Tagebucheintragungen von der Thüringenreise im Jahre 1867
Am 18. August Abreise von Scharteuke über Magdeburg, Halle nach Kosen, wo Zöllners bereits in Kur sind. Am Abend trifft Emilie von Berlin ein. Wunderliche Confusions-Scene. — Am 19. 20. und 21. in Kosen; reizende Parthien nach Naumburg (Dom), Almrich, Schulpforta, Rudelsburg; Spaziergänge nach dem „muthigen Ritter“ (zum Souper) nach „Rektors Wiese“ etc. — Am 22. Abreise — über Weimar, Erfurt, Amstadt — nach Ilmenau. Hier von Frl. v. Rohr begrüßt. Forellen-Souper. Wir machen die Bekanntschaft von Geh. Regierungsrath Heise nebst Frau und zwei Töchtern. Am 23. Vormittags-Spaziergänge, nach Tisch reizende Fahrt nach Gabelbach, Kickeihahn, Herrmannstein etc. Am 24. kleine Spaziergänge, Einkäufe; gleich nach Tisch Abreise gemeinschaftlich (bis Amstadt) mit Frl. v. Rohr. Am Abend des 24. (Sonnabend) Ankunft in Weimar. Am 25. früh treffen Zöllners und Roquette von Kosen aus in Weimar ein. Nach eingenommenem Frühstück gemeinschaftliche Parthie durch Weimar: Fürstengruft, die Statuen, das Wieland-, Goethe-, Schiller- Haus, das Schloß, die Bibliothek etc. Zum Diner in den „Russischen Hof“. Nach Tisch auf die reizende Veranda einer Conditorei; in den Schloßgarten, das Göthesche Gartenhaus etc. Zurück ins Hotel; Abreise der Freunde.
Am 26. früh (Montag) Emilie und ich nach Erfurt. Besichtigung des sehr interessanten Domes. Ueber Mittag Abfahrt nach Eisenach; Ankunft etwa 3 Uhr. Abgestiegen im Halben Mond. Alles überfüllt wegen des am andern Tage stattfindenden musikalischen Wartburgfestes. Liszt’s „heilige Elisabeth“ (Text von Roquette) soll in Gegenwart des Hofes aufgeführt werden. — Um 5 Besuch bei Fritz Reuter am Fuß der Wartburg; nur seine liebenswürdige Frau getroffen; er „krank“. Dann auf die Wartburg hinauf; hier alles in Festvorbereitung, die Führer betrunken. Das Ganze, bei untergehender Sonne, doch zauberhaft; auch das bunte Treiben pikant, wenn freilich 1 auch der rein-poetischen Wirkung des Ortes nicht günstig. Bei Dunkelwerden Rückkehr durch das Marienthal. — Im Hotel Herrn v. Pfuel (Jahnsfelde) nebst Gemahlin getroffen. Am 27. Abschied auf dem Bahnhofe. Emilie geht über Kosen, wo sie noch 4 Tage bleibt, nach Berlin zurück; ich nach Meiningen. Ankunft etwa 4 Uhr. „Sächsischer Hof“.
Am 28. um 11 Uhr Vormittags Abfahrt mit der Post nach Kissingen; zuletzt über Münnerstadt, Nüdlingen, Winkels. Ankunft 6 Uhr. Logis in einer Privatwohnung; gegessen im Sächsischen Hof.
1 Nachträglich eingefügt: freilich
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