Editorial
schungsrichtung in der Sonderpädagogik überzubewerten oder sie gar als Selbstzweck anzusehen. Dies zeigt sich sehr deutlich in seinen Stellungnahmen zur Diskussion der Bildungsratsempfehlungen(1975 a, b; 1985 b), in denen über den engeren empirisch-analytischen Rahmen hinausgehend, der umfassende Zusammenhang von geschichtlich-gesellschaftlichen—Lebensbedingungen, Bedürfnissen und Aufgaben gesehen wird. Dies führte Gustav Kanter konsequenterweise u.a. auch zur Mitgliedschaft in der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft.
Wenn in diesem Heft der Heilpädagogischen Forschung die Mehrzahl der ihm gewidmeten Artikel empirischer Natur sind- eine Festschrift mit erziehungswissenschaftlichen Abhandlungen gei
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steswissenschaftlicher Provenienz ist im Marhold-Verlag bereits erschienen-, dann bedeutet dies keine Vorrangstellung dieser Forschungsrichtung vor anderen. Gustav Kanter kennt die Problematik und die Grenzen hochspezialisierter Forschungsmethoden im erziehungswissenschaftlichen Bereich zu gut und behält stets die Notwendigkeit im Auge, empirisch gewonnene Erkenntnisse wieder in den pädagogischen Gesamtzusammenhang zu integrieren. Er war sich der dabei unvermeidlich auftretenden Schwierigkeiten, Brüchen, Inkonsistenzen und Inkommensurabilitäten nur zu gut bewußt.
Der Grund für eine derartige Konzentrierung empirischer Beiträge kann daher nur darin bestehen, mit diesen Beiträgen die besonderen Verdienste des
Jubilars auf diesem Gebiet zum Bewußtsein zu bringen. Daß damit gleichzeitig eine Entlastung der sonst viel zu umfangreich gewordenen, im gleichen Verlag erschienenen Festschrift verbunden war, stellt eine angenehme Begleiterscheinung dar.
Die Gestaltung dieses Heftes der Heilpädagogischen Forschung anläßlich des 60. Geburtstages von Gustav Kanter hätte nicht ohne die spontane Aufgeschlossenheit der Herausgeber dieser Zeitschrift zustande kommen können. Hier ist vor allem Herrn Prof. Dr. Karl Josef Klauer von der Technischen Hochschule Aachen zu danken, der durch seine Bemühungen und seine Bereitschaft zur Gestaltung dieses Heftes wesentlich beigetragen hat.
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XIII, Heft 3, 1987
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