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(2023) 30. Sonderheft
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Hinsichtlich der Beschäftigung mit Eulen und Greifvögeln muss neben Victor WENDLAND auch Otto SCHNURRE genannt werden. Seine Untersu­chungsgebiete lagen in der Schorfheide und der Umgebung von Berlin . Von ihm liegen zahlreiche Publikationen über Schreiadler, Habicht und Sper­ber vor, sowohl über deren Verbreitung als auch Fortpflanzungsbiologie.

1934 hatte sich die Arbeitsgemeinschaft mär­kischer Faunisten gegründet und zum Ziel ge­setzt, die Tierwelt der Mark zu erforschen, und zu diesem Zweck eine eigene Zeitschrift, die Märki­sche Tierwelt", herausgegeben. Die Erfassung der einzelnen Tiergruppen wurde in Arbeitsgruppen vorgenommen. Die ornithologische Fachgruppe war die aktivste, wies 1935 bereits 60 Mitglieder auf und traf sich monatlich( HEDICKE 1934, 1936). Damit gab es erstmals eine Organisation, deren Aktivitäten sich ausschließlich auf die Avifaunistik in der Region konzentrierten. Einer ihrer Leiter war Georg STEINBACHER , der bei STRESEMANN promoviert hatte und danach am Berliner Zoo arbeitete, bevor er 1938 die Leitung des Zoos in Frankfurt/ Main übernahm( GEBHARDT 1980). STEINBACHER lieferte eine Reihe von Beiträgen zur märkischen Avifauna, Übersichten über Be­ringungsergebnisse sowie zusammen mit dem Co- Leiter der Arbeitsgruppe Paul BLASZYK eine Zusammenstellung der märkischen avifaunisti­schen Literatur von 1920-1935, also im Anschluss an das Werk von SCHALOW. Trotz dieser Beiträge hat die Arbeitsgruppe eher wenige dauerhafte Spu­ren hinterlassen, vermutlich weil der beginnende Zweite Weltkrieg nicht mehr genügend Zeit für übergreifende Aktivitäten ließ. Ob sie ein konkre­tes Arbeitsprogramm verfolgte, scheint nicht do­

kumentiert zu sein.

STEINBACHERS Vater Friedrich STEINBACHER ist als märkischer Faunist weniger bekannt, ob­wohl auch er im Berliner Raum feldornithologisch tätig war und über einige seltenere Vorkommen berichtete, so über den Zug des Rotkehlpiepers oder die Beobachtung der Ohrenlerche bei Berlin . Er war von 1936-1938 Vorsitzender der D.O.G.

Fast noch stärker als in den Jahrzehnten zuvor war zu dieser Zeit die Avifaunistik auf die Aktivi­täten der Berliner Ornithologen konzentriert, die in die Mark ausstrahlten. Relativ wenig ist aus der fernen Provinz bekannt geworden. Neben den

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Abb. 28: Georg STEINBACHER , in den 1930er Jahren Co- Vorsitzender der ornithologischen Fachgruppe der Arbeitsgemeinschaft märkischer Faunisten. Später war er Zoodirektor in Frankfurt / Main und Augsburg . Foto: Archiv Zoo Frankfurt .

schon erwähnten Beiträgen von G. STEIN von der mittleren Oder und H. SIEWERT aus der Schorfhei­ de kann beispielhaft Gerhard WOHLFARTH( 1898­1996) erwähnt werden, der in den 1920er Jahren über die Vogelwelt bei Frankfurt/ Oder und später über die Peitzer Teiche berichtete( vgl. BECKER 2000). In Lauchhammer war Udo BÄHRMANN ( 1893-1979) ansässig, der spätestens ab 1916 or­nithologisch interessiert war und sich im Lauf von Jahrzehnten eine umfangreiche Vogelsammlung angelegt hatte. Diese gelangte nach seinem Tod ins Staatliche Museum für Tierkunde in Dresden und umfasste mehr als 5.000 Vogelbälge, die von Sieg­ fried Eck ausgewertet wurden. Auch 17 ornitho­logische Tagebücher enthalten wertvolles Material aus der Region( BLASCHKE O. J.).

Für die Prignitz sprechen SCHULZ& SCHULZ ( 2013) von einem Aufschwung der ornithologi­schen Arbeit in den 1920er und 1930er Jahren und nennen die Namen von 17 in der Region ansässi­gen Ornithologen, von denen manche auch eini­