mit erstmals eine eigenständige Organisationseinheit für die West- Berliner Ornithologen, wenn auch ohne eigenen Vereinsstatus. An der Herausgabe des OB war sie nicht unmittelbar beteiligt.
Die verbreiterte Datenbasis ermöglichte es nun, monografische Darstellungen über das Auftreten einzelner Artengruppen in West- Berlin oder auch im gesamten Stadtgebiet zu verfassen. Letzteres gestatteten nicht nur die eigenen früheren Beobachtungsdaten West- Berliner Ornithologen aus der anderen Stadthälfte, sondern auch fortdauernde persönliche Kontakte mit Kollegen aus Ost- Berlin . Diese Darstellungen betreffen vor allem Wasservögel, aber auch manche Singvogelarten. Besonders hervorgehoben werden soll die ausführliche Bearbeitung des Vorkommens der Limikolen im Berliner Raum, die auch Zeugnis ablegt über die Bedeutung der inzwischen längst verschwundenen Rieselfelder als Rastgebiet ( BRUCH& LÖSCHAU 1970, 1971, 1973).
Ab Mitte der 60er Jahre begannen vermehrt Untersuchungen zur Brutvogelwelt einzelner Gebiete. Anfangs erfolgten diese noch durch Nestersuche( z. B. WENDLAND 1971), zunehmend dann aber anhand der inzwischen etablierten Revierkartierungsmethode( DORNBUSCH et al. 1968, OELKE 1968). Für die 60er Jahre führt WITT( 1978) Siedlungsdichte- Untersuchungen aus 13 Gebieten auf, beginnend 1964. Im selben Jahr erfolgte die
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erste großflächige Erfassung häufiger Vogelarten durch organisierte Gemeinschaftsaktionen: Auf immerhin 66% der Stadtfläche Gesamt- Berlins wurde der Brutbestand der Türkentaube erfasst, auf einigen Flächen zusätzlich derjenige der Ringeltaube( LÖSCHAU& LENZ 1967)- ein wichtiges Vergleichsmaterial für spätere Untersuchungen zur Bestandsentwicklung dieser sehr dynamischen Art. Eine erste Erfassung der Mehlschwalbe folgte 1969( LENZ et al. 1972).
Auch die( von der Vogelwarte Radolfzell betreute) wissenschaftliche Vogelberingung nahm einen deutlichen Aufschwung. Neben einigen Spezialuntersuchungen wie Greifvogelberingungen oder Beringungen von Nestlingen in Nistkästen begann auf Initiative von Michael LENZ 1962 die Beringung von auf dem Zug rastenden Kleinvögeln in Feuchtgebieten. Mit ihren Untersuchungsgebieten hatten die Beringer nicht viel Glück, denn sie wurden jeweils schon nach wenigen Jahren zerstört: das „ Sumpfloch"(= Hüllepfuhl) bei Gatow 1962-64 , der Rohrbruch Haselhorst 1965-66 und das Sumpfgebiet Rosenthal bei Lübars 1966-68/ 69. Vor allem das letztgenannte Gebiet erwies sich als sehr ergiebig, und nach Hinzutreten von Bernd KRÜGER wurde die Beringungstätigkeit intensiviert. Erste phänologische Daten durchziehender Kleinvögel konnten veröffentlicht werden( LENZ 1969).
3.11.3 Konsolidierung und Vertiefung: die 1970er und 1980er Jahre
Im Januar 1970 wurde in der Bundesrepublik der Dachverband Deutscher Avifaunisten ( DDA ) gegründet, um den avifaunistisch tätigen Feldornithologen eine organisatorische Basis zu geben. Als Dachverband hatte der DDA nicht Einzelpersonen, sondern regionale ornithologische Fachverbände als Mitglieder. Um dem gerecht zu werden, wurde formal 1970 die„ Ornithologische Arbeitsgruppe Berlin ( West)" gegründet. Diese war nun, durch Michael LENZ vertreten, Mitglied im DDA . Die Ornithologische Arbeitsgruppe war kein eingetragener Verein, es gab weder eine Mitgliederliste noch einen Vorstand( LÖSCHAU 2000, OTTO& WITT 2002). Der Arbeitsgruppe zugehörig konnte sich fühlen, wer in Berlin als Feldornithologe unterwegs war. Den aktiven Kern bildeten die Herausgeber des Ornithologischen Berichtes.
Die Zahl der aktiven Vogelbeobachter stieg weiter schnell an. Stellvertretend seien drei Neuzugänge aus den Jahren um 1970 hier genannt: 1967 kam Klaus WITT nach Berlin , nachdem er zuvor bereits in Göttingen und Freiburg ornithologisch tätig war( BÖHNER 2007). Er begann bald mit Brutvogelerfassungen und war ab 1971 Mitherausgeber des OB. Hinrich ELVERS kam als Schüler Ende der 60er Jahre zur Ornithologie und bereicherte die Kenntnis der städtischen Vogelwelt bis Mitte der 80er Jahre durch eine große Anzahl faunistischer und stadtökologischer Publikationen( MÄDLOW& BRANDE 2010). Zeitgleich wurde sein Schulfreund Christian POHL aktiv, der sich in den Kreis der aktiven Feldbeobachter um Achim BRUCH und Kai LÜDDECKE einreihte. Er verließt Berlin 1980 aus