Heft 
(2023) 30. Sonderheft
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Kalbe und Mädlow: Zur Geschichte der brandenburgischen Ornithologie

watcher" beider Länder kümmern sich sowieso nicht um die politischen Grenzen.

Es bleibt nicht aus, dass eine Stadt mit mehr als 3 Millionen Einwohnern, mit allen Möglich­keiten eines Austausches, etliche passionierte Ornithologen hervorbringt, die ihre bevorzugten Beobachtungsgebiete ins Brandenburgische verle­gen. Und so gilt selbstverständlich: Brandenburg , einschließlich Berlin , ist das gemeinsame Land der Ornithologen. Dem wurde ja auch in der Avifau­na von RUTSCHKE( 1983) insofern Rechnung getragen, als Ergebnisse Berliner Ornithologen, sowohl aus West- als auch Ost- Berlin , in die Art­bearbeitungen einflossen. Dem folgten allerdings nicht alle Bearbeiter, was auch zur Kritik durch EL­VERS& BRUCH( 1984) führte. Auch wenn dann in der zweiten Auflage 1987 Ergänzungen vorgenom­men wurden, blieben manche Aspekte unerwähnt. Allerdings sollte bedacht werden, dass die Zu­sammenarbeit mit West- Berliner Organisationen damals durchaus nicht erwünscht war. Meist auf privater Ebene wurden die vorliegenden Grenzen gern überschritten.

Brandenburg und Berlin gehören ornitholo­gisch zusammen. Die Entwicklung der Vogelwelt

1.2 Brandenburgische Landschaften

Auch wenn die Mark als norddeutsches Flachland gegenüber anderen Regionen in Mitteleuropa auf den ersten Blick einförmig zu sein scheint, ist Brandenburg ein interessantes, mannigfaltig ge­staltetes Land. Die Landschaft ist stark gegliedert sowie abwechslungsreich und bietet damit sowohl Flora als auch der Fauna günstige und vielseitige Bedingungen. Das ist das Besondere: Brandenburg ist gewässerreich, aber gemessen am Niederschlag um nur gut 500 mm jährlich extrem wasserarm. Das Land umfasst großflächige, allerdings viel­fach in der Vergangenheit degradierte, Nieder­moorflächen und Wälder. Auch innerhalb der Niederungen sind die Flächen vielfältig gegliedert. Ausgedehnte Wiesen werden unterbrochen durch Gehölze, Gebüsche und Schilfpartien.

Das Land Brandenburg lässt sich ziemlich deutlich in drei größere Bereiche gliedern:

die nordwestlichen und nördlichen Wälder mit hohem Laubholzanteil( Buchenwälder, Trauben­

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Berlins ist von den Gegebenheiten des die Stadt umschließenden Umlandes abhängig. Umgekehrt strahlen bestimmte Entwicklungen in der Groß­stadt auch ins Brandenburgische aus. Vor allem die sich abzeichnenden Anpassungen der Vögel an die urbane Umwelt haben auf die Verbreitung der Vogelarten im ländlichen Raum ihren Einfluss.

Immer mehr Arten, auch durchaus seltene­re, nutzen die Möglichkeiten zur Nistplatzwahl und des Nahrungsangebotes in der Großstadt. So strahlten Neubesiedlungen beispielsweise durch den Wanderfalken in Berlin auf Brandenburg aus. Die großen Saatkrähenschlafplätze in Berlin führten zu Nahrungsflügen ins brandenburgische Umland. Großmöwen profitierten vom besseren Nahrungsangebot in der Stadt.

Die verschiedenen Aktivitäten der Vogelkund­ler fließen zusammen und zeigen die Bedeutung Brandenburgs als eines der am besten untersuch­ten Gebiete Deutschlands . Dafür steht die große Zahl der Ornithologen in der Region, heute orga­nisiert in einer avifaunistischen Gemeinschaft, der ABBO( Arbeitsgemeinschaft Berlin - Brandenbur­gischer Ornithologen).

eichen- Buchenwälder) und zahlreichen Seen unter subozeanischem Klimaeinfluss,

die mittleren Landesteile mit den großen Luchgebieten in den Urstromtälern und an­grenzender Moränenlandschaft mit trockenen Kiefern- Traubeneichenwäldern und Winterlin­den- Hainbuchenwäldern,

sowie die östlichen und südlichen Bereiche mit flachwelliger Struktur und unterschiedlich aus­gebildeten Mischwäldern, u. a. Hartholz- und Weichholzauen, und eingebetteten Gewässern ( WIEGANK in KALBE et al. 2022).

Eine genauere Einteilung in Landschafts- und Geologiestrukturen erfolgte durch SCHOLZ ( 1962). Eingriffe des Menschen in diese Strukturen fanden ab Ende des 12. Jahrhunderts statt. Die Umfor­mung großer Waldkomplexe zu Kiefernforsten geschah ab dem 18. Jahrhundert. Vor allem im Ostteil des Landes hatte die Waldweidewirtschaft großen Einfluss auf die Herausbildung von Krüp­