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(2023) 30. Sonderheft
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In einigen Dörfern der Mark finden sich dafür heute als Zeugen noch mehrere hundert Jahre alte Alleen, so z. B. in Blankensee ( Teltow- Fläming ).

1708 ernannte ihn der Rat von Berlin zum Konrektor und 1727 zum Rektor der berlinischen humanistischen Bildungsstätte des Grauen Klos­ters, damals eine anerkannte Forschungseinrich­tung. Der Ornithologie wandte er sich intensiv bei seinen Studien zu seinem Hauptwerk Vorstellung der Vögel Deutschlands mit zahlreichen farbigen Tafeln zu, dessen erste Lieferung um 1732/33 er­schien. Die in Deutschland vorkommenden Arten gliederte er darin in zwölf Klassen. Die recht aben­teuerlich anmutende Systematik ruft heute sicher zumindest ein Schmunzeln hervor, war aber vor LINNÉ durchaus neu. Grundlage für die meist ex­akten Darstellungen der einzelnen Vögel war seine 1712 begonnene Balgsammlung.

Sicher kann man davon ausgehen, dass bereits in dieser Zeit etliche Naturfreunde die märkische Heimat durchstreiften, teilweise zum Sammeln von Vögeln und Eiern, teilweise auch nur, um der Jagd zu frönen. Allerdings ist darüber nur sehr wenig bekannt; auch die damals angelegten Sammlungen sind kaum mehr erhalten. Heute würde man diese Aktivitäten als Hobby bezeichnen. Trotzdem war das für die Entwicklung eines Interesses an der hei­mischen Vogelwelt damals sicher wichtig.

Vermutlich unter dem Einfluss von Naturfor­schern ihrer Zeit entwickelte sich die Ornithologie auch in Brandenburg . Dazu zählten: Johann Mat­ thäus BECHSTEIN ( 1757-1822) aus Thüringen , der die Naturgeschichte der Stubenvögel" und die " Gemeinnützige Naturgeschichte Deutschlands " mit drei Vogelbänden schrieb, Johann Friedrich NAUMANN ( 1780-1857), dessen Werk ,, Die Naturge­schichte der Vögel Deutschlands" 1820-1844 zwölf­bändig mit eigenen, farbigen Stichen der einzelnen Arten mit bis dahin unbekannter Leuchtkraft er­schien und 1897-1905 als Neuer Naumann unter dem Titel Naturgeschichte der Vögel Mitteleuro­ pas " wieder verlegt wurde. Schließlich erschien von Christian Ludwig BREHM ( 1787-1864) aus Renthen­ dorf in Thüringen das dreibändige Werk ,, Beiträge zur Vögelkunde" ab 1820.

Sowohl NAUMANN als auch BECHSTEIN nann­ten in ihren Werken etliche Nachweise von Vögeln, auch in der Mark, wobei sie sich wohl vor allem auf Nachrichten einiger Gewährsleute bezogen, weil

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sie nur wenige Male Brandenburg bereisten. Auch wenn beide einzelne Daten aus der Mark in ih­ren Werken berücksichtigten, kann man sie wohl kaum als Märker bezeichnen; trotzdem besaßen sie ganz sicher Einfluss auch für die historische Entwicklung der Ornithologie in Brandenburg .

BREHM erwähnt in einem Artikel von 1834 ( Bericht von einer Reise von Renthendorf nach Berlin ) die Besichtigung der ornithologischen Sammlung von Christian Friedrich Wilhelm FEHRMANN( 1790-1860). Dieser hatte etwa 1815 begonnen, sich eine ornithologische Sammlung an­zulegen, die einige bedeutende Belege aus der Um­gebung von Berlin enthielt, so beispielsweise zwei Gryllteisten( NEUMANN 1983). BREHMS Bericht über diese Stücke gehört zu den ältesten konkreten Angaben zu Vogelnachweisen aus der Region.

Es wäre falsch, wenn über die Geschichte der Ornithologie Brandenburgs geschrieben wird, die Gebrüder Alexander( 1769-1859) und Wilhelm von HUMBOLDT ( 1767-1835) nicht zu erwähnen. Wenn beide auch keine Ornithologen waren, hat­ten sie jedenfalls Einfluss auf die Entwicklung der Ornithologie als Wissenschaft im Allgemeinen und speziell auch für die Mark. Erster als Naturforscher mit universeller Ausbildung, letzter als Gründer der Universität Berlin und des Humanistischen Gymna­siums in Berlin im Jahr 1810. Dadurch entwickelte sich damals Berlin zum Ausgangspunkt auch für ornithologische Forschungen nicht nur in Branden­ burg . Alexander von HUMBOLDT gilt als eines der letzten Universalgenies seiner Zeit. Im Gegensatz zu seinem Bruder, der eher Sprachwissenschaftler, Humanist und Kunsttheoretiker war, zählt er zu den Naturwissenschaftlern auf den verschiedensten Fel­dern wie Geografie, Klimatologie, Geophysik, Bota­nik und Zoologie, aber auch der Philosophie.

Eine große Rolle spielten seine Reisen ins west­liche Europa ( 1790), nach Amerika ( 1799-1804) über die Kanarischen Inseln, vor allem in die süd­amerikanischen Naturgebiete, und später ins Ural­Altai- Gebiet auf Einladung des russischen Zaren ( 1829). Auf diesen Reisen erwarb er sich sein naturwissenschaftliches Wissen, das er u. a. den Berliner Ornithologen vermittelte. Gerade solche von ihm durchgeführte Reisen waren in der Folge Anregung für viele Vogelkundler. Es ist somit auch nicht verwunderlich, dass es damals die Naturwis­senschaftler und Ornithologen immer wieder in