Otis 29( 2022): 77-96
Zur Reaktion des Ziegenmelkers Caprimulgus europaeus auf die Errichtung von Windenergieanlagen im Süden Brandenburgs
Reinhard Möckel& Frank Raden
MÖCKEL, R.& F. RADEN( 2022): Zur Reaktion des Ziegenmelkers Caprimulgus europaeus auf die Errichtung von Windenergieanlagen im Süden Brandenburgs . Otis 29: 77-96.
In zwei Windparks im südlichen Brandenburg wurden die Bestände des Ziegenmelkers vor Baubeginn( Nullmonitoring), während der Errichtung der Windenergieanlagen( WEA ) und bis zu elf Jahre nach deren Inbetriebnahme erfasst. In beiden Fällen führte das anfängliche Baugeschehen zu keinem Rückgang. Dieser erfolgte dann mit Inbetriebnahme der WEA . Bei Spremberg konnten dies selbst großzügig bemessene Kompensationsflächen( 5,5 ha/ WEA ) nicht verhindern. Ihre Optimierung führte nach elf Jahren aber wieder zur Besiedlung des Windparks( Ausgangsbestand= Endbestand: 2,7 Reviere/ 100 ha). Die Vögel wahrten einen Abstand von 100 bis 150 m zu den WEA ( vier Gelegefunde in 135 bis 340 m Entfernung). Bei Großräschen mit vier, von der Art schon vor Baubeginn besiedelten Kompensationsflächen( 0,5 ha/ WEA ), verließen die Ziegenmelker das Innere des Windparks. Sie kehrten im Lauf der folgenden sieben Jahre aber zurück( Ausgangsbestand 1,7 Reviere/ 100 ha, Endbestand 2,0 Reviere/ 100 ha). Im Vergleich zu Lebensräumen mit Management auf früheren Truppenübungsplätzen( TÜP , bis zu 20 Reviere/ 100 ha) ist die Siedlungsdichte in beiden Windparks niedriger, aber höher als auf TÜP mit 20 Jahre ungebremster Gehölzsukzession. Hinweise zur optimalen Gestaltung von Kompensationsflächen für den Ziegenmelker werden gegeben. Eine dreijährige Schlagopfersuche im Windpark bei Spremberg erbrachte pro WEA und Jahr fünf tote Vögel und 15 tote Fledermäuse( vor allem Großer Abendsegler Nyctalus noctula, Rauhaut- Fledermaus Pipistrellus nathusii, Zweifarb- Fledermaus Vespertilio murinus. Ein verunfallter Ziegenmelker wurde nicht gefunden.
MÖCKEL, R.& F. RADEN( 2022): The reaction of the European Nightjar Caprimulgus europaeus to the construction of wind farms in Southern Brandenburg. Otis 29: 77-96.
On two wind farms in southern Brandenburg , the population of the European Nightjar was recorded before the start of construction( zero monitoring), during the construction of the wind turbines and up to eleven years after their commissioning. In both cases, the initial construction activity did not lead to a population decline, but this occurred when the wind turbines were commissioned. At Spremberg, even generous compensation areas( 5.5 ha/ turbine) were unable to prevent this. However, after eleven years, the optimisation of the turbines led to the resettlement of the wind farm by the European Nightjar ( initial population= final stock: 2.7 territories/ 100 ha). The birds kept a distance of 100 to 150 m from the wind turbines( four nests were found at a distance of 135 to 340 m). In the case of Großräschen with four compensation areas( 0.5 ha/ turbine) inhabited by the species before construction began, the nightjars left the core of the wind farm. However, they returned over the course of the following seven years( initial population 1.7 territories/ 100 ha, final population 2.0 territories/ 100 ha). Compared to managed habitats on former military training areas( TÜP , up to 20 territories/ 100 ha), the settlement density in both wind farms is lower but higher than on TÜP with 20 years of unchecked woody succession. Information on the optimal design of compensation areas for the nightjar is given. A three- year search for rotor strike victims in the wind farm near Spremberg resulted in five dead birds and 15 dead bats per wind turbine and year( especially the Common Noctule Nyctalus noctula, Nathusius's Pipistrelle Pipistrellus nathusii, and Parti- coloured Bat Vespertilio murinus). A nightjar victim was not found.
Dr. Reinhard Möckel, Langes Ende 8, 03249 Sonnewalde , E- Mail: reinhard.moeckel@gmx.de Frank Raden, Friedensstraße 14, 01979 Lauchhammer , E- Mail: raden.frank@gmx.de
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Einleitung
Bis vor wenigen Jahren lagen keine Erfahrungen über die Reaktion des Ziegenmelkers( Nachtschwalbe) auf die Errichtung von Windenergieanlagen ( WEA ) im Brutrevier vor( REICHENBACH et al. 2004).
Erste Hinweise auf eine möglicherweise erhöhte Sensibilität lieferten MÖCKEL& WIESNER( 2007). Weitere Untersuchungen in und um Windparks bestätigten die Ausdünnung des Bestandes oft um mehr