Heft 
(2022) 29
Seite
122
Einzelbild herunterladen

Otis 29(2022): 122 –126 Brut der Zitronenstelze Motacilla citreola im Land Brandenburg Timo Schneider& Hartmut Haupt S chneider , T.& H. H aupt (2022): Brut der Zitronenstelze Motacilla citreola im Land Branden­burg. Otis 29: 122–126. Für das Jahr 2020 wird die erste erfolgreiche Brut eines Paares der Zitronenstelze im Land Bran­denburg an der Seeteichsenke im Landkreis Elbe-Elster beschrieben. Im Zeitraum der Anwesen­heit der Zitronenstelzen vom 8. Juni bis 30. Juli konnten der Nestbau, die Fütterungsperiode und das Ausfliegen von mindestens einem Jungvogel dokumentiert werden. Das Vorkommen ordnet sich auch in das zunehmende Auftreten der Zitronenstelze im gesamten Bundesgebiet ein. S chneider , T.& H. H aupt ( 2022): Citrine Wagtail Motacilla citreola brood in Brandenburg. Otis 29: 122–126. The first successful breeding of a pair of Citrine Wagtails in Brandenburg, at the Seeteichsenke in the Elbe-Elster district in 2020, is described. During their stay from 8 June to 30 July, nest building, feeding period and the fledging of at least one young bird were documented. The occurrence is also part of the increasing incidence of the Citrine Wagtail throughout Germany. Timo Schneider, Großenhainer Straße 66, 01990 Ortrand Hartmut Haupt, Hannemannei 8, 15848 Beeskow, hartmuthaupt@gmx.de 1 Einleitung Die in weiten Teilen Asiens und inzwischen auch Osteuropas verbreitete Zitronenstelze erweitert ihr Brutgebiet bereits seit längerer Zeit nach Westen. So wurde beispielsweise die Region um Moskau in den 1950er Jahren besiedelt und um 1970 der Nordosten der Ukraine erreicht( G lutz von B lotzheim & B auer 1985). Der erste Brutnachweis in Polen gelang 1994. Bereits 1996 folgte die erste Brut in Deutschland ( H ampe et al. 1996). Auch die Zahl der Nachweise in Deutschland hat seit Mitte der 1990er Jahre deutlich zugenommen. Das veranlasste die Deutsche Avifau­nistische Kommission, die Zitronenstelze ab dem Jahr 2019 von der Meldeliste der nationalen Sel­tenheiten zu streichen(DAK 2019). In Deutschland wurden bisher jedoch erst sehr wenige Brutnachwei­se erbracht. Daher soll nachfolgend über die erste er­folgreiche Brut eines Zitronenstelzenpaares im Land Brandenburg im Jahr 2020 berichtet werden. 2 Gebietsbeschreibung Der Brutplatz der Zitronenstelze liegt innerhalb eines der ehemals größten zusammenhängenden Braunkohleabbaugebiete der Niederlausitz. Konkret befindet sich das Gebiet der Seeteichsenke im ehe­maligen Tagebau Kleinleipisch(aktiv 1911–1980) südlich der Ortslage Lichterfeld im Landkreis Elbe­Elster. Prägend für das Gebiet insgesamt sind nach dem Ende der Kohlegewinnung zahlreiche Tage­baurestlöcher. Um die spätere Bergbaufolgeland­schaft sicher zu gestalten, spielt die Regulierung des Grundwasserspiegels eine entscheidende Rolle. Aufgrund von Erdmassendefiziten wurde während der Sanierungsarbeiten der Bau eines sich selbst re­gulierenden Ableitungssystems von 20,4 km Länge zwischen dem Bergheider See und der Schwarzen Elster in Angriff genommen. Ein wichtiges Element dieses Systems aus 18 kleinen Seen mit diversen Überleitern ist die Seeteichsenke(LMBV 2019). Sie nimmt das Überlaufwasser des Bergheider Sees auf und führt es zum künftigen Heidesee ab. Die See­teichsenke stellt einen Flachsee mit einer derzeitigen Größe von etwa 27 Hektar dar. Die Wasserqualität ist durch niedrige pH-Werte gekennzeichnet(< 3), die keine Entwicklung einer Fischfauna zulassen. Der Ufersaum ist von einer schütteren, niedrigen Ver­landungsvegetation aus Schilf, Binsen, Gräsern und einer Birken- und Pappelsukzession geprägt. Bei Niederschlagsarmut bzw. hoher Verdunstung bildet sich am Ufer ein Schlicksaum aus. Die von den Zi­tronenstelzen als Nahrungsraum genutzten angren­zenden Flächen sind mit einer spärlichen niedrigen Ruderalvegetation bestanden. Im weiteren Umfeld befinden sich abwechselnd junge Aufforstungen und extensiv als Schafweide genutzte Offenflächen.