Heft 
(2023) 30. Sonderheft
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Kalbe und Mädlow: Zur Geschichte der brandenburgischen Ornithologie

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Abb. 80: Ornithologische Exkursionsgruppe am Gülper See 2021. Foto: R. Vaßen.

Tendenz macht sich auch in Brandenburg deutlich bemerkbar. Das ist eine bemerkenswerte Entwick­lung, denn in der Geschichte der Ornithologie in Brandenburg sind bisher nur sehr wenige Frauen mit eigenständigen Beiträgen oder in verantwort­lichen Positionen hervorgetreten: Unter den 127 in Anhang 2 genannten Personen, denen Nachrufe oder Würdigungen gewidmet wurden, sind nur

vier Frauen.

Gleichzeitig ist zu bemerken, dass sich die Formen des Engagements ändern. Über lange Zeit waren die Strukturen in der Avifaunistik durch Ehrenamtliche getragen, die häufig über viele Jah­re oder Jahrzehnte organisatorische Funktionen ausübten und den Apparat funktionsfähig hiel­ten. Es gibt Fachgruppenleiter, die diese Position seit 30 oder mehr Jahren innehaben, und manche Wasservogelzähler sind seit Beginn der Zählungen in den 1960er Jahren dabei.

Das ist offensichtlich ein Auslaufmodell. Ur­sächlich sind verschiedene Gründe. Wer heutzuta­ge studiert oder berufstätig ist, ist in ganz anderem Maße damit ausgelastet, als dies vor Jahren der Fall war. Für die Freizeit bleibt weniger Raum, und der

soll dann verständlicherweise eher für genussrei­che Beobachtung als für die Übernahme weiterer Verpflichtungen genutzt werden. Hinzu kommt die viel größer gewordene Mobilität: Heutige Be­rufsbiografien sind von befristeten Arbeitsverhält­nissen und vom häufigen Wechsel der Arbeitsorte geprägt. Lebenslange Arbeitsverhältnisse an einem Ort, die Voraussetzung für langjähriges ehrenamt­liches Engagement sind, sind heute die Ausnahme.

Hinzu kommt aber auch eine veränderte Ein­stellung zu den Formen des Engagements. Das ty­pische Vereinsleben, das für viele Ältere ein Wert an sich ist und bis heute die Ornithologie prägt, ist für viele jüngere Menschen offenbar weniger at­traktiv. Sie wollen ihre Zeit nicht mit Vorstandssit­zungen, Rechenschaftsberichten, Kassenberichten und Wahlen verbringen. Zusammenarbeit kann heute über Internetportale und soziale Medien anders, nach Bedarf und projektbezogen organi­siert werden. Das hat viele Vorteile, wie etwa die Datensammlung über ornitho.de zeigt. Das ewige Problem der in privaten Tagebüchern begrabenen Daten wird damit bald der Vergangenheit ange­hören. Viele jüngere, aber auch manche älteren