Heft 
(2023) 30. Sonderheft
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Kalbe und Mädlow: Zur Geschichte der brandenburgischen Ornithologie

streifte, um Gelege zu suchen, vertraut. Er gehörte zu jenen, die, Oologie" um des bloßen Eiersammeln willen und weniger aus Suche nach wissenschaftli­chen Erkenntnissen trieben, erlangte dabei aber ungewöhnliche Kompetenz auch in der Fortpflan­zungsbiologie der Vögel, wovon seine vielen Ver­öffentlichungen, die meisten in der von ihm selbst begründeten und herausgegebenen' Zeitschrift für Oologie, Zeugnis ablegen. Doch gerade diese zahl­reichen Publikationen sind ja Ausdruck der wissen­schaftlichen Verwertung seiner Erkenntnisse.

SCHALOW( 1919) erhob gegen Hocke den Vorwurf, diesem fehle die strenge Wahrhaftigkeit und was an seinen Mitteilungen Wahrheit, was Dichtung sei, lasse sich nicht entscheiden. Die­se Einschätzung hat wohl dazu geführt, dass sich märkische Avifaunisten jahrzehntelang nicht dar­um bemüht haben, das Avifauna- Manuskript von HOCKE zu sichten und auszuwerten. Erst MAUERS­BERGER( 1993) hat in Kenntnis des Manuskripts deutlich milder geurteilt. Möglicherweise habe bei SCHALOWS Bewertung Allzumenschliches mitgespielt. Die nunmehr veröffentlichten Tei­le von HOCKES Avifauna geben jedenfalls keinen Anlass zu besonderer Skepsis, denn sie sind nicht durch auffällige Ungereimtheiten oder besonders unglaubwürdige Beobachtungen geprägt. Obwohl das unveröffentlichte Manuskript sicher zu den wichtigsten Leistungen HOCKEs gehört, darf man die zahlreichen Publikationen vor 1900 über ein­zelne Arten und vor allem zur Oologie und Fort­pflanzungsgeschichte nicht übersehen.

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Das Werk SCHALOWS besitzt für die Ornitholo­gen Brandenburgs einen hohen Stellenwert. Für jedermann wegen des Nachdrucks 2004 zugäng­lich, stellt es die eigentliche Grundlage für die Ein­schätzung des Vorkommens der einzelnen Arten und deren Veränderungen bis heute dar. SCHA­Low behandelt 294 Arten und deren Vorkommen in Brandenburg . Auch wenn die Beschreibungen bei verschiedenen Arten recht schmal ausfal­len, obwohl deren Vorkommen in Brandenburg gut belegt ist, sind die Angaben immer noch ge­winnbringend. So z. B. beim Braunkehlchen: Häufigkeitsangaben fehlen weitgehend, und die Bemerkung überall vorkommend, lokal vielleicht etwas seltener" gibt nicht viel Informationen über den damaligen Status. Wie nicht anders zu erwar­ten, finden sich zahlreiche Hinweise auf Eizahl und Eimaẞe. Und natürlich beruhen viele Mitteilungen auf gesammelten Bälgen in öffentlichen und pri­vaten Sammlungen, wie das damals üblich war, weniger auf Feldbeobachtungen und genauen Sta­tuserhebungen. SCHALOWS Angaben können als sehr verlässlich gelten, auch wenn ihm aus heuti­ger Sicht einzelne Fehler nachzuweisen sind.

SCHALOW war zum Zeitpunkt der Erarbeitung seiner Avifauna kaum noch als Feldornithologe tä­tig; er beschäftigte sich vornehmlich als ,, Schreib­tischornithologe", wertete Publikationen aus und pflegte Korrespondenz mit brandenburgischen Vogelkundlern, um deren Erfahrungen nutzen zu können. Für seine avifaunistischen Studien baute er sich eine große Fachbibliothek und Sonder­

Abb. 23: Herman SCHALOW zur Zeit um die Veröffentlichung sei­ner Beiträge" 1919. Aus SCHALOW ( 1919).