Heft 
(2023) 30. Sonderheft
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Kalbe und Mädlow: Zur Geschichte der brandenburgischen Ornithologie

dam gelang es ihm, die Ornithologen zu motivieren und zu begeistern, verschiedene neue Aufgaben zu übernehmen, so die Nachtigallenerfassung in Pots­ dam durch E. GÜNTHER, Brutvogelkartierungen im Park Sanssouci, Erfassung der Brutvorkommen des Mittelspechtes u. a. Ihm verdanken wir genau­ere Kenntnisse über ein jahrzehntelang vergessenes Havelgebiet bei Paretz , Töplitz und Golm, wo er auf extensiv genutzten Havelinseln Brutnachweise von Uferschnepfe, Bekassine, Spießente, Löffelente und Knäkente erbrachte.

Das für die Jahre 1968-86 veröffentlichte Pro­gramm der Potsdamer Fachgruppe zeigt neben zahlreichen Exkursionen ein breites Spektrum von Vortragsthemen. Schwerpunkt war die Mitteilung von Untersuchungsergebnissen über regionale Vögel, aber es fehlten auch nicht ornithologische Reiseberichte und Berichte über internationale Ta­gungen und Vorhaben( MERHOUT 2004/2005, vgl. auch MIETHKE 1998/1999, MIETHKE 2004/2005).

Die Fachgruppe Brandenburg/ Havel wurde von A. GIERSZEWSKI aufgebaut und erhielt um 1960 starken Auftrieb durch junge Ornithologen um G. SOHNS, H. WAWRZYNIAK und R. SCHUM­MER. Aktivitäten waren beispielsweise die Her­ausgabe eines Mitteilungsblattes( 1962/63), der Aufbau einer Beobachtungskartei, ornithologische Erhebungen am Rietzer See. 1973 erfolgte die ( Wieder-) Gründung als Interessengemeinschaft Ornithologie- Brandenburg". Bestandserfassun­gen, Vogelberingung und Wasservogelzählungen ergänzten die Aktivitäten. Die Fachgruppe hatte 1975 20 Mitglieder, 1977 bereits 36 und 1979 40. Viele Fachgruppenmitglieder waren auch als Na­turschutzhelfer tätig( G. SOHNS, unveröffentlich­tes Manuskript). G. SOHNS und H. WAWRZYNIAK führten am Rietzer See intensive biologische Un­tersuchungen an Bartmeisen und Seggenrohrsän­gern

durch und veröffentlichten dazu Monografien in der Neuen Brehm- Bücherei( vgl. SOHNS 2016). Ab 1977 gab es eine Jugendgruppe mit Schülerin­nen und Schülern, die eigenständig Erfassungen durchführten und später vielfach in die Fachgrup­pe wechselten( LUCKE 1982).

Die Fachgruppe Belzig ( heute Bad Belzig ) wur­de zwar erst 1985 von D. HENNING und P. SCHU­BERT gegründet, aber bereits vorher in den 1970er Jahren existierte eine privat etablierte Gruppe von Naturfreunden, Jägern und Trappenschüt­

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Abb. 33: Manfred FEILER , langjähriger Leiter der Abtei­lung Naturwissenschaften des Bezirksheimatmuseums Potsdam und der ornithologischen Fachgruppe Pots­ dam . Foto aus dem Archiv des Potsdam - Museums.

zern, u. a. mit F. RETTIG, NOWOTTNICK, KÜHNE, KOCKROW, W. HÖPFNER und S. MATSCHKE. Auch später standen der Schutz der Großtrappe und die Erhaltung geeigneter Strukturen in den Bel­ziger Landschaftswiesen im Vordergrund. Bereits 1984/85 wurden erste Ansiedlungsversuche, aller­dings mit wechselndem Erfolg, für den Steinkauz durchgeführt. In Verbindung mit anhaltinischen Aktivitäten entfaltete sich dort generell eine rege Beringungsaktivität.

Die Fachgruppe Rathenow rekrutierte sich aus bodenständigen Ornithologen des Westha­vellandes mit K. W. HELMSTAEDT, J. J. SEEGER, A. und K. ZIETEMANN, G. und G. HÜBNER, M. LOEW( Bezirksbeauftragter Trappenschutz), deren Hauptanliegen die Unterschutzstellung verschie­dener Bereiche der Unteren Havelniederung und des Gülper Sees war. In den Folgejahren wurden von den Fachgruppenmitgliedern Erfassungs-, Beringungs- und Schutzprojekte an verschiedenen Arten durchgeführt, auch gab es eine Kooperation mit den Projekten der Pädagogischen Hochschule Potsdam mit ihrer Außenstelle am Gülper See und später mit der Naturschutzstation Buckow ( NABU WESTHAVELLAND 2015).