Heft 
(1.1.2019) 01
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PUTZ 1-2/01

Titel

Es war Stückwerk

Ein Lehrer blickt auf seine Ausbildung

Andre Falk hat es sich mit seiner Entscheidung für den Lehrerberuf nicht leicht ge­macht. Nach seinem Mathe­matik- und Physikstudium an der Universität Potsdam arbeitet er seit dem vergan­genen Jahr an der Montessori Gesamtschule-Potsdam. Dort sucht er neue Wege des Leh- rens und Lernens. Mit dem Ehemaligen unterhielt sich PUTZ-Redakteurin Dr.

Barbara Eckardt.

Welche Motive waren für Sie ausschlaggebend, ein Lehrer­studium aufzunehmen?

Falk: Die Entscheidung, mich um ein Lehrerstudium zu bewerben, fiel während meiner Armeezeit 1988/89. Es war eine Entscheidung gegen das rein technische Studium der Elektrotechnik, welches sich an meinen Berufsabschluss als Elektronikfacharbeiter zu DDR- Zeiten anschließen sollte. Trotz­dem war auch die Entscheidung, ein Lehrerstudium aufzunehmen keine leichte.

Umsetzung des Potsdamer Modells der Lehrerbildung an der Universität Potsdam. Welche Vorteile bringt Ihrer Meinung nach die Verbindung von fachwissenschaftlichen, erziehungswissenschaftlichen und schulpraktischen Kompo­nenten schon während des Studiums?

Falk: Ich empfand die

Komponenten des Lehrerstudi­

Falk: Vor einem halben Jahr habe ich begonnen, meine Studienunterlagen wegzuwer­fen. Weder im Referendariat noch während der eineinhalb Jahre Berufspraxis habe ich einen der auf eineinhalb Meter platznehmenden Ordner für Unterrichtsvorbereitungen genutzt. Die Studienaufzeich­nungen sehen wie Unter- richtsmitschriften eines Schülers

aus. Sowohl in eien Fach- und

Nach dem Motto von Maria MontessoriHilf mir es selbst zu tun arbeitet Andre Falk mit seinen Schülern. Foto: Fritze

e.u.

; -/

Warum entschieden Sie sich für mathematisch-naturwis­senschaftliche Fächer?

Falk: Die Mathematik empfand ich als entspannend, als ver­lässlich. Herrlich, seitenweise an einer Aufgabe zu arbeiten, ohne zu wissen, warum. Meist war es dann die Mathematikolympiade, die Aufgaben zum Denken auf­gab. Als junger Leser des Buches Mohr und die Raben von London faszinierte mich, dass Karl Marx in seinen Lesepausen Mathematikaufgaben rechnete. Der Reiz des Faches Mathematik besteht für mich darin, dass es klare Strukturen in Sachzusam­menhänge unterschiedlichster Bereiche bringen kann. Solch ein Bereich ist die Physik, die in meiner Erinnerung als Unter­richtsfach in der Schule manch­mal auch interessant war.

Sie begannen Ihr Studium 1990, also unmittelbar nach der Wende. In den letzten bei­den Semestern Ihres Studiums erlebten Sie hautnah die

ums in Potsdam weniger verbindend als nebeneinander­her bestehend. Es war Stück­werk. Das Verbindende musste ich selbst herstellen. So kostete es mich viel Energie, die eigene Motivation zum Lehrersein über die Zeit des Studiums auf­rechtzuerhalten.

Als positiv empfand ich die ver­schiedensten Gelegenheiten, in die Praxis hinein zu schnuppern. Aber auch das war im Gesamt­kontext gesehen ein Abhaken. Oft empfand ich das, was ich im Studium erledigen musste als kreativitätstötend und lähmend angesichts dessen, was zum Beispiel in Praktika auf uns zukam. Hier sollten wir plötz­lich diagnostizierende Ge­spräche führen, worüber wir maximal etwas gelesen hatten.

Sie arbeiten jetzt als Lehrer in einer Montessori Schule in Potsdam. Wie helfen Ihnen die während des Studiums gesammelten Erfahrungen, diese nichtklassische Rolle des Lehrers ausfüllen zu können?

Erziehungswissenschaften als auch Didaktiken widerspiegeln sie vorrangig eine Wissensver­mittlung, weniger eine Aus­einandersetzung mit entspre­chenden Themen. Das alles entspricht nicht den Anfor­derungen der Schule an den Lehrer. Eine ganz andere Art, auf das Fachwissen zu schauen, wurde in der Berufspraxis notwendig. Und so erarbeite ich mir jedes Thema zeitintensiv aufs Neue. Weniger Wissens­schüttung und mehr Zeit für Praktika und Möglichkeiten, Projekte aus Problemstellungen fachübergreifend zu bearbeiten, das habe ich mir in meiner Studienzeit gewünscht. Ich glaube, gerade Letzteres ist ein Erfahrungshorizont, um den ich im Studium gebracht wurde. Gesprächstraining, Sprech­erziehung, Seminare außerhalb der Uni im Bereich der Lebenskunde, praktische Tätig­keiten, die das Studium nicht vorsahen, beispielsweise in Schülerklubs, hier sehe ich Ansätze und Erfahrungen, die

mir halfen, meine Rolle als Lehrer an der Schule, insbeson­dere an der Montessori-Gesamt- schule auszufüllen. Koordina­tion und Moderation im Kolle­gium, im Team sind unabding­bare Fertigkeiten, die im Studi­um eher Nebensache oder Resultat von Eigenengagement waren.

Vielen Dank für das Gespräch.

Indien

Foto: QWDS

Schuften in Eigenregie

Der Export von Steinen - auch nach Deutschland - ist für Indi­ens Politiker und Unternehmer ein lukratives Geschäft. Und 1,5 Millionen Steinbrucharbeiter, da­runter auch Frauen und Kinder, schuften im indischen Staat Ta­mil Nadu für einen Hungerlohn. Viele Familien fesselt eine lebens­lange Schuldknechtschaft an ihren Arbeitgeber, dem sie schutzlos ausgeliefert sind.

Dank derEntwicklungsge­sellschaft der Steinbrucharbeiter (QWDS) haben sich inzwischen Arbeiter aus 50 Steinbrüchen zusammengeschlossen, um ihre Interessen gemeinsam zu vertre­ten. Die QWDS steht ihnen mit Lobbyarbeit und Rechtshilfe zur Seite und bildet Arbeiter/innen aus, die sich für ihre Kollegen ein- setzen.

Brot für die Welt unter­stützt Projekte, die armen Fami­lien ein Überleben in Würde ermöglichen. Mit Ihrer Spende helfen Sie uns auch hierbei.

Postbank Köln 500500-500 BLZ 37010050

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