Heft 
(2023) 30. Sonderheft
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Kalbe und Mädlow: Zur Geschichte der brandenburgischen Ornithologie

Standort einer Wassermühle aus dem 13. Jahr­hundert, bei Altfriedland, Reckahn , Schönerlinde und Linum . Letztgenanntes entstand in der zwei­ten Hälfte des 19. Jahrhunderts nach Torfabbau für Berlin , erweitert in den 1960er Jahren. Einige Teichgebiete, beispielsweise die Schlepziger Tei­che, wurden etwa hundert Jahre später als Ersatz für abgebaggerte Gewässer errichtet.

In Teichen, die ursprünglich oft von Mönchen vor allem zur Karpfen- und Schleizucht im Mit­telalter angelegt worden waren, wurden in den 1960er Jahren durch Zufütterung mit Pellets die Produktion erheblich gesteigert. Angestrebt wur­den Maximalerträge von mehr als 1.000 kg/ ha; das entspricht einer Verzehnfachung. Dazu war eine zusätzliche Belüftung der Teiche vonnöten. Hinzu kam die Mast von Gänsen und Hausenten an den Gewässern mit bis zu 40.000 Tieren in drei bis vier Durchgängen pro Jahr. Das brachte erhebliche anor­ganische und organische Belastungen des Wassers, führte andererseits aber zu überaus hohen Brutbe­ständen mancher Vogelarten( z. B. Tauchenten) in den Teichgebieten. Nach 1990 wurde die Nutzung der Teichwirtschaften wieder extensiviert.

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Neben den für die Fischzucht gebauten Teichen existieren viele sogenannte Abgrabungsgewässer für Ton, Lehm, Sand und Torf, die oftmals später gleichfalls der Fischproduktion dienten: Zehde­ nick ( Anfang des 20. Jahrhunderts, 60 Einzelge­wässer), Röntgental, Tongruben Neuenhagen. Vor allem in den 1970er Jahren wurden etliche Teiche auch zur Geflügelproduktion genutzt, meist schon nach wenigen Jahren wegen der Belastung mit Nährstoffen jedoch aufgegeben. In vielen Fällen entwickelten sich die Teiche zu wichtigen Brut­und Rastgebieten besonders für Wasservögel.

Für die Vogelwelt außerordentlich bedeutsam waren die ausgedehnten Rieselfelder rund um Berlin . Sie entstanden Ende des 19. Jahrhunderts mit einer Fläche von insgesamt 11.000 ha. Das ge­samte in Berlin produzierte Abwasser gelangte zur Verrieselung auf die einzelnen Parzellen. Mit stei­gendem Abwasseranfall auf über 300 mm/ a reich­ten die Flächen nicht mehr aus. Zudem nahmen die Belastungen mit anorganischen Nährstoffen, Schwermetallen und organischen Schadstoffen sowie starken Geruchsbelästigungen des gesam­ten Umlandes zu. Die Folge war die Einstellung

Abb. 10: Die Beutelmeise breitete ihr Brutgebiet Ende des 20. Jahrhunderts nach Brandenburg aus und besiedelte Teichgebiete und Flussniederungen. Jungvogel, Juli 2014, Stangenhagen / TF. Foto: W. Suckow.