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DDR - Zeiten beruhen auf Zuarbeiten von Ulrich KÖPPEN, die teilweise wörtlich wiedergegeben sind. Barbara und Günter KEHL, Jutta WALDOW
Otis 30( 2023) Sonderheft
sowie Mitgliedern des Redaktionsbeirates der Otis danken wir für die kritische Bearbeitung des Manuskripts.
1.1 Brandenburg und Berlin – einheitliches Ornithologenland
Landschaftlich gehört zu Brandenburg auch die Stadt Berlin , die politisch heute ein eigenes Bundesland bildet. Die Grenzen des Landes Brandenburg haben sich jedoch seit seiner ersten Erwähnung im Jahre 948 als Bistum Brandenburg mehrfach geändert. Vorher, und dann wieder ab 983 gehörte die ganze Region zum slawischen Besiedlungsgebiet. Hier lebten die westslawischen Völker der Liutizen, Wilzen, Heveller und Ploni, oft auch summarisch als Wenden bezeichnet. Die Siedlungen der Slawen waren meist sogenannte Rundlinge, oft auch runde Burganlagen. Die angrenzenden Ackerflächen durften durch Zahlung einer Pacht genutzt werden. Die sogenannten Slawenburgen wurden vielerorts in Brandenburg , vor allem in den Niederungen im 9. und 10. Jahrhundert errichtet. So entstand, heute als Nachbau errichtet, die Burganlage Raddusch . Slawische Burgwälle finden sich auch in und bei Potsdam , die sogenannte„ Römerschanze" und Reste der Slawenburg als ältestes Zeugnis der Stadt Potsdam , aber auch in der Nuthe - Nieplitz- Region bei Körzin und Zauchwitz .
Die Slawen wurden mit der Christianisierung im 10. Jahrhundert nach Osten abgedrängt, erlangten allerdings später wieder Ländereien bei kriegerischen Auseinandersetzungen zurück, so dass eigentlich erst ab 1134 von der Gründung der Mark Brandenburg mit der Herrschaft der Askanier, später auch der Wittelsbacher und im 15. Jahrhundert der Hohenzollern gesprochen werden kann. Die kurfürstliche Hauptstadt wurde 1486 Berlin mit den beiden Teilstädten Berlin und Cölln, die seither stets zu Brandenburg gehörte.
Die östlichen Grenzen lagen östlich der Oder und reichten bis ins Warthegebiet mit dem Warthebruch im heutigen Polen . Nach 1945 wurden diese Gebiete durch die Oder- Neiße- Grenze abgetrennt. Aber auch an den westlichen Grenzen erfolgten mehrfach Verschiebungen, so im Bereich der heutigen Altmark, heute zu Sachsen- Anhalt zählend. Im südlichen Bereich in der Niederlau sitz wurden die Grenzen mehrfach verschoben,
so im Gebiet von Hoyerswerda , das jetzt zu Sach sen gehört, und im nördlichen Grenzbereich um Templin und Lychen wechselten die Landeszugehörigkeiten ähnlich häufig.
Die 1945 geschrumpfte Provinz Brandenburg bestand als Land bis 1952 fort, wurde dann aber in der DDR durch eine Verwaltungsreform in die drei Bezirke Potsdam , Frankfurt/ Oder und Cottbus aufgeteilt. Mit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik erfolgte 1990 die Neugründung des Landes Brandenburg sowie des mitten darin liegenden Landes Berlin .
Insofern fällt es nicht ganz leicht, die Geschichte der Ornithologie Brandenburgs zu erzählen, zumal viele Nachrichten über die Vogelwelt vor 1900 oft ohne genaue, irrtumsfreie Ortsangaben bleiben. Das, was als ostbrandenburgisches Verbreitungsgebiet einschließlich der sogenannten Neumark galt, lässt sich somit zuweilen nur schwer abgrenzen. Trotzdem müssen wir versuchen, die Betrachtung des Vorkommens der Arten sowie auch die Geschichte ihrer Erforschung auf das heutige Gebiet des Landes zu beschränken. Das bedeutet auch, dass die ehemaligen Kreise Per leberg , Templin und Prenzlau hier mitbehandelt werden, obwohl sie zu DDR - Zeiten den mecklenburgischen Bezirken zugeordnet und die dortigen Fachgruppen dementsprechend bei den mecklenburgischen Ornithologen organisiert waren.
Auch Berlin , heute wie schon vor 1945 Hauptstadt von ganz Deutschland , gehört naturräumlich natürlich zu Brandenburg . Das war nicht einmal zu Zeiten der Teilung Deutschlands und sogar der Stadt Berlin strittig, wenngleich politisch nachvollziehbar selbstverständlich Brandenburg ein eigenständiges Bundesland darstellt. Ungeachtet dessen strahlten bestimmte Entwicklungen der Vogelkunde sowohl von Berlin aus ins Umland als auch umgekehrt. Für uns als Ornithologen wäre es deshalb undenkbar, säuberlich Ergebnisse von vogelkundlichen Erhebungen aufzuteilen. Im GroBen und Ganzen machen die Ergebnisse ohnehin keine wesentlichen Unterschiede, denn die„ Bird