Schulangst und Lernbehinderung
eine empirische Studie
Von Doris Dönhoff-Kracht und Knut Dönhoff
NL Gegenstand der Untersuchung war die Überprüfung des AFS, FS 5-10, KAT und SAT an insgesamt 588 lernbehinderten Schülern der Schulstufen 6-10 u. a. auf die Einsetzbarkeit dieser Verfahren, auf Zusammenhänge der Testergebnisse untereinander und mit anderen Variablen, auf z. B. geschlechts-, schulstufenund altersspezifische Unterschiede der Angsttestwerte. Ein Vergleich der in dieser Studie erhaltenen Angsttestwerte mit vergleichbaren Werten der Eichpopulation wurde vorgenommen.
Bei drei der Tests konnte die Einsetzbarkeit an der 0. g. Population mit Einschränkungen nachgewiesen werden. Bei weiblichen Respondenten wurden allgemein höhere Angsttestwerte verglichen mit männlichen Respondenten festgestellt. Während sich eine negative Beziehung zwischen bestimmten Angsttest- und Intelligenztestwerten ergab, zeigte sich für den Zusammenhang von Schulnoten und Angsttestwerten kein einheitlicher Trend. Durchgängig ließen sich keine Unterschiede zwischen den Werten der untersuchten Population und denen der Eichpopulation feststellen.
The suitability of the questionnaires AFS(anxiety questionnaire for pupils), FS 5-10(questionnaire for pupils), KAT(children’s anxiety test) and SAT(anxiety test for pupils), concerning general anxiety and anxiety about school, has been examined with pupils of the 6th to 10th grade of schools for”Lernbehinderte”(special schools for children with learning disabilities). Correlations between test scores of the different questionnaires and between test scores and other variables, e.g. sex, grades of schools, chronological age, have been analysed. The test scores also have been compared with test scores of the population of normation.
The suitability of three questionnaires was found sufficiently. Generally female respondents got higher scores compared with male respondents. Negative correlations between anxiety scores and IQs were found; there were no tendencies found between anxiety scores school notes. No general differences have been found between anxiety scores of the above population and the population of the normation sample.
Zum Personenkreis der Lernbehinderten
Lerbehinderung wird heute von fast allen auf dem Gebiet der Lernbehindertenpädagogik tätigen Wissenschaftlern als ein„in Grenzen variables Erscheinungsbild” gesehen(Kanter 1979, 97), wobei„hnemmende Momente im Lerngeschehen- und kumulativ im Lernaufbau- die psychische Entwicklung eines Menschen, seine Bildungsgenese und letztlich seine Persongenese beeinträchtigen”(a. a. O., 99).
Auf die je nach paradigmatischem Ansatz unterschiedlichen Bedingungs- und
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Erklärungsfaktoren soll an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden.
Für den Einzelfall ist stets eine Vielzahl interdependenter Faktoren, die in den verschiedenen paradigmatischen Ansätzen teilweise isoliert behandelt werden, als Lernbehinderung bedingendes Gefüge zu betrachten(wobei Widersprüchlichkeiten in Kauf genommen werden müssen; vgl. auch Kanter 1978, 53; ders. 1979, 11 f.). Die für den Lernprozeß und Lernaufbau verantwortlichen Bedingungen sind vielfältig, variabel und letztlich im einzelnen nicht geklärt. Fest steht, daß das komplexe Phänomen Lernbehinderung als dynamisches Geschehen
zu sehen ist(Kanter 1979, 102; ders. 1976, 126 f.).
(Genauere Ausführungen zu der begrifflichen Unschärfe des Terminus Lernbehinderung überhaupt, den verschiedenen Konzeptionen zur Beschreibung und Erklärung von Lernbehinderung finden sich u.a.- bei Kanter 1979a, 1979 b; Willand 1977, 1983).
Spezifisch für die meisten lernbehinderten Schüler ist die soziokulturelle Benachteiligung, die sich im Zusammenhang mit den normativen Anforderungen der Schule auf das Lernverhalten beeinträchtigend auswirken kann. Schon die mit Lernbehinderung i.d. R.
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XIII, Heft 3, 1987