das bis 1722 zur Hohen Jagd gehörte und somit den privilegierten Schichten oblag, obwohl das Fleisch nicht als wertvoll und wohlschmeckend eingeschätzt wurde. Unberechtigter Abschuss führte zu relativ hohen Strafen, bis zu 40 Talern
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pro Vogel. Die Hohe Jagd diente vor allem dem Prestige der hohen Herren. Wohl auch wegen der Beschwerden über Schäden durch Kraniche in der Landwirtschaft wurde dann die Jagd freigegeben, das galt bis 1904.
2.2 Anfänge der Ornithologie im 18. und 19. Jahrhundert
Ganz allgemein wird davon ausgegangen, dass die Geschichte der Ornithologie Brandenburgs erst im 19. Jahrhundert begann( RUTSCHKE 1983). Das scheint nicht völlig zu stimmen, denn beispielsweise SCHALOW( 1919) bezeichnet Johann Leon hard FRISCH ( 1666-1743) als den„ Begründer der Märkischen Ornithologie“. RUTSCHKE relativiert diese Aussage insofern, als die Aktivitäten von FRISCH eher die Beschreibung der Vögel Deutsch lands betrafen, auch wenn er dafür Bälge aus der Mark Brandenburg verwendete, weniger das Studium der lokalen Verbreitung in Brandenburg . Es mag dahingestellt sein, wer der beiden die Situation richtig einschätzt. Unbenommen bleibt, dass FRISCH ein vielseitig interessierter, kenntnisreicher Mann war, der sich vom Grauen Kloster zu Berlin aus als dessen späterer Rektor in verschiedener Weise mit der Vogelwelt befasste. Von ihm stammt die„ Vorstellung der Vögel Deutschlands " aus den Jahren 1733-1763. Diese Publikation enthält 252 kolorierte Vogeltafeln, die vermutlich überwiegend nach in Brandenburg gesammelten Bälgen vollendet wurden. Man kann davon ausgehen, dass FRISCH selbst nur einen kleinen Teil des Materials sammelte, meist wurden ihm die Bälge von verschiedenen Gewährsleuten zugeeignet. Unabhängig davon, wie man seine Bedeutung für die brandenburgische Faunistik bewertet, muss er als einer der ersten echten märkischen Ornithologen gesehen werden, die sich wissenschaftlich mit der Vogelwelt beschäftigten.
FRISCH war ein für die damalige Zeit typischer Gelehrter, der in verschiedenen Disziplinen breit gefächert Studien betrieb und seine Kenntnisse auch weitergab. Er war Schulmann und Pädagoge mit hoher Anerkennung in der Berliner Gesellschaft( SCHALOW 1919). Zunächst beschäftigte er sich mit theologischen Fragestellungen, aber auch mit Erziehungsproblemen und später mit Sprachen, Chemie und Landwirtschaft. Geboren wurde er am 19.3.1666 in Sulzbach bei Augsburg . Er ent
stammte einer angesehenen Nürnberger Familie, deren Glieder sich oft in kirchlichen Diensten befanden. Auch deshalb stand für den jugendlichen Johann Leonhard die Theologie zwangsläufig im Vordergrund. Aber er interessierte sich sehr für Sprachen und soll schon mit knapp sechs Jahren griechische Texte gelesen haben. Studiert hat er in Altdorf u. a. Theologie, wechselte 1686 dann nach Jena , weiter nach Straßburg und Frankfurt / Main . Er diente sogar als Dragoner im ungarischen Heer, nach mehreren universitären Dienstverhältnissen in Bayern auch einige Zeit in Holland . Nach Berlin gelangte er schließlich 1698. Um 1706 führte er im Auftrag der Preußischen Sozietät der Wissenschaften, gefördert durch König Friedrich I. in Preußen , die Seidengewinnung durch Seidenraupenzucht auf Maulbeerbäumen ein, über die er bei seinen Reisen nach Italien Erfahrungen gesammelt hatte.