Heft 
(2023) 30. Sonderheft
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Kalbe und Mädlow: Zur Geschichte der brandenburgischen Ornithologie 2 Die Anfänge: Ornithologie bis zum Zweiten Weltkrieg

2.1 Aufzeichnungen zu Vögeln in historischen Akten

Vor und zu Beginn der ornithologischen For­schung im 18. und 19. Jahrhundert war über die Vogelwelt in Brandenburg wie auch in den meisten deutschen Landen nur wenig bekannt. Das betrifft vor allem genauere Angaben über die einzelnen Arten, deren Häufigkeit, Fortpflanzungsbiologie, Zugverhalten und Taxonomie. Insofern sind die aufwändigen Recherchen von KLOSE ( 2005) über die Wertschätzung der Vögel und ihre Bedeutung für die Menschen anhand der Aktenbestände des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz von besonderer Bedeutung. In hohem Maße sind Einschätzungen über die Nutzung, Verfolgung und Unterschutzstellung der Vögel im späten Mittelal­ter und in der frühen Neuzeit auf der Grundlage der damaligen Bedürfnisse von großem Wert, weil sich daraus bestimmte Entwicklungen in der Vogelwelt ableiten lassen. In dieser Zeit standen Vögel zweifellos als Jagdobjekt, Nahrungsmittel und Handelsware im Vordergrund, wohl auch als Schädlinge in der Landwirtschaft. Interessant sind in diesem Zusammenhang die Verordnungen,

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Edikte und Regeln für die Jagd, den Handel und die Bekämpfung von Schadvögeln.

Anfang des 17. Jahrhunderts wurden einige Vogelarten dem Jagdrecht unterstellt, das heißt, sie durften nicht mehr von jedermann verfolgt werden, sondern ihre Bejagung blieb dem Landesherrn und adligen Grundbesitzern vorbehalten. Dazu zählten Schwäne, Kraniche, Reiher, Großtrappen, Raufuß­hühner( Auerhuhn, Birkhuhn, Haselhuhn), Reb­hühner und Greifvögel. Die hohe Jagd blieb dabei allein dem Landesherrn oder von ihm Begünstigten vorbehalten. Nach einer Regelung von 1794 ge­hörten dazu Fasanen und Auerhühner. Nicht vom Jagdrecht erfasste Arten durften weiterhin von je­dermann erbeutet werden.

Aus den Angaben zur Jagd lassen sich Schluss­folgerungen zum Auftreten wichtiger" Arten ziehen. So zeugen beispielsweise die alljährlich im Herbst bei Nauen für die königliche Hofküche gefangenen Feldlerchen von der damaligen Häu­figkeit der Art: Zwischen 1767 und 1791 wurden meist zwischen 1.000 und 3.000, maximal 3.690

( 1) Bevorzugte Speisevögel Misteldrossel

Wacholderdrossel

Singdrossel

( 2) Gewöhnliche Speisevögel

110-140 g Weindrossel 80-140 g Feldlerche 65-90 g

55-75 g

33-45 g

Schwarzspecht

300-350 g

Grünfink

25-34 g

Grünspecht

180-220 g

Dompfaff( Gimpel)

21-27 g

Grauspecht

125-165 g

Buchfink

19-24 g

Buntspecht

70-90 g

Stieglitz

14-18 g

Kiebitz

150-310 g

Bachstelze

19-27 g

Wachtelkönig

135-200 g

Rauchschwalbe

16-25 g

Eichelhäher

140-190 g

Mehlschwalbe

15-21 g

Wachtel

70-135 g

Rotkehlchen

16-22 g

Amsel

80-110 g

Meisen, z.B. Kohlmeise

16-21 g

Star

75-90 g

Hänfling

15-20 g

Pirol

65-67 g

Gartenrotschwanz

12-20 g

Kembeiẞer

48-62 g

Erlenzeisig

10-14 g

Fichtenkreuzschnabel

28-40 g

Abb. 15: Bewertung der Speisequa­lität heimischer Vogelarten im 17. Jahrhundert. Aus KLOSE ( 2005), be­ruhend auf einer Publikation von ELSHOLTZ( 1682).

( 3) Schlechte Speisevögel

Zwergtaucher Eisvogel

Haussperling

Feldsperling

100-200 g

Nachtigall

18-27 g

40-45 g

Gartengrasmücke

16-23 g

22-32 g

Rohrammer( Rohrsperling)

15-22 g

19-25 g

Zaunkönig

8-13 g