Heft 
(1.1.2019) 01
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Titel

PUTZ 1-2/01

Fit für den Beruf

Psychologie in der Lehramtsausbildung

Die im Potsdamer Modell der Lehrerbildung vorhandene wichtige erziehungswis­senschaftliche Komponente umfasst die Vermittlung von Inhalten aus den drei Disziplinen Pädagogik, Psy­chologie und Sozialwissen­schaften. Die Ausbildung ver­läuft modularisiert in einer funktional bestimmten zeit­lichen Abfolge von Praktika und akademischen Angeboten. Die Psychologie liefert persön­lichkeitspsychologische,kogni­tionspsychologische, entwick­lungspsychologische, differen­tialpsychologische sowie sozial- und organisationspsychologische Informationen. In diesem Fach erwirbt der Student operatives Wissen für die spätere psycholo­gische Seite des professionellen Handelns.

Die Psychologieausbildung um­fasst nach dem Brandenburg- ischen Lehrerbildungsgesetz elf Semesterwochenstunden, die modularisiert angeboten wer­den.

Die Module

Im Modul 1, die Professions­bezogene Einführung, findet eine Ringvorlesung zum Thema Psychologische Grundlagen des Lehrens und Lernens mit einem anschließenden Vertief­ungsseminar statt. In jedem ihrer sechs Teilgebiete wird das Ziel einer professionsorien­tierten Ausbildung vom ersten Semester an angestrebt. Zu diesen einzelnen Schwerpunkten gehören die Persönlichkeitspsy­chologie, Allgemeine Psycho­logie-Kognition, Allgemeine Psychologie - Motivation, Ent­wicklungspsychologie, Sozial- psychologie, Lern- und Verhal­tensstörungen. Die Studieren­den sollen hier jeweils angeregt werden, durch die aus der Sicht der verschiedenen psychologi­schen Disziplinen dargestellten Fragen und Probleme, sich allmählich in die Lehrerposition zu versetzen und die Komple­xität des pädagogischen Gesche­hens zu erfassen.

Ganz wichtig ist es für sie zu erkennen, dass pädagogische und psychologische Probleme

eng miteinander verwoben sind, ohne psychologische Begrün­dung kein erfolgreiches päda­gogisches Handeln möglich wird.

Im Modul 2, die erziehungswis­senschaftliche Fundierung, wer­den vom Institut für Psychologie Vertiefüngsseminare vorgesehen. Ihr Zweck: Sie sollen die

Möglichkeit eröffnen, eigenen Interessen noch besser nachzu­gehen. Zur Auswahl stehen Themen wie Persönlichkeits- theorien,Entwicklungsbesonder heiten im Schulkindalter/Ju­gendalter, Gedächtnis und Ler­nen, Optimierung des Lehrens und Lernens im Schulunterricht und Kommunikationspsycho­logie für Lehrer.

Die ursprüngliche Konzeption des Potsdamer Modells sah in diesem Modul wegen der beson­deren Bedeutung der sozialen Kompetenz für den Lehrerberuf für alle Lehramtsstudierenden Kommunikationstrainings/Ge- sprächführungstrainings vor. Aufgrund fehlender Finanzen konnten diese Trainings in den letzten Jahren leider nur noch in geringer Zahl angeboten wer­den. Allerdings ist es im vergan­genen Semester gelungen, ein Coaching-Programm zum Er­werb sozialer und selbstregula­torischer Kompetenzen für den Lehrer-Beruf umzusetzen. Fortgeschrittene Studierende der Psychologie und Pädagogik wurden für Trainingsseminare der Lehramtsstudierenden aus­gebildet, die dem Erwerb sozialer Kompetenzen dienen. Dabei geht es vor allem um Kenntnisse in Kommunika­tionsfragen, bei der Konfliktlö­sung und Stressbewältigung. Auf diese Weise kamen 13 zusätz­liche Angebote zustande.

Das Modul 3, die erziehungswis- senschaftliche Kompetenz­erweiterung sowie forschungs- und professionsbezogene Profi­lierung, liegt im Hauptstudium und sieht in der Psychologie neben einer Grundvorlesung in Psychodiagnostik Vertiefungs­seminare mit Themen aus den angewandten Disziplinen, zum Beispiel Diagnostik, Lern- und Verhaltensstörungen sowie Ar­beitspsychologie vor. Hier wer­

den sowohl Kenntnisse aus den beiden Modulen des Grund­studiums vorausgesetzt als auch Erfahrungen der Studenten ein­bezogen, die sie in den bisheri­gen erziehungswissenschaft­lichen Praktika beziehungsweise in den fachdidaktischen Studien­bestandteilen erwerben konn­ten.

Gleichzeitig bereiten diese Semi­nare verstärkt auf das ein­wöchige psychodiagnostische Praktikum vor, das außerhalb des Vorlesungsabschnittes an Potsdamer Schulen unter Anlei­tung eines wissenschaftlichen Mitarbeiters durchgeführt wird und in dem diagnostische Methoden und Verfahren geübt sowie eine Kurzcharakteristik des Lern- und Sozialverhaltens

eines Schülers angefertigt wer­den.

Noch keine Eualuierung

Das Potsdamer Modell der Lehrerbildung bietet also aus der Sicht der Psychologie eine Reihe von Möglichkeiten, sich zielgerichtet mit solchen Fragen und Problemen zu beschäftigen, die eine wichtige Grundlage für den späteren Beruf darstellen.

Da der erste Durchgang des Modells eben erst abgeschlossen wurde, steht eine komplexe wis­senschaftliche Evaluierung des Gesamtmodells noch aus.

Schon jetzt zeigen sich aber Verbesserungsnotwendigkeiten und -möglichkeiten für die Ko­

ordination der an der erziehungs wissenschaftlichen Ausbildung beteiligten Diszi­plinen Pädagogik, Psychologie, Sozialwissenschaften sowie mit den Fachdidaktiken.

Auch für den Psychologieanteil kann man heute schon in der Rückschau auf die bisher rea­lisierten Vorlesungen und Seminare feststellen: Die Durch­setzung des Anliegens des Potsdamer Modells steht und fallt mit dem Willen aller, die Lehramtsausbildung als wichti­ges Anliegen der universitären Ausbildung zu betrachten.

Prof. Dr. Bärbel Kirsch, Institut für Psychologie

Uni und Schulen

Die Uni Potsdam kooperiert mit zahlreichen Schulen im Land Brandenburg. Mit fünf Schulen gibt es sogar ver­tragliche Vereinbarungen. Es sind dies das Humboldt Gymnasium, das Helmholtz Gymnasium, die Gesamtschule Peter Joseph Lenne, die SportschuleFriedrich Lud­wig Jahn und die Voltaire Gesamtschule.

Weitere Informationen sind unter http://www.uni-pots- dam .de/u/schulen/ abrufbar.

PUTZ

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Bei aller Unterschiedlichkeit der Kinder und Jttgendlichen im Land, eines haben sie gemeinsam: sie unterließen der Schulpflicht. Das Potsda-mer Modell der Lehrerbildung will mit dazu beitragen, dass sie diese optimal nulzen können.

Foto: Tribukeit

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