sammenhang, diejenigen, die die Echtheit der Stücke bezweifelten, würden mißtrausch angesehen werden, „weil sie das Geschäft verderben“ (vgl. S. 33).
Die unbefriedigenden Zustände veranlaßten Fontane Vorschläge zur Einrichtung von Gedenkstätten zu formulieren, die in ihrer Konsequenz und Aktualität überraschend sind. Seine Alternative zwischen dem Verzicht auf jegliche Komplettierung der Originalbestände von Erinnerungsstätten durch zeitgleiche Stücke, Nachbildungen usw. und der Einrichtung von Gedenkräumen, die nicht darauf hin angelegt sind, originale Erinnerungsstätte zu sein, kann zwar nicht rezeptiv übernommen werden, aber Fontane verweist damit auf die Problematik der Vermischung zwischen Originalbestand und ergänzender Zutat bei der Einrichtung solcher Stätten. Sie wird heute erkannt und bietet Anlaß, auf der Grundlage neuer wissenschaftlicher Kenntnisse und einem grundsätzlich anderen Verhältnis zu Original und Nachbildung nach Wegen zu suchen, die eine Verfälschung ausschließen.
Im letzten Abschnitt der Wartburg-Notizen berührt Fontane das Verhältnis Denkmal und Öffentlichkeit. Bei der Mehrheit der Besucher suchte er vergebens eine von Achtung vor den überlieferten kulturellen Werten bestimmte Haltung. Dafür begegneten ihm Sensationslust und Unverständnis. Bereits in den Coburger Notizen findet sich dazu eine kritische Äußerung: „Die gewöhnlichen Menschen freilich wollen direkt was haben, auf diese aber kommt es nicht an. Es kommt auf die feineren an, die umgekehrt durch diese Falsa in ihrer Andacht gestört werden“ (vgl. S. 27). Über eine solche Feststellung geht er jedoch mit seinen abschließenden Bemerkungen weit hinaus, indem er nun auf die Aufgaben und die Verantwortlichkeit gegenüber der Mehrheit der Besucher verweist. Seine Vorschläge gipfeln in der Forderung, das Publikum dürfe durch die Einrichtung und mündliche Interpretation dieser Stätten nicht mißgeleitet werden, es müsse vielmehr erzogen werden (vgl. S. 33).
Die vorangegangenen Ausführungen beschränken sich im wesentlichen auf einige Hinweise und Erläuterungen zu jenen Themen, die vom Stoff her im Mittelpunkt des Interesses stehen. Darüber hinaus verdienen die Thüringer Notizbücher als Quelle für die verschiedensten Anliegen der Fontaneforschung Beachtung.
So gewähren diese Hefte u. a. Einblicke in Besonderheiten der Arbeitsweise Fontanes, sie verdeutlichen sein Bemühen um Klarheit und Ordnung, sein immer wieder kritisches, prüfendes Herangehen. Das zeigt sich im Ganzen wie auch im kleinsten Detail; viele kleine Korrekturen, Streichungen und Ergänzungen sind dabei aufschlußreich. Es findet sich aber auch manch interessanter Vermerk am Rande. Die Notizen über Hildburghausen z. B. enthalten einen Hinweis auf Fontanes Übersetzung des Romanes „The moneylender“ von C. G. F. Gore (vgl. S. 30 und Anm. dazu). Die Frage nach der Entstehungszeit dieser Übersetzung wie auch ihrer Veröffentlichung konnte bisher noch nicht beantwortet werden. Einige Passagen der Thüringer Notizen — die Beschreibungen von Friedrichroda und Reinhardsbrunn — wären sicher
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