Heft 
(2022) 29
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Litzbarski, Borchert& Watzke: 30 Jahre Förderverein Großtrappenschutz e. V.

Während der Auswilderung von handaufgezoge­nen Jungtrappen und der Zeit des Flüggewerdens von wilden Jungtrappen werden in benachbarten Übungsgebieten der Bundeswehr zeitweise Ablenk­fütterungen für Seeadler eingerichtet, um Seeadler­konzentrationen in den Großtrappenbrutgebieten zu vermindern.

Der Förderverein hat für seine Strategie des Prädationsmanagements, insbesondere für die Raubsäugerbejagung, in den ersten Jahren sehr viel Kritik hinnehmen müssen. Eigene Erkenntnisse ( LITZBARSKI& LITZBARSKI 2008) und aktuelle Daten u. a. aus Schleswig- Holstein ( ANONYMUS 2018) und Niedersachsen ( HOLY 2014 und www.ljv-nrw.de/ media/ 1563436791) bestärken uns darin, das Land­schafts-, Nutzungs- und Prädationsmanagement weiterhin als Einheit umzusetzen.

2.6 Untersuchungen zur Raumnutzung

Die Fortpflanzungsgruppen der Großtrappen nut­zen recht ortstreu ihre Einstandsgebiete. Wie groß dieser Aktionsraum im Jahresverlauf wirklich ist und wie oft die Individuen die Gebiete wechseln, ist nur mit einem sehr zeitaufwendigen Monitoring zu ermitteln. Essentiell ist die Beantwortung dieser Fragen für die Abgrenzung von Schutzgebieten und die Sicherung von Flugkorridoren zwischen den Brutgebieten.

Die handaufgezogenen Jungtrappen werden vor der Auswilderung mit farbigen Kennringen mar­kiert, die im Freiland bei sehr günstigen Bedingun­gen abgelesen werden können. Die Ringfarbe und die Körperseite der Beringung geben Aufschluss über das Jahr der Beringung. Ab 2012 wurden inner­halb der eingezäunten fuchssicheren Schutzzäune Sandbadestellen angelegt, die von Groẞtrappen und anderen Arten gerne genutzt werden( Abb. 11). Bil­der der dort angebrachten Fotofallen geben nicht nur Hinweise zum Fortpflanzungsgeschehen innerhalb der Schutzzäune, es gelingen auch oft Ringablesun­gen. Mit diesen Methoden konnte z. B. der Wechsel verschiedener Individuen zwischen den drei Brutge­bieten sicher nachgewiesen werden.

VHF- Sender für die Bodentelemetrie wurden ab 1992 für Untersuchungen zur Raum- und Habitat­nutzung der Großtrappen und der Kontrolle der Auswilderungsvögel genutzt( EISENBERG 1996).

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Ein für den Schutz der Art sehr wichtiges erstes Ergebnis der Auswertung der Ringablesungen und der Telemetrie war die Erkenntnis, dass nur etwa ein Drittel der Kernlebensräume der Groß­trappen rechtskräftig als Schutzgebiete ausge­wiesen sind, dass Großtrappen jeden Alters und Geschlechts zwischen den letzten Brutgebieten regelmäßig wechseln und die Korridore zwi­schen den Gebieten unbedingt geschützt wer­den müssen( EISENBERG et al. 2002, 2018). 2019 wurden die ersten GPS - GSM- Sender bei diesjährigen ausgewilderten Weibchen angebracht ( Abb. 12).

Erste Ergebnisse bestätigen die von EISENBERG et al.( 2018) gemachten Aussagen und zeigen ein sehr detailliertes Bild der Bewegungen der Tiere, die wäh­rend der Jugenddismigration außerhalb der Brutge­biete erstaunliche Wege über Wochen zurücklegen können. Die erhaltenen Daten sollen vor allem für die Einschätzung der Wirkung von Windkraftanla­gen und Hochspannungsleitungen auf das Wander­verhalten und in den Zugkorridoren dienen.

2.7

Auslandsaktivitäten

1988 nutzten Bärbel und Heinz Litzbarski ihren Urlaub für vergleichende floristische und entomo­faunistische Untersuchungen an Großtrappenbrut­plätzen in Tschechien , der Slowakei und Ungarn .

1990- 1993 Extremadura ( Spanien )

Diese Arbeiten konnte der Förderverein in der Extremadura mit finanzieller Unterstützung des Deutschen Bundes für Vogelschutz( Landesverband Baden- Württemberg ) und des MUNR realisieren ( Abb. 13).

Die Datensammlung zur Brutplatzbeschaffenheit unter verschiedenen geografischen Bedingungen und Nutzungsverhältnissen diente der Bewertung der in Brandenburg gesammelten Befunde( LITZBARSKI et al. 1987, BLOCK et al. 1993, LITZBARSKI et al. 1996).