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(2023) 30. Sonderheft
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gen Produktionsgenossenschaften ab den 1960er Jahren erreicht. Aber auch die Hoffnungen, nach 1990 Verbesserungen dieser Situation zu errei­chen, schlugen nach anfänglicher Euphorie fehl. So hatten zwar die Einschränkung des Einsatzes von Agrochemikalien und die zeitweilige Schaffung von Brachland verschiedene positive Aspekte, bei­spielsweise die fast erstaunliche Wiederbelebung des Wachtelbestandes. Aber die fast völlige Aus­rottung des Rebhuhns konnte nicht rückgängig ge­macht werden. Im Gegenteil: Zunehmend erfolgte eine immer weiter voranschreitende Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion mit Einsatz von Dünger und wirksameren Pflanzenschutzmit­teln, mit Folienwirtschaft und mit der Veränderung der früheren hauptsächlichen Produktion von Le­bensmitteln. Immer größere Teile des Ackerlandes dienen nunmehr der Pflanzenproduktion zur Bio­gasherstellung! Es folgte vor allem nach dem Jahr 2000 der immer weitere Anstieg der Maisproduk­tion in riesigen Schlägen( Vermaisung der Land­schaft) in erster Linie für die Biogasproduktion und somit stärkere Verarmung der Avifauna. Die Veränderungen der landwirtschaftlichen Nutzung und ihre Auswirkungen auf die Vogelwelt sind von LANGGEMACH et al.( 2019) umfassend analysiert und dargestellt worden.

Seit den 1960er Jahren erfolgte mit der Inten­sivierung der landwirtschaftlichen Produktion ein Ansteigen der Massentierhaltung von Rindern, Schweinen und Geflügel in Großanlagen. Damit

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verbunden war ein hoher Anfall von Gülle, die nun auf den Äckern ausgebracht werden musste, mit der Folge einer teils extremen Überdüngung vor allem mit Stickstoff. Bereits vorher wurde der Bau von sogenannten Rinderoffenställen proklamiert, oft auch gegen Überzeugungen der Landwirte. Seit 1990 ist die Zahl der gehaltenen Nutztiere( außer Hühner) wieder rückläufig.

Die Entwicklung der See- und Teichfische­rei verlief parallel zu den Intensivierungen in der Landwirtschaft. Vor allem in Brandenburg wurden auch Seen, leider oft genug wertvolle Klarwasser­flachseen, für die intensive Karpfenproduktion und Geflügelmast mit entsprechenden Folgen für die Vogelwelt umfunktioniert. Allerdings gaben etliche Fischer die Entenhaltung schon in den 1970er Jahren wieder auf, weil diese einen nega­tiven Einfluss auf das Fischwachstum zeigten( vgl. KALBE 1977).

Von Bedeutung ist die Anlage von Fisch­teichen. Vor allem zur Karpfenproduktion ent­standen große und kleinere Teichanlagen, deren größte das Teichgebiet Peitz( über 900 ha) dar­stellt, heute NSG und FIB( Feuchtgebiet internati­onaler Bedeutung, eines von drei in Brandenburg ). Die Peitzer Teiche entstanden schon um das Jahr 1550, zunächst als Speicher für die Raseneisenerz­Gewinnung, dann aber für die Karpfenprodukti­on. Weitere größere Teichgebiete mit dem gleichen Ziel liegen u. a. in der Lausitz , an der Blumberger Mühle bei Angermünde , angelegt um 1896 am

Abb. 9: Die Linumer Teiche- ein bedeutender Kranichschlafplatz so­wie wichtiges Brut- und Rastgebiet. Foto: L. Kalbe.