Heft 
(1.1.2019) 01
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PUTZ 1-2/01

Titel

Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Vom Auf und Ab in der Didaktikausbildung

Soll das Potsdamer Modell der Lehrerbildung auf den Prüfstand gestellt werden, so ist eine Konfrontation des Erreichten mit dem 1990 erar­beiteten Konzept zur Struktur der Uni Potsdam und damit auch zur Lehrerbildung un­abdingbar. Wurden doch hier die Grundlinien einer nach­haltigen Reform der Lehrer­bildung vorgezeichnet.

Wenn auch die damaligen Ausführungen zur Fachdidaktik überaus knapp gehalten sind, finden Interessierte noch heute Grundprämissen vor, die Gültig­keit haben und in den aktuellen Leitbilddiskussionen und Struk­turentscheidungen Berücksich­tigung finden müssen. Zum einen geht es darum, dass das Studium der zukünftigen Lehrer je nach Schulstufe und Funktion in flexibler Weise und in unter­schiedlichem Umfang fachwis­senschaftliche, erziehungswis­senschaftliche und praxisorien­tierte Komponenten verbinden soll. Die fachwissenschaftliche Komponente umfasst demnach die in der Regel vorhandenen zwei Unterrichtsfächer und die dazugehörigen fachdidaktischen Studien im Umfang von etwa zehn Semesterwochenstunden. Auch zur kognitionswissen- schaftlichen Transformation der Didaktik gibt es Aussagen in dem Dokument. Sie betreffen zum Beispiel die Art, diese voranzutreiben. Hier wird auf die intensive Kooperation zwi­schen Kognitionswissenschaft- lern, Entwicklungspsychologen und Fachwissenschaftlern in den einzelnen Wissensdisziplinen verwiesen. Indem man auf die Schlüsselstellung der Fach­didaktik für ein kognitionswis- sensehaftlich aufgeklärtes Selbstverständnis der Profession im Papier aufmerksam macht, wird auch deren Bedeutung zum Ausdruck gebracht. Unter­strichen wird die Rolle der Fachdidaktik für die Vermittlung des Faches in allen Studiengän­gen.

Vielversprechender Anfang

Die Anfangsentwicklung an der Universität in Gründung war zunächst vielversprechend. Die

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ersten Fachdidaktikprofessuren wurden in den Fachinstituten besetzt und in der Regel als C4 - Stellen dotiert. Nicht erst mit der Absenkung der Professoren­stellen auf 190 geriet dieser Prozess ins Stocken. Die Ursachen hierfür sind gewiss vielfältig und tragen sowohl objektiven als auch subjektiven Charakter.

Keine Lobby

Einerseits war ein deutlicher Rückgang der Studienbewerber in vielen Lehramtsstudiengän­gen zu verzeichnen, wodurch die Lehrerbildung aus dem Blick der Leitungsentscheidungen ge­riet. Andererseits kam die kogni- tionswissenschaftliche Transfor­mation der Didaktik nicht über bescheidene Ansätze hinaus. Offensichtlich war die Zustimmung zum Potsdamer Modell der Lehrerbildung von Bewerbern um Professuren mehr ein Lippenbekenntnis als ein wirklicher Handlungs­antrieb.

Auch fanden die Fachdidaktiken

in der vergangenen Legislatur­periode der Landesregierung keine Lobby, wurde die funda­mentale Bedeutung von Fachdidaktiken in der Wissens­gesellschaft nicht erkannt. So lit­ten die Fachdidaktiken unter dem Problem der vakanten Stellen und konnten die Fachwissenschaften kaum an gemeinsame Projekte binden und eine führende Rolle in der hochschuldidaktischen Gestal­tung der akademischen Lehre übernehmen.

Neuer Schub

Diese düstere Bilanz kann insofern aufgehellt werden, dass Lehrevaluationen die Profes­sionsorientierung der Fäch- didaktiken bestätigen und den fachdidaktischen Praktika eine herausragende Stellung be­scheinigen. ' Darüber hinaus wurde 1997 derArbeitskreis Fachdidaktiken gegründet. Auch den Tag der Fachdidak­tiken gibt es inzwischen. Im ver­gangenen Jahr konnten Flrgeb- nisse einer seitens des branden-

burgischen Bildungsministeri­ums in Auftrag gegebenen empirischen Untersuchung in den Jahrgangsstufen 5 und 6 vorgestellt werden. An der Untersuchung waren Füch- didaktiker aus sechs unter­schiedlichen Fächern beteiligt. Darüber hinaus wurden gemeinsam mit dem Pädagogischen Landesinstitut Brandenburg (PILB) die ersten Ergebnisse der Curriculum­entwicklung für die Fächer der Sekundarstufe zur Diskussion gestellt. Auch hier sind alle betreffenden Fachdidaktiken einbezogen. Besondere Verant­wortung zur Schärfung des Profilbereichs Lehrerbildung hegt bei der seit einem Jahr arbeitendenKommission Lehrerbildung. Dabei geht es unter anderem um die Modularisierung (auch) der füchdidaktischen Ausbildung, die engere lehrkonzeptionelle Verzahnung von erziehungswis- senschaftlichen und fachdidak­tischen Studien sowie um mögliche Synergien durch die Gestaltung von Lernfelddidak­tiken.

Einen weiteren Schub kann die Fachdidaktik durch die nun­mehr hervorragenden Berufs­aussichten von Lehramts­studierenden erhalten - ein sicherlich bedeutsamer Aspekt auch zur personellen Stärkung der Fachdidaktiken für For­schung und Lehre.

Prof. Dr. Bernd Meier Institut für Arbeitslehre/Technik

Zentralstelle koordiniert

Zur Wahrnehmung koordinie­render Aufgaben im Zusam­menwirken der lehrerbilden­den Einrichtungen des Landes, insbesondere auch mit den Schulen wurde die Zentral­stelle für Lehrerbildung an der Uni eingerichtet. Innerhalb der Hochschule schafft die Zen­tralstelle Voraussetzungen, dass Vertreter verschiedener Berei­che mit unterschiedlichen Posi­tionen in Kolloquia und wis­senschaftlichen Veranstaltun­gen ins Gespräch kommen.

PUTZ

Winter­

semester

Studierende

gesamt

davon

Lehramtsstudierende

(Vollzeitstudium)

1990/91

2.582

2.378

1991/92

6.202

2.452

1992/93

7.266

2.049

1993/94

7.356

1.837

1994/95

7.907

1.639

1995/96

8.770

1.325

1996/97

9.850

1.313

1997/98

11.015

1.256

1998/99

11.722

1.468

1999/2000

12.468

1.786

2000/2001

13.254

1.989