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Otis 29( 2022)
Abb. 9: Jungtrappe mit erbeutetem Frosch. Junge Großtrappen werden von der Henne in den ersten Lebenswochen vor allem mit Arthropoden gefüttert. Dann kommt vegetarische Kost dazu. Sie fressen auch Mollusken und kleine Wirbeltiere. Eine hohe Biodiversität im Lebensraum der Großtrappen ist eine Voraussetzung für die optimale Entwicklung des Nachwuchses.
A young bustard with a frog . In the first few weeks of life, young Great Bustards are fed mainly with arthropods by the hen. The addition of vegetarian items to the diet follows. The young also eat molluscs and small vertebrates. A high level of biodiversity in the habitat of the Great Bustard is a prerequisite for the optimal development of the offspring. Foto: E. Mross.
Ab 1992 entwickelte sich parallel zum Life- Projekt das ICE- Projekt Berlin - Hannover , dessen Trasse direkt durch das Großtrappeneinstandsgebiet Havelländisches Luch führen sollte, zu einem weiteren Schwerpunkt der Vereinsarbeit. Von Beginn an war Dr. Litzbarski, als Leiter der Naturschutzstation Buckow , in die Beratungen des MUNR mit der Deutschen Bahn AG integriert. Zur Diskussion stand die Forderung des MUNR nach einem 6 km langen Tunnel zur Unterquerung des Einstandsgebietes. Die Kosten dafür wurden auf etwa eine Milliarde DM veranschlagt. Angesichts der katastrophalen wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen, die nach der Wende im ländlichen Havelland herrschten( z. B. über 30% Arbeitslosigkeit) wurde dieser vorher nicht abgestimmte Vorschlag- eine Diskussion alternativer Varianten fehlte- von den Mitarbeitenden des Schutzprojektes als überzo
gen und unvereinbar mit einer verantwortungsvollen Naturschutzpolitik abgelehnt.
Vom Förderverein wurden Varianten für einen effektiven Sicht- und Lärmschutz sowie die Vermeidung von Anflugopfern an den Oberleitungen des ICE mit Großtrappenexperten in Spanien , Öster reich und Ungarn diskutiert. Als Ergebnis wurden Schutzwälle beiderseits der Trasse vorgeschlagen. Diese wurden vom MUNR 1993 diskussionslos abgelehnt. Es folgte vom MUNR der Vorschlag einer sogenannten„ Nordumfahrung“. Bei dieser Variante sollte aber nur das Kerngebiet umfahren werden. Bei der vorgeschlagenen Nordvariante wäre der ICE nicht nur 6 km, sondern 7,5 km durch das Großtrappeneinstandsgebiet gefahren. Zum Konzept der „ Nordumfahrung" gehörte der Bau kilometerlanger Talbrücken zur Überquerung der Niederung beiderseits des Havelländischen Hauptkanals. An diesen wären der erforderliche Sicht- und Lärmschutz so