Heft 
(2022) 29
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wuchsraten und Verlustursachen ermittelt und eine Populationsgefährdungsanalyse durchgeführt. In den Herbstmonaten erfolgten großflächige Zählungen. Da Groẞtrappen in Russland obligatorische Zugvögel sind und über ihre Überwinterungsgebiete keine nauen Kenntnisse vorlagen, wurden sechs Weibchen gefangen und mit Satelliten- Sendern versehen( WATZ­KE et al. 2001). Die Erkenntnisse zur Lage der Über­winterungsgebiete in der Ukraine südlich des Flusses Dnepr und auf der Halbinsel Krim führten zu einer Kooperation mit ukrainischen Kollegen von der Azov­Black See Biological Station in Melitopol , mit denen wir unter der Leitung von Yuri Andryushchenko Zäh­lungen von Groẞtrappen im Winter durchführten und die Öffentlichkeitsarbeit der Station mit Infomaterial in der Landesprache unterstützten. Die Ergebnisse des Projektes sind unter dem Titel Great Bustards in Russia and Ukraine" im Band 6 der Bustard Studies zusammengefasst( LITZBARSKI& WATZKE 2007).

2002 Mongolei

Im Juni 2002 waren Marcus Borchert, Henrik Watz­ke, Bärbel und Heinz Litzbarski mit Nyamsuren Batsaichan( Biologe der Universität Ulaan- Baatar) zur Sammlung von Daten zur Brutverbreitung, Le­bensraumnutzung und Nachwuchsrate der Groß­trappe( O. t. dybowskii) 16 Tage in der Mongolei unterwegs. 14 Steppen- und Ackerbaustandorte wurden kontrolliert. In neun Gebieten konnten wir Groẞtrappen nachweisen. Im Tal des Teeg nördlich Chishig- Oendoer( Abb. 15) wurde der einwöchige Aufenthalt auch für Arthropodenuntersuchungen genutzt( LITZBARSKI et al. 2003).

2005 Slowakei

Im Rahmen eines Twinning- Projekts 2002 der EU übernahmen Bärbel und Heinz Litzbarski die Datensammlung und Erarbeitung eines Manage­mentplans, Syslovske Polia, einem Groẞtrappen­einstandsgebiet bei Bratislava . Dabei wurde u. a. die Arthropodenfauna auf verschiedenen Landwirt­schaftskulturen und einer für den Großtrappen­schutz erhaltenen Steppenparzelle untersucht und ihre Eignung für eine erfolgreiche Kükenentwick­lung bewertet.

2.8

Otis 29( 2022)

Eine neue Fortpflanzungsgruppe im Zerbster Ackerland

Nach mehrjähriger Vorbereitung und einer 2019 erstellten Machbarkeitsstudie( WATZKE& LITZBARSKI 2014, KÖHLER 2019) beginnt im Jahr 2022 ein Pilot­projekt zur Wiederansiedlung der Groẞtrappe im EU - SPA Zerbster Land( Sachsen- Anhalt ). Mitte der 1990er Jahre starb die Großtrappe hier aus. Lang­fristiges Ziel ist der Aufbau einer vierten Fortpflan­zungsgruppe in Deutschland und damit die Senkung des Aussterberisikos.

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Fazit und Ausblick

Im Jahr 2021 lebten in Deutschland wieder mindes­tens 347 Groẞtrappen. Nach dem Bestandstief Mitte der 1990er Jahre mit nur noch 57 Individuen( 1997) war das nicht unbedingt zu erwarten( Abb. 16).

Der größte Erfolg des Fördervereins Groẞtrap­penschutz e. V. ist damit wohl die Verhinderung des Aussterbens einer weiteren Art in der intensivst ge­nutzten Kulturlandschaft Ostdeutschlands.

Die Strategie des Fördervereins, sich nicht allein auf den behördlichen Naturschutz zu verlassen, son­dern als verlässlicher Partner und treibende Kraft beim Schutz der Groẞtrappe mitzuwirken, hat sich bewährt. 30 Jahre seit Gründung des Vereins zeugen von einem langen Atem und großer Beständigkeit, die bei diesem Schutzprojekt unerlässlich sind. Die negativen Auswir­kungen einer immer intensiveren Nutzung unserer Kulturlandschaft in den letzten Jahrzehnten lassen sich nicht mit kurzfristigen Maßnahmen kompensie­ren. Der Großtrappenschutz als Biodiversitätsprojekt hat sich als wirkungsvolles Instrument erwiesen, um dem Verlust der Artenvielfalt zumindest in den letzten Brutgebieten etwas entgegenzusetzen. Dies geschah immer unter der Prämisse der Nachhaltigkeit und unter Berücksichtigung ökonomischer Aspekte, da von Anfang an die Landnutzer und andere Interessen­gruppen mit einbezogen wurden. Es gab und gibt viele Konflikte, die gelöst werden müssen, mancher Kampf ging verloren. Bei all dem versucht sich der Förderver­ein mit belastbaren Daten einzubringen und Wissens­lücken durch eigene Untersuchungen zu füllen.

Für Behörden sind die Forderungen des Förder­vereins manchmal unbequem, als Partner hat er aber seine Zuverlässigkeit bewiesen. Davon zeugen regel­mäßige Rahmenverträge, institutionelle und andere