Heft 
(2023) 30. Sonderheft
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Kalbe und Mädlow: Zur Geschichte der brandenburgischen Ornithologie

publizierte er 1924 zusammen mit seiner Frau das vierbändige Werk Die Vögel Mitteleuropas " mit zahlreichen verhaltensbiologischen Beiträgen. Dazu hatten die HEINROTHS rund 250 heimische Vogelarten

vom Goldhähnchen bis zum Kra­ nich - in ihrer Mietwohnung aufgezogen und die Jugendentwicklung ebenso wie das Verhalten ein­gehend dokumentiert( SCHULZE- HAGEN& KAISER 2020). Die zweite Ehefrau Katharina HEINROTH ( 1897-1989) war schließlich von 1945 bis 1956 Di­rektorin des Berliner Zoos.

Einige wenige Beiträge Oskar HEINROTHS befassten sich auch mit den Vögeln der unmit­telbaren Umgebung in Berlin , so mit der Einbür­gerung von Braut- und Mandarinente und der Wiederansiedlung des Höckerschwans. Trotz­dem gründet sich die Bedeutung STRESEMANNS und HEINROTHS für die märkische Avifaunistik nicht auf eigenen faunistischen Beiträgen. Ihre wissenschaftliche Tätigkeit konzentrierte sich auf andere Bereiche. Aber die von ihnen organisierten und geleiteten Zusammenkünfte der D.O.G. , die zweimal monatlich stattfanden, brachten professionelle Wissenschaftler und Hobby­Ornithologen zusammen und behandelten das Themenfeld der Ornithologie in seiner ganzen Breite. Auch feldornithologische Untersuchungen und faunistische Mitteilungen aus der Mark waren dort immer wieder Thema und wurden im Journal für Ornithologie protokolliert. Angehende Ornithologen wurden auf lohnende Themen gelenkt, methodisch geschult und erhielten Anschluss an die internationale Ornithologie. Diese Sitzungen müssen auf die Beteiligten außerordentlich anregend gewirkt haben ( RUTSCHKE 1994). Ergänzt wurden sie durch ge­meinsame Exkursionen in märkische Beobach­tungsgebiete( TEMBROCK 2000).

Eigentlich war Ludwig SCHUSTER( 1883-1954) kein Märker, er stammte aus Hessen , aber durch zahlreiche Beiträge über die Vogelwelt Branden­ burgs gehört er zweifellos zu den Wegbereitern der Ornithologie in diesem Land. Bereits 1926 übernahm er die Leitung der Zeitschrift ,, Beiträge zur Fortpflanzungsbiologie der Vögel von L. von BOXBERGER. Ab dieser Zeit veröffentlichte er selbst zahlreiche Beiträge zur märkischen Avifauna, vor­wiegend mit brut- und fortpflanzungsbiologischer

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Thematik. Durch ihn erhielten wir Hinweise u. a. über das Vorkommen des Triels in Brandenburg ( 1925), zu den Luchvögeln( 1926) und zum Seggen­rohrsänger( 1926). RUTSCHKE( 1983) nennt über 85 Beiträge für den Zeitraum bis 1935. Bis zum Kriegsende lebte L. SCHUSTER in Berlin ; danach kehrte er in seine hessische Heimat zurück. Sein Verdienst war es, das Interesse der Ornithologen weg von der Eiersammlung hin zu brutbiologischen Fragestellungen gelenkt zu haben, die im Freiland zu bearbeiten waren. STRESEMANN hatte klare Vor­stellungen über lohnende Ziele feldornithologischer Tätigkeit. 1924 schrieb er an R. HEYDER: Ich las­se es mich viel Mühe kosten, auf angehende Orni­thologen einzuwirken und ihnen immer wieder begreiflich zu machen, dass wir ein intensives Stu­dium, Monographien einzelner Spezies brauchen, nicht Lokalfaunen mit so und soviel, Seltenheiten und, Irrgästen"( HAFFER et al. 2004).

Entsprechend stark biologisch ausgerichtet waren im Folgenden die Arbeiten von M. GARLING ( 1878-1949), G. SCHIERMANN( 1881-1946), K. GLASEWALD( 1889-1955), G. STEIN( 1897-1976), V. WENDLAND( 1896-1990), H. SIEWERT( 1902­1943), O. SCHNURRE( 1894-1979) und G. STEINBA­ CHER ( 1910-1979). Von ihnen stammen zahlreiche Publikationen und Berichte, überwiegend ökolo­gischen und fortpflanzungsbiologischen, teilweise aber auch faunistischen Inhalts.

Max GARLING befasste sich vor allem mit den Vö­geln der Rieselfelder um Berlin seit 1929, aber auch mit der Vogelwelt der Feldmarken und der märki­schen Heiden und Wälder. Zudem lassen sich aus einigen Beiträgen sehr gute Übersichten zu einigen Arten ableiten, wie über den Brachpieper( 1926), Raubwürger und Neuntöter( 1930, 1931, 1932, 1934), Ortolan( 1941, 1943) und Gimpel( 1931, 1933). Seine Publikationsliste umfasst allein mehr als 50 Beiträge, die in RUTSCHKES Avifauna zitiert werden( vgl. ALEX& WALLSCHLÄGER 2015).

Gottfried SCHIERMANNS Verdienste liegen vor allem in seinen brutbiologischen Studien über ei­nige heimische Arten und im erweiterten Sinn in der Begründung quantitativer Erfassungen ihrer Vorkommen. Von ihm stammen Untersuchungen zur Siedlungsdichte in verschiedenen Lebensräu­men, u. a. zum Vorkommen von Rohrsängern