten seien abends verschlossen, und der neue Minister hatte noch keinen Schlüssel.„Schließlich bin ich dann doch herausgekommen.“ Mit Hilfe anderer Nachtschwärmer im Ministerium.
Einen Vorteil hatte die Sache. Selten wird sich ein Amtsneuling so über den symbolischen Schlüssel gefreut haben, den er von seinem Vorgänger Reiche am folgenden Tag geschenkt bekommen hat.
sein können. Wir werden uns nicht davon abbringen lassen, den Standort Golm der Bedeutung zuzuführen, die ihm zugedacht ist. Man muss nicht alles so ernst nehmen, was von anderen Ländern zu‘ der Hochschullandschaft in Brandenburg gesagt wird. PUTZ: Wie kann sich Brandenburg gegen Berlin besser profilieren? Hackel: Es gibt verschiedene Standorte, und warum soll die Brandenburgische Technische Universität in der Lausitz nicht ein eigenes Profil gewinnen und dazu auch ihr Umfeld nutzen. Die EU wird erweitert, da lassen sich die Kontakte zu den östlichen Nachbarn pflegen und ausbauen. Auch Hochschulen anderer Ländern Fortsetzung auf Seite 8
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