Abb.: zg
Forschung
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Gewitter im Gehirn
Jeder Mensch kann einen epileptischen Anfall bekommen
Epileptische Anfälle sind kurze, plötzlich auftretende Funktionsstörungen des Gehirns. Ihr Aussehen hängt davon ab, wo sie entstehen und welche Himareale aktiviert werden.
Trotz unübersehbarer Fortschritte der Medizin verbinden viele Menschen mit Epilepsie noch immer etwas Mystisches, Rätselhaftes und Unheimliches. Der Chefarzt der Klinik für Neurologie am Klinikum Emst von Bergmann in Potsdam, Prof. Dr. Walter Christe, widmete sich in seiner Antrittsvorlesung aktuellen Aspekten dieser „alten“ Krankheit. Damit stellte sich der Arzt als Honorarprofessor an der Humanwissenschaftlichen Fakultät vor.
U nter Epilepsie verstehen Mediziner eine Reihe von Krankheitsbildem, denen das wiederholte Auftreten epileptischer Anfälle gemeinsam ist. Es handelt sich um die häufigste chronische Erkrankung des Zentralnervensystems. Sie tritt so oft auf wie Zuckerkrankheit oder Gelenkrheuma.
Bereits im ältesten bekannten Schrifttext der Menschheit, dem Gesetzeskodex des babylonischen Königs Hammurabi (1728 bis 1686 vor Christus) wurde Epilepsie erwähnt. Davor ist auch heute kein Mensch gefeit. In Deutschland leiden etwa 800.000 Menschen darunter. In Potsdam erkranken schätzungsweise 30 bis 100 Menschen pro Jahr neu. ln jedem Lebensalter ist eine Erkrankung an Epilepsie möglich. Im Säuglings- und Kleinkindalter ist sie oft Folge einer Hirnschädigung, bei Schulkindern und Jugendlichen einer neuronalen Fehlentwicklung. Im mittleren Lebensalter können Hirntumore oder - Verletzungen, im höheren Lebensalter neurode- generative Veränderungen und Schlaganfälle zu Epilepsien führen.
„Epileptische Anfälle entstehen im Gehirn“, so Walter Christe. Es handle sich um Störungen der Gehirnfunktion aufgrund vermehrter Entladungen von Nervenzellen. Natrium und Calcium strömten dabei stärker als bei Gesunden in die Nervenzellen ein. Letztendlich kann es zu einem epileptischen Anfall kommen. Ärzte bezeichnen diesen Vorgang auch als ein „Gewitter im
Gehirn“. Die Krankheitsanzeichen epileptischer Anfälle hängen davon ab, wo sie entstehen. “Sie können auf einen Teil einer Hirnhälfte beschränkt sein, wobei das Bewusstsein während des Anfalls gestört sein kann, aber nicht muss. Bei einem generalisierten Anfall umfasst die epileptische Aktivität beide Himhälf- ten von Anfang an“, erläutert Christe.
Epileptische Anfälle können nur selten direkt beobachtet werden. Deshalb sind die Ärzte auf möglichst genaue Beschreibungen durch die Betroffenen oder Augenzeugen angewiesen. Sie sind für Christe nicht selten wichtiger als apparative Zusatzuntersuchungen. Die Bereitschaft, auf äußere Einflüsse mit einem epileptischen Anfall zu reagieren oder eine Epilepsie zu entwickeln, sei individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt. Äußere Einflüsse, wie Schlafentzug, Alkoholoder Medikamentenentzug, Hirninfarkt, -blu- tung, -entzündung oder Schädel-Hirn-Verlet- zung, können zu akuten epileptischen Reaktionen führen. Einzelne epileptische Anfälle bedürfen in aller Regel keiner Akutbehandlung, so der Arzt. Insbesondere solle man den Betroffenen nicht festhalten oder ihm Gegenstände zwischen die Zähne drücken. Auch für die intravenöse Verabreichung von Medikamenten bestehe kein Anlass.
In der Behandlung der Epilepsien könne man dem Auftreten dagegen am effektivsten durch einen differenzierten Einsatz von Medikamenten
Vorbeugen.
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Walter Christe wurde 1951 in Stuttgart geboren. Er absolvierte ein Medizinstudium an der Freien Universität Berlin. Seit 1997 ist er Chefarzt der Klinik für Neurologie am Klinikum Emst von Bergmann in Potsdam. An der Universität Potsdam hält der Mediziner Vorlesungen zu den „Grundlagen der Neurologie, Neuroanatomie und Neurophysiologie“ .
Geoinformatik- Projekt
Potsdam - Prishtina - Tirana
Das Institut für Geographie der Universität Potsdam, sein Partnerinstitut an der Universität Tirana in Albanien und das Geographische Studienzentrum der Akademie der Wissenschaften Albaniens gestalten derzeit ein Projekt im Rahmen des Sonderprogramms „Akademischer Neuaufbau Südosteuropa“ des Deutschen Akademischen Austauschdienstes. Das Vorhaben mit dem Titel „Aufbau eines Lehr- und Forschungsbereiches Geoinformatik sowie Verbesserung des Praxisbezuges durch Bearbeitung eines bevölkerungsgeographischen Atlasses Albaniens“ läuft voraussichtlich über drei Jahre von 2000 bis 2003. Projektleiter sind Prof. Dr. Hartmut Asche von der Uni Potsdam und Prof. Dr. Dhimiter Doka von der Tiraner Universität.
Gernot Decker richtete für das Geoinformatikprojekt zum Beispiel neue Computer an der Uni Tirana ein.
Ziel des Projektes ist es einerseits, die Qualität der Geographieausbildung an der Universität Tirana durch die Neugestaltung des gesamten geographischen Curriculums und den Aufbau eines Lehr- und Forschungsbereichs Geoinformatik zu verbessern. Andererseits sollen der Praxisbezug der Lehre sowie das Forschungs- und Entwicklungspotenzial durch Bearbeitung eines digitalen bevölkerungsgeographischen Atlasses Albaniens an einer konkreten Anwendung gestärkt und für die universitäre sowie schulische Ausbildung nutzbar gemacht werden. Damit wird es beiden Einrichtungen ermöglicht, den begonnenen Technologie- und Wissenstransfer auf dem Gebiet der Geoinforma- tionsverarbeitung in das Ausbildungscurriculum zu integrieren, Nachwuchswissenschaftler und Studierende zu qualifizieren und sich als albanisches Kompetenzzentrum für Geoinformationsverarbei- tung in Forschung und Praxis zu etablieren. Auf dieser Grundlage wird eine Vernetzung mit anderen südosteuropäischen Geoinformatik-Zentren zu einem regionalen Geoinformatiknetzwerk angestrebt. Das begonnene Netzwerk ist inzwischen bereits ausgebaut worden. Hinzugekommen sind Teilnehmer aus Prishtina, Bukarest und Karlsruhe.
Reinhard Herzig/Institut für Geographie
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