Heft 
(1.1.2019) 01
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Titel

Bohrungen an historischer Stätte

Mineralogische Untersuchungen am Brandenburger Tor

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Das Brandenburger Tor wird derzeit auf Herz und Nieren geprüft. Mineralogen aus dem Pots­damer Uni-Institut für Geowissenschaften, betei­ligen sich an der Restaurierung jener histori­schen Stätte. Ihr Part ist es dabei, Schadenspro­zesse an den Natursteinen aus dem sächsischen Elbsandsteingebirge zu untersuchen.

I m Rahmen der vollständigen Sanierung des Tores müssen, neben der mineralogischen Erfassung der verschiedenen verwendeten Sandsteintypen, bestehende Schäden an den ver­arbeiteten Steinen bestimmt und deren Entste­hung geklärt werden. Schwerpunkt ist hierbei die petrophysikalisch-chemische Analyse zur Klärung der Herkunft von dunklen Verwitte­rungskrusten, die an der Oberfläche des verbau­ten Cottaer Sandsteins auftreten.

Für die Untersuchung der streifig bis flecki­gen, dunklen Verfärbungen wurden Bohrkerne aus den betroffenen Säulen des Tores entnom­men. Die Schadensbegutachtung erfolgte mittels Elektronenmikroskopie, Lichtmikroskopie, che­mischen Analysen im Hundertstel Millimeter­bereich sowie verschiedensten Messverfahren. Die nun vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass die Grundlage für die Fleckenbildung bereits bei

Potsdamer Uni- Mineralogen gehen derzeit den Ursachen von lagig-fleckigen, dunklen Verfärbungen am Brandenburger Tor in Berlin nach.

der Entstehung der Sandsteine geschaffen wur­den. Die Sandsteine stellen ehemalige Sande, die am Rand eines flachen Meeresbeckens abgela­gert wurden, dar. Bereits bei der Ablagerung kam es zur Ausbildung von Lagen unterschiedlicher Korn- und Porendurchmesser. Die am Branden­burger Tor verfärbten Stellen bilden sich an der Oberfläche der Sandsteinpartien aus, in denen größere Körner und fei­nere Poren vorliegen.

In diesen Poren sind bereits kurz nach der Entstehung der Sand­steine, also vor der Ver­bauung, neue Minera­le, wie zum Beispiel Tonmineralen, entstan­den. Diese Neubildun­gen führen zu einem feinporigen Gefüge, welches verantwortlich für die neuzeitlichen Verfärbungen ist. Das Feinporennetz spielt für den Wasserhaushalt eines Bausteins die ent­scheidende Rolle. Dort finden durch die mikro­skopisch kleinen Poren bevorzugt Transportpro­zesse statt. Beim Austrocknen des Gesteins sind diese feinporigen Bereiche diejenigen Stellen, an denen das Wasser zuletzt verdunstet, wenn über­haupt eine vollständige Austrocknung in diesen Bereichen erfolgt. Dies führt letztlich zu feuch­ten Stellen an den verbauten Sandsteinen.

Mit der Feuchtigkeit bleiben auch die im Wasser gelösten Ionen an diesen Stellen in Lösung bis zur Kristallisation von Salzen, wie beispielsweise Gips. Zudem begünstigt die

hohe Feuchtigkeit im Feinpo- Pilze suchen in den Poren rennetz die Lebensbedingun- des Berliner Wahrzeichens gen für Mikroorganismen wie etwa Pilzen, die unter dem Rasterelektronenmi­kroskop identifiziert worden sind. Mit der anhal­tenden Feuchtigkeit kommt es aber auch zur bevorzugten Haftung von Luftinhaltsstoffen wie Staub, Flugaschen, Ruß und organischen Ver­bindungen, die letztlich, zusammen mit Salzen, die dunklen Verfärbungen an den Sandsteinen hervorrufen.

Fest steht: Das Wahrzeichen Berlins leidet. Die Mineralogen haben für die Restauration laserge­stützte, steinschonende Reinigungsmethoden und elastische Schutzanstriche empfohlen. Reparaturgeeignetes Gestein wird noch gesucht.

Dr. Uwe Altenberger Institut für Geowissenschaften

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