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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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Ulrich Schröder:Lernbehinderte in Frankreich- Zu Stand und Entwicklungstendenzen der französischen Sondererziehung und Integrations­

bemühung

le- unter Verantwortung des Klassen­lehrers seit 1977 bei vorübergehenden Schwierigkeiten des Kindes oder bei ver­ringertem Lerntempo individuell oder in kleinen Gruppen, aber auch in Form der inneren Differenzierung, durchgeführt werden sollen. Maximal 30 Minuten täg­lich bzw. 2 Stunden wöchentlich ist in Französisch und in Mathematik Stütz­unterricht möglich, und zwar innerhalb der normalen Unterrichtszeit der Klasse. Eine Zusammenarbeit mit der G.A.P.P. wird dringend empfohlen. Es ist der Lehrplan der Klasse beizubehalten und darauf zu achten, daß sich der Rückstand der betroffenen Kinder nicht verfestigt oder gar zunimmt. Man muß diesen Hinweis des Erlasses wohl zugleich so verstehen, daß dann, wenn dieser Fall dennoch eintritt, wenn also diese gelin­

Literatur

deste und unauffälligste der schulischen Sondermaßnahmen erfolglos bleibt, andere Formen mit dem Charakter stärkeren Eingriffes in den normalen Schulablauf des Kindes bzw. seine Schullaufbahn in Erwägung zu ziehen sind.

An Behinderte ist bei der Stützpädago­gik zwar nicht gedacht, doch muß der Lernbehindertenpädagoge sich daran erinnern, daß die später als lernbehin­dert auf die Sonderschule überwiesenen Kinder ihre Schülerkarriere in der Regel auch mit- freilich meist schon früh auf­tretenden-Schwierigkeiten,Hinder­nissen und verringertem Tempo beim Lernen begonnen haben.

Überblickt man zusammen mit den Stützmaßnahmen die Möglichkeiten der psychopädagogischen Beratungsteams

G.A.P.P. und der Adaptationsklassen ­dazu kommen noch weitere Einrichtun­gen der medizinischen Frühförderung und sozialen Hilfe, die hier nicht er­wähnt sind-, so verfügt Frankreich prin­zipiell über ein differenziertes und abge­stuftes System von präventiven und nur in geringem Maße segregierenden Maß­nahmen, Schwierigkeiten von Schülern und Schülerinnen frühzeitig zu erken­nen und zu bekämpfen, das durchaus an KantersSonderpädagogisches Tutorial­system erinnern mag(Kanter 1973). Der Eindruck, daß dessen Möglichkei­ten aber bei weitem nicht optimal ge­nutzt und manchmal in das Gegenteil der Intention verkehrt werden, über­wiegt bei Frankreichs eher kritischen als selbstzufriedenen Sonderpädagogen.

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Prof. Dr. Ulrich Schröder Universität Oldenburg Institut für Erziehungswissenschaft 2

- Sonderpädagogik, Prävention, Rehabilitation ­

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HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XIII, Heft 3, 1987

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