PUTZ 1-2/01
Titel
Zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Vom Auf und Ab in der Didaktikausbildung
Soll das Potsdamer Modell der Lehrerbildung auf den Prüfstand gestellt werden, so ist eine Konfrontation des Erreichten mit dem 1990 erarbeiteten Konzept zur Struktur der Uni Potsdam und damit auch zur Lehrerbildung unabdingbar. Wurden doch hier die Grundlinien einer nachhaltigen Reform der Lehrerbildung vorgezeichnet.
Wenn auch die damaligen Ausführungen zur Fachdidaktik überaus knapp gehalten sind, finden Interessierte noch heute Grundprämissen vor, die Gültigkeit haben und in den aktuellen Leitbilddiskussionen und Strukturentscheidungen Berücksichtigung finden müssen. Zum einen geht es darum, dass das Studium der zukünftigen Lehrer je nach Schulstufe und Funktion in flexibler Weise und in unterschiedlichem Umfang fachwissenschaftliche, erziehungswissenschaftliche und praxisorientierte Komponenten verbinden soll. Die fachwissenschaftliche Komponente umfasst demnach die in der Regel vorhandenen zwei Unterrichtsfächer und die dazugehörigen fachdidaktischen Studien im Umfang von etwa zehn Semesterwochenstunden. Auch zur kognitionswissen- schaftlichen Transformation der Didaktik gibt es Aussagen in dem Dokument. Sie betreffen zum Beispiel die Art, diese voranzutreiben. Hier wird auf die intensive Kooperation zwischen Kognitionswissenschaft- lern, Entwicklungspsychologen und Fachwissenschaftlern in den einzelnen Wissensdisziplinen verwiesen. Indem man auf die Schlüsselstellung der Fachdidaktik für ein kognitionswis- sensehaftlich aufgeklärtes Selbstverständnis der Profession im Papier aufmerksam macht, wird auch deren Bedeutung zum Ausdruck gebracht. Unterstrichen wird die Rolle der Fachdidaktik für die Vermittlung des Faches in allen Studiengängen.
Vielversprechender Anfang
Die Anfangsentwicklung an der Universität in Gründung war zunächst vielversprechend. Die
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ersten Fachdidaktikprofessuren wurden in den Fachinstituten besetzt und in der Regel als C4 - Stellen dotiert. Nicht erst mit der Absenkung der Professorenstellen auf 190 geriet dieser Prozess ins Stocken. Die Ursachen hierfür sind gewiss vielfältig und tragen sowohl objektiven als auch subjektiven Charakter.
Keine Lobby
Einerseits war ein deutlicher Rückgang der Studienbewerber in vielen Lehramtsstudiengängen zu verzeichnen, wodurch die Lehrerbildung aus dem Blick der Leitungsentscheidungen geriet. Andererseits kam die kogni- tionswissenschaftliche Transformation der Didaktik nicht über bescheidene Ansätze hinaus. Offensichtlich war die Zustimmung zum Potsdamer Modell der Lehrerbildung von Bewerbern um Professuren mehr ein Lippenbekenntnis als ein wirklicher Handlungsantrieb.
Auch fanden die Fachdidaktiken
in der vergangenen Legislaturperiode der Landesregierung keine Lobby, wurde die fundamentale Bedeutung von Fachdidaktiken in der Wissensgesellschaft nicht erkannt. So litten die Fachdidaktiken unter dem Problem der vakanten Stellen und konnten die Fachwissenschaften kaum an gemeinsame Projekte binden und eine führende Rolle in der hochschuldidaktischen Gestaltung der akademischen Lehre übernehmen.
Neuer Schub
Diese düstere Bilanz kann insofern aufgehellt werden, dass Lehrevaluationen die Professionsorientierung der Fäch- didaktiken bestätigen und den fachdidaktischen Praktika eine herausragende Stellung bescheinigen. ' Darüber hinaus wurde 1997 der “Arbeitskreis Fachdidaktiken” gegründet. Auch den Tag der Fachdidaktiken gibt es inzwischen. Im vergangenen Jahr konnten Flrgeb- nisse einer seitens des branden-
burgischen Bildungsministeriums in Auftrag gegebenen empirischen Untersuchung in den Jahrgangsstufen 5 und 6 vorgestellt werden. An der Untersuchung waren Füch- didaktiker aus sechs unterschiedlichen Fächern beteiligt. Darüber hinaus wurden gemeinsam mit dem Pädagogischen Landesinstitut Brandenburg (PILB) die ersten Ergebnisse der Curriculumentwicklung für die Fächer der Sekundarstufe zur Diskussion gestellt. Auch hier sind alle betreffenden Fachdidaktiken einbezogen. Besondere Verantwortung zur Schärfung des Profilbereichs Lehrerbildung hegt bei der seit einem Jahr arbeitenden “Kommission Lehrerbildung”. Dabei geht es unter anderem um die Modularisierung (auch) der füchdidaktischen Ausbildung, die engere lehrkonzeptionelle Verzahnung von erziehungswis- senschaftlichen und fachdidaktischen Studien sowie um mögliche Synergien durch die Gestaltung von Lernfelddidaktiken.
Einen weiteren Schub kann die Fachdidaktik durch die nunmehr hervorragenden Berufsaussichten von Lehramtsstudierenden erhalten - ein sicherlich bedeutsamer Aspekt auch zur personellen Stärkung der Fachdidaktiken für Forschung und Lehre.
Prof. Dr. Bernd Meier Institut für Arbeitslehre/Technik
Zentralstelle koordiniert
Zur Wahrnehmung koordinierender Aufgaben im Zusammenwirken der lehrerbildenden Einrichtungen des Landes, insbesondere auch mit den Schulen wurde die Zentralstelle für Lehrerbildung an der Uni eingerichtet. Innerhalb der Hochschule schafft die Zentralstelle Voraussetzungen, dass Vertreter verschiedener Bereiche mit unterschiedlichen Positionen in Kolloquia und wissenschaftlichen Veranstaltungen ins Gespräch kommen.
PUTZ
Winter
semester
Studierende
gesamt
davon
Lehramtsstudierende
(Vollzeitstudium)
1990/’91
2.582
2.378
1991/’92
6.202
2.452
1992/’93
7.266
2.049
1993/’94
7.356
1.837
1994/’95
7.907
1.639
1995/’96
8.770
1.325
1996/’97
9.850
1.313
1997/’98
11.015
1.256
1998/’99
11.722
1.468
1999/2000
12.468
1.786
2000/2001
13.254
1.989