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(2023) 30. Sonderheft
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des Rieselbetriebes ab Ende der 1960er aus hygi­enischen Gründen, nachdem auch die Produktion von Gemüse in den Parzellen verboten worden war. Anfang der 1990er Jahre existierten noch Res­te der Rieselflächen bei Wansdorf, Falkenberg und Hobrechtsfelde , 1994 noch ca. 5 ha Teichfläche bei Waẞmannsdorf. Letztgenannte wurden als For­schungsprojekte noch bis Ende des Jahrhunderts genutzt und mit dreistufig gereinigtem Abwasser der Kläranlage Waßmannsdorf beschickt( TESS­MANN in LUA 1997). Wie überall spielten Abwas­serteiche und Rieselfelder für die Vogelwelt eine große Rolle, vor allem auch für durchziehende Li­mikolen. Deshalb stellten sie in unterschiedlicher Ausprägung für die Ornithologen ein günstiges Beobachtungsareal dar, neben den Rieselfeldern z. B. die Abwasserteiche bei Nauen und Kyritz ( KALBE 1965). Die Rieselfelder um Berlin wurden in den 1920er bis 1940er Jahren( GARLING 1929, 1932, 1940; KRÖSCHE 1935) und erneut nach dem Zweiten Weltkrieg ornithologisch untersucht( z. B. GÜNTHER& STREIFFELER 1968, DITTBERNER& DITTBERNER 1969, 1979, Übersicht bei MÄDLOW 1993). Die nördlich Berlins gelegenen Rieselparzel­len wurden nach deren Aufgabe vielfach überbaut oder mit schnellwüchsigen Gehölzen aufgeforstet. Die südlich Berlins eingerichteten Rieselkomplexe blieben teils großflächig ungenutzt oder extensiv genutzt und entwickelten sich zu Hochstauden­und Brachflächen mit durchaus bedeutenden Brutvogelvorkommen( MÖNIG& HORN 1999), so z. B. für den Wachtelkönig und etliche seltenere

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Passeres. Bemühungen der Ornithologen, einen Teil weiter mit nun gereinigtem Abwasser zu be­schicken und zu erhalten, schlugen fehl.

Typisch für den Südteil der Mark ist die Berg­baufolgelandschaft. Bereits im 19. Jahrhundert wurden Tagebaue zur Braunkohlenförderung an­gelegt, die nach Auskohlung teilweise mit Abraum wieder verfüllt wurden oder deren Restlöcher sich nach Wiederanstieg des Grundwassers zu Seen ent­wickelten. Vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde in der Lausitz der Abbau der Braunkohle forciert. Es entstanden teilweise sehr große und tiefe Seen einerseits und großflächige Halden andererseits. Aufgrund der geologischen Strukturen im Flözbereich mit sauren Röhricht­sanden ist die Bergbaufolgelandschaft hier durch teilweise extrem niedrige pH- Werte charakteri­siert. Das Wasser in den Gewässern weist durch ungepufferte SO- und SO- Ionen teilweise pH­Werte unter 4,0 auf, auch die durch Material tie­ferer Schichten gebildeten Halden sind meist sehr sauer( PIETSCH 1965, KALBE 1997a). Dadurch sind die entstandenen Gebiete zunächst lebensfeindlich, erst nach Jahren stabilisieren sich die Systeme und lassen auch eine Entwicklung zu Lebensräumen für Vögel zu. So siedeln in der Haldenlandschaft schüt­zenswerte Arten wie Flussregenpfeifer, Brachpieper und Steinschmätzer, an den Gewässern vor allem verschiedene Möwenarten, u. a. Schwarzkopfmö­we, Mittelmeermöwe, Steppenmöwe( KAMINSKI& MICHAELIS 1995, MÖCKEL 2014), erste aktuell fast ausschließlich am Stoßdorfer See, letzte an meh­

Abb. 11: Ehemalige Rieselfelder bei Schenkenhorst 2021. Foto: W. Mädlow.