Heft 
(2022) 29
Seite
113
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Otis 29(2022): 113 –118 Erster Nachweis des Orpheusspötters Hippolais polyglotta im Land Brandenburg Stefan Fischer& Martin Horny F ischer , S.& M. H orny (2022): Erster Nachweis des Orpheusspötters Hippolais polyglotta im Land Brandenburg. Otis 29: 113–118. Am 05.06.2021 gelang bei Buschow/HVL innerhalb des Naturschutzgebietes Havelländisches Luch der erste Nachweis des Orpheusspötters für Brandenburg und Berlin. Der Vogel konnte ausführlich fotografisch und stimmlich dokumentiert werden und wurde von der zuständigen Avifaunistischen Kommission als Nachweis anerkannt. Trotz des nahen und sich weiter nach Os­ten ausdehnenden Brutgebietes des Orpheusspötters liegen in den ostdeutschen Bundesländern bislang nur sechs anerkannte Nachweise vor. F ischer , S.& M. H orny (2022): First record of the Melodious Warbler Hippolais polyglotta in the federal state of Brandenburg. Otis 29: 113–118. On 05.06.2021 the first occurrence of the Melodious Warbler for Brandenburg and Berlin was re­corded, within the Havellandisches Luch nature reserve near Buschow in Havelland. Comprehen­sive photographic and audio documentation were conducted. These were accepted as evidence by the responsible avifaunistic commission. Although the breeding area of the Melodious Warbler is adjacent, and extends further to the east, only six accepted records of the species have been record­ed to date in the East German federal states. Stefan Fischer, Unter den Eichen 1a, 14641 Paulinenaue, stefan-fischer@magenta.de Martin Horny, Schopenhauerstr. 12, 14712 Rathenow, martin.h.horny@gmx.de 1 Einleitung Der Orpheusspötter ist die westliche Zwillingsart des in großen Teilen Zentral-, Nord- und Osteuro­pas weit verbreiteten Gelbspötters Hippolais icterina ( M orkovin & K ontorshchikov in K eller et al. 2020). Das Verbreitungsgebiet des Orpheusspötters schließt sich mit einer schmalen Kontaktzone westlich an das des Gelbspötters an und umfasst den Maghreb, die gesamte Iberische Halbinsel, Frankreich, Italien, die Adriaküste des Westbalkans, die Schweiz, Belgien, Luxemburg und Teile der Niederlande und des Süd­westens Deutschlands( G argallo in K eller et al.2020). Die interspezifischen Beziehungen und das Aus­maß an Hybridisierung in der Kontaktzone sind hochkomplex und wurden in den letzten Jahren in­tensiv untersucht(z. B. S econdi et al. 2003, E ngler et al. 2013, 2016). Seit gut 80 Jahren ist eine deutliche Arealaus­dehnung des Orpheusspötters in nordöstliche Rich­tung festzustellen(u. a. E ngler et al. 2016). Allein im Vergleich zu den 1980er Jahren dehnte sich das Verbreitungsgebiet um bis zu 200 bis 300 km nach Norden und Nordosten aus, so dass insbesondere weite Teile Deutschlands und der Niederlande neu besiedelt wurden( G argallo in K eller et al. 2020). E ngler et al.(2016) geben das Jahr 1983 für die Ko­lonisierung des Grenzgebiets von Baden-Württem­berg und der Schweiz, 1984 des Saarlandes, 1986 von Rheinland-Pfalz, 1992 von Hessen und 2001 von Nordrhein-Westfalen an. Der aktuelle Brutbestand in Deutschland wird mit 500 bis 1.000( E ngler et al. 2013), 600 bis 1.100( G edeon et al. 2014) bzw. 900 bis 1.800 Revieren( R yslavy et al. 2020) angegeben. Trotz der in den letzten Jahrzehnten deutlich geschrumpften Distanz zu den nächstgelegenen Brutgebieten tritt der Orpheusspötter in den ost­deutschen Bundesländern bislang nur als äußerst seltener Gast auf und konnte in Brandenburg und Berlin bislang nicht sicher nachgewiesen werden. Über den ersten dokumentierten Nachweis in Brandenburg wird hier berichtet. 2 Beobachtung in Brandenburg Bei durch den Förderverein Großtrappenschutz e. V. beauftragten Kartierungen im NSG Havelländi­sches Luch(Landkreis Havelland) vernahm S. F.