22
In einigen Dörfern der Mark finden sich dafür heute als Zeugen noch mehrere hundert Jahre alte Alleen, so z. B. in Blankensee ( Teltow- Fläming ).
1708 ernannte ihn der Rat von Berlin zum Konrektor und 1727 zum Rektor der berlinischen humanistischen Bildungsstätte des Grauen Klosters, damals eine anerkannte Forschungseinrichtung. Der Ornithologie wandte er sich intensiv bei seinen Studien zu seinem Hauptwerk„ Vorstellung der Vögel Deutschlands “ mit zahlreichen farbigen Tafeln zu, dessen erste Lieferung um 1732/33 erschien. Die in Deutschland vorkommenden Arten gliederte er darin in zwölf Klassen. Die recht abenteuerlich anmutende Systematik ruft heute sicher zumindest ein Schmunzeln hervor, war aber vor LINNÉ durchaus neu. Grundlage für die meist exakten Darstellungen der einzelnen Vögel war seine 1712 begonnene Balgsammlung.
Sicher kann man davon ausgehen, dass bereits in dieser Zeit etliche Naturfreunde die märkische Heimat durchstreiften, teilweise zum Sammeln von Vögeln und Eiern, teilweise auch nur, um der Jagd zu frönen. Allerdings ist darüber nur sehr wenig bekannt; auch die damals angelegten Sammlungen sind kaum mehr erhalten. Heute würde man diese Aktivitäten als Hobby bezeichnen. Trotzdem war das für die Entwicklung eines Interesses an der heimischen Vogelwelt damals sicher wichtig.
Vermutlich unter dem Einfluss von Naturforschern ihrer Zeit entwickelte sich die Ornithologie auch in Brandenburg . Dazu zählten: Johann Mat thäus BECHSTEIN ( 1757-1822) aus Thüringen , der die„ Naturgeschichte der Stubenvögel" und die " Gemeinnützige Naturgeschichte Deutschlands " mit drei Vogelbänden schrieb, Johann Friedrich NAUMANN ( 1780-1857), dessen Werk ,, Die Naturgeschichte der Vögel Deutschlands" 1820-1844 zwölfbändig mit eigenen, farbigen Stichen der einzelnen Arten mit bis dahin unbekannter Leuchtkraft erschien und 1897-1905 als„ Neuer Naumann“ unter dem Titel„ Naturgeschichte der Vögel Mitteleuro pas " wieder verlegt wurde. Schließlich erschien von Christian Ludwig BREHM ( 1787-1864) aus Renthen dorf in Thüringen das dreibändige Werk ,, Beiträge zur Vögelkunde" ab 1820.
Sowohl NAUMANN als auch BECHSTEIN nannten in ihren Werken etliche Nachweise von Vögeln, auch in der Mark, wobei sie sich wohl vor allem auf Nachrichten einiger Gewährsleute bezogen, weil
Otis 30( 2023) Sonderheft
sie nur wenige Male Brandenburg bereisten. Auch wenn beide einzelne Daten aus der Mark in ihren Werken berücksichtigten, kann man sie wohl kaum als„ Märker“ bezeichnen; trotzdem besaßen sie ganz sicher Einfluss auch für die historische Entwicklung der Ornithologie in Brandenburg .
BREHM erwähnt in einem Artikel von 1834 ( Bericht von einer„ Reise von Renthendorf nach Berlin ) die Besichtigung der ornithologischen Sammlung von Christian Friedrich Wilhelm FEHRMANN( 1790-1860). Dieser hatte etwa 1815 begonnen, sich eine ornithologische Sammlung anzulegen, die einige bedeutende Belege aus der Umgebung von Berlin enthielt, so beispielsweise zwei Gryllteisten( NEUMANN 1983). BREHMS Bericht über diese Stücke gehört zu den ältesten konkreten Angaben zu Vogelnachweisen aus der Region.
Es wäre falsch, wenn über die Geschichte der Ornithologie Brandenburgs geschrieben wird, die Gebrüder Alexander( 1769-1859) und Wilhelm von HUMBOLDT ( 1767-1835) nicht zu erwähnen. Wenn beide auch keine Ornithologen waren, hatten sie jedenfalls Einfluss auf die Entwicklung der Ornithologie als Wissenschaft im Allgemeinen und speziell auch für die Mark. Erster als Naturforscher mit universeller Ausbildung, letzter als Gründer der Universität Berlin und des Humanistischen Gymnasiums in Berlin im Jahr 1810. Dadurch entwickelte sich damals Berlin zum Ausgangspunkt auch für ornithologische Forschungen nicht nur in Branden burg . Alexander von HUMBOLDT gilt als eines der letzten Universalgenies seiner Zeit. Im Gegensatz zu seinem Bruder, der eher Sprachwissenschaftler, Humanist und Kunsttheoretiker war, zählt er zu den Naturwissenschaftlern auf den verschiedensten Feldern wie Geografie, Klimatologie, Geophysik, Botanik und Zoologie, aber auch der Philosophie.
Eine große Rolle spielten seine Reisen ins westliche Europa ( 1790), nach Amerika ( 1799-1804) über die Kanarischen Inseln, vor allem in die südamerikanischen Naturgebiete, und später ins UralAltai- Gebiet auf Einladung des russischen Zaren ( 1829). Auf diesen Reisen erwarb er sich sein naturwissenschaftliches Wissen, das er u. a. den Berliner Ornithologen vermittelte. Gerade solche von ihm durchgeführte Reisen waren in der Folge Anregung für viele Vogelkundler. Es ist somit auch nicht verwunderlich, dass es damals die Naturwissenschaftler und Ornithologen immer wieder in