UNI aktuell / Forum
PUTZ 1-2/01
In alter Schönheit erstrahlt
Commungebäude jetzt Philosophicum
Wo können Studierende und Wissenschaftler von sich sagen, sie lernen, lehren und forschen in Gebäuden, die zum Weltkulturerbe gehören? In Potsdam!
Zu den denkmalgeschützten, von der Universität Potsdam genutzten Gebäuden gehören die Communs auf dem Uni- komplex Am Neuen Palais. Nach sechsjährigen Restaurierungsarbeiten konnte kurz vor Weihnachten das nördliche Commungebäude wieder bezogen werden. Damit endet die beschwerliche Zeit der provisorischen Unterbringung der Institute der Philosophischen Fakultät. Im Jahr 1994 begannen die Sanierungsarbeiten an diesem Gebäude mit 230- jähriger wechselvoller Geschichte. Die Bauten entstanden nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges im Auftrag König
Friedrich II. und dienten als “Bezirk gemeinschaftlichen Nutzens”, als Wirtschaftsgebäude, zur Unterbringung von Gästen und Bediensteten, als Küchen, Remisen und Ställe.
Die Communs waren weiterhin einhundert Jahre Ausbildungsanstalt der preußischen Armee und fünfzig Jahre Zentrum der Lehrerausbildung. Seit zehn Jahren sind hier Teile der Universität Potsdam untergebracht.
Nun erstrahlen Dach, Kuppel und Außenfassade wieder in altem Glanz. Umfangreiche Bauarbeiten waren auch im Inneren erforderlich, um den heutigen Nutzungsansprüchen gerecht zu werden. So wurden sämtliche Räume neu hergerichtet und moderne Daten-, Telefon- und Elektrokabel installiert. Um einen barrierefreien Zugang zu den
Räumlichkeiten zu ermöglichen, wurde ein Aufzug eingebaut. Die Sanitäranlagen sind ebenfalls erneuert. Nutzer des Gebäudes sind die Bereichsbibliothek Am Neuen Palais und Teile der Bibliotheksverwaltung. Die etwa 120 Räume mit einer Nutzfläche von 4500 Quadratmetern werden vom Dekanat der Philosophischen Fakultät, vom Historischen Institut, vom Institut für Klassische Philologie, vom Institut für Philosophie und von der Professur für Religionswissenschaft für Lehre und Forschung genutzt.
Auch der wenig prosaische Name “Haus 11” ist jetzt aufpoliert worden. “Philosophicum” heißt das Haus von nun an. Die Idee dazu stammt von Dekan Prof. Dr. Norbert Franz.
B.E.
Mit dem Bezug des Commungebäudes durch die Philosophische Fakultät sind erste Schritte getan, um die Geisteswissenschaften im Unikomplex Am Neuen Palais anzusiedeln.
Foto: Fritze
Pressemitteilungen
der
Universität Potsdam online unter: http://www.uni-potsdam. de/u/pressmitt/index.htm
Leserbrief:
Nicht nur rühmliche Traditionen
Für die Ausgabe 9/00 der PUTZ wählte die Redaktion der Zeitung das Titelthema “300 Jahre Preußen”. Dazu schrieb Martin Neumann, Student der Geographie und Politikwissenschaft, den folgenden Leserbrief.
“Das Hervorkehren der preußi-schen Tugenden
geschieht in der PUTZ in der Regel etwas einseitig. Besonders das Betonen der Toleranz. Es konnte zwar für die damalige Zeit jeder seiner religiösen Fasson nach wohl relativ selig werden. Aber fragen Sie mal die Niedersorben/Wenden nach der preußischen Toleranz. Sprach- verbote und ein enormes Zusammenschrumpfen des Siedlungsgebietes sind wohl kaum Ausdruck von Toleranz. Diese unrühmlichen Traditionen werden in anderer Form heute auch fortgesetzt. So verlieren die Niedersorben an unserer Uni-versität in diesen Tagen gerade - aus finanziellen Gründen - ihre einzige universitäre Vertretung in ihrem Heimatland. Ein toleranter Umgang mit einer autochtho- nen Volksgruppe, der sich nahtlos in die preußische Geschichte einreihen kann.
Anmerkung der Redaktion:
Im Oktober 2000 beschloss das Rektorat der Uni Potsdam, die Durchführung des 1998 eingerichteten Erweiterungsstudienganges zur Qualifikation von Lehrern im Fach Sorbisch nicht zu verlängern. Der Studiengang war allerdings von vornherein nur bis 2002 befristet, da die Hochschule nicht über die nötigen eigenen finanziellen Ressourcen zu seiner weiteren Absicherung verfügt. Das Lehrangebot stellte einen Teil des Revitalisierungsprogramms der niedersorbischen Sprache - die Muttersprache der in Brandenburg beheimateten Niedersorben - dar.
Nicht nur äußerlich zeigt das nördliche Commungebättde wieder seine alte Schönheit. Auch das Innere wurde mit Mitteln des Landes und des Bundes für 34 Millionen DM vollständig saniert. Foto: Fritze
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