Titel
PUTZ 1-2/01
Fit für den Beruf
Psychologie in der Lehramtsausbildung
Die im Potsdamer Modell der Lehrerbildung vorhandene wichtige erziehungswissenschaftliche Komponente umfasst die Vermittlung von Inhalten aus den drei Disziplinen Pädagogik, Psychologie und Sozialwissenschaften. Die Ausbildung verläuft modularisiert in einer funktional bestimmten zeitlichen Abfolge von Praktika und akademischen Angeboten. Die Psychologie liefert persönlichkeitspsychologische,kognitionspsychologische, entwicklungspsychologische, differentialpsychologische sowie sozial- und organisationspsychologische Informationen. In diesem Fach erwirbt der Student operatives Wissen für die spätere psychologische Seite des professionellen Handelns.
Die Psychologieausbildung umfasst nach dem Brandenburg- ischen Lehrerbildungsgesetz elf Semesterwochenstunden, die modularisiert angeboten werden.
Die Module
Im Modul 1, die Professionsbezogene Einführung, findet eine Ringvorlesung zum Thema “Psychologische Grundlagen des Lehrens und Lernens” mit einem anschließenden Vertiefungsseminar statt. In jedem ihrer sechs Teilgebiete wird das Ziel einer professionsorientierten Ausbildung vom ersten Semester an angestrebt. Zu diesen einzelnen Schwerpunkten gehören die Persönlichkeitspsychologie, Allgemeine Psychologie-Kognition, Allgemeine Psychologie - Motivation, Entwicklungspsychologie, Sozial- psychologie, Lern- und Verhaltensstörungen. Die Studierenden sollen hier jeweils angeregt werden, durch die aus der Sicht der verschiedenen psychologischen Disziplinen dargestellten Fragen und Probleme, sich allmählich in die Lehrerposition zu versetzen und die Komplexität des pädagogischen Geschehens zu erfassen.
Ganz wichtig ist es für sie zu erkennen, dass pädagogische und psychologische Probleme
eng miteinander verwoben sind, ohne psychologische Begründung kein erfolgreiches pädagogisches Handeln möglich wird.
Im Modul 2, die erziehungswissenschaftliche Fundierung, werden vom Institut für Psychologie Vertiefüngsseminare vorgesehen. Ihr Zweck: Sie sollen die
Möglichkeit eröffnen, eigenen Interessen noch besser nachzugehen. Zur Auswahl stehen Themen wie Persönlichkeits- theorien,Entwicklungsbesonder heiten im Schulkindalter/Jugendalter, Gedächtnis und Lernen, Optimierung des Lehrens und Lernens im Schulunterricht und Kommunikationspsychologie für Lehrer.
Die ursprüngliche Konzeption des Potsdamer Modells sah in diesem Modul wegen der besonderen Bedeutung der sozialen Kompetenz für den Lehrerberuf für alle Lehramtsstudierenden Kommunikationstrainings/Ge- sprächführungstrainings vor. Aufgrund fehlender Finanzen konnten diese Trainings in den letzten Jahren leider nur noch in geringer Zahl angeboten werden. Allerdings ist es im vergangenen Semester gelungen, ein Coaching-Programm zum Erwerb sozialer und selbstregulatorischer Kompetenzen für den Lehrer-Beruf umzusetzen. Fortgeschrittene Studierende der Psychologie und Pädagogik wurden für Trainingsseminare der Lehramtsstudierenden ausgebildet, die dem Erwerb sozialer Kompetenzen dienen. Dabei geht es vor allem um Kenntnisse in Kommunikationsfragen, bei der Konfliktlösung und Stressbewältigung. Auf diese Weise kamen 13 zusätzliche Angebote zustande.
Das Modul 3, die erziehungswis- senschaftliche Kompetenzerweiterung sowie forschungs- und professionsbezogene Profilierung, liegt im Hauptstudium und sieht in der Psychologie neben einer Grundvorlesung in Psychodiagnostik Vertiefungsseminare mit Themen aus den angewandten Disziplinen, zum Beispiel Diagnostik, Lern- und Verhaltensstörungen sowie Arbeitspsychologie vor. Hier wer
den sowohl Kenntnisse aus den beiden Modulen des Grundstudiums vorausgesetzt als auch Erfahrungen der Studenten einbezogen, die sie in den bisherigen erziehungswissenschaftlichen Praktika beziehungsweise in den fachdidaktischen Studienbestandteilen erwerben konnten.
Gleichzeitig bereiten diese Seminare verstärkt auf das einwöchige psychodiagnostische Praktikum vor, das außerhalb des Vorlesungsabschnittes an Potsdamer Schulen unter Anleitung eines wissenschaftlichen Mitarbeiters durchgeführt wird und in dem diagnostische Methoden und Verfahren geübt sowie eine Kurzcharakteristik des Lern- und Sozialverhaltens
eines Schülers angefertigt werden.
Noch keine Eualuierung
Das Potsdamer Modell der Lehrerbildung bietet also aus der Sicht der Psychologie eine Reihe von Möglichkeiten, sich zielgerichtet mit solchen Fragen und Problemen zu beschäftigen, die eine wichtige Grundlage für den späteren Beruf darstellen.
Da der erste Durchgang des Modells eben erst abgeschlossen wurde, steht eine komplexe wissenschaftliche Evaluierung des Gesamtmodells noch aus.
Schon jetzt zeigen sich aber Verbesserungsnotwendigkeiten und -möglichkeiten für die Ko
ordination der an der erziehungs wissenschaftlichen Ausbildung beteiligten Disziplinen Pädagogik, Psychologie, Sozialwissenschaften sowie mit den Fachdidaktiken.
Auch für den Psychologieanteil kann man heute schon in der Rückschau auf die bisher realisierten Vorlesungen und Seminare feststellen: Die Durchsetzung des Anliegens des Potsdamer Modells steht und fallt mit dem Willen aller, die Lehramtsausbildung als wichtiges Anliegen der universitären Ausbildung zu betrachten.
Prof. Dr. Bärbel Kirsch, Institut für Psychologie
Uni und Schulen
Die Uni Potsdam kooperiert mit zahlreichen Schulen im Land Brandenburg. Mit fünf Schulen gibt es sogar vertragliche Vereinbarungen. Es sind dies das Humboldt Gymnasium, das Helmholtz Gymnasium, die Gesamtschule “Peter Joseph Lenne”, die Sportschule “Friedrich Ludwig Jahn” und die Voltaire Gesamtschule.
Weitere Informationen sind unter http://www.uni-pots- dam .de/u/schulen/ abrufbar.
PUTZ
~sa*hwr'
Bei aller Unterschiedlichkeit der Kinder und Jttgendlichen im Land, eines haben sie gemeinsam: sie unterließen der Schulpflicht. Das Potsda-mer Modell der Lehrerbildung will mit dazu beitragen, dass sie diese optimal nulzen können.
Foto: Tribukeit
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