Doris Dönhoff-Kracht und Knut Dönhoff: Schulangst und Lernbehinderung- eine empirische Studie
Autoren vermuten, daß bei längerfristigen Versuchen die kombinierte Methode(veränderte Sitzordnung und Verstärkung) zu dem stärksten Effekt der Angstreduzierung führt.
Die eigene Fragestellung
Da lernbehinderte Sonderschüler keine Zufallsstichprobe aus dem Insgesamt der Schüler darstellen, sondern in der Tendenz andere Merkmalsausprägungen z.B. hinsichtlich der Sozialschichtzugehörigkeit, der schulischen Fertigkeiten und vor allem der(negativen) Schulkarriere aufweisen, soll überprüft werden, ob Angsttests, die für den Einsatz bei Regelschülern konzipiert sind, auch bei lernbehinderten Sonderschülern eingesetzt werden können, ob das Ausmaß der Angst dieser Schüler, wie es jeweils durch die Angsttestwertsummen ausgedrückt wird, unterschiedlich ist im Vergleich zu den Eichstichproben der eingesetzten Tests und ob sich bei dieser Population ähnliche Zusammenhänge feststellen lassen, wie sie in der Literatur(für Regelschüler) berichtet werden. Es wurden folgende Tests eingesetzt: Fragebogen für Schüler FS 5-10(Gärtner-Harnach 1973) Angstfragebogen für (Wieczerkowski 1979) Kinder-Angst-Test KAT(Thurner und Tewes 1975) Schulangst-Test SAT(Husslein 1978) Diese Tests wurden ausgewählt, da sie mit Ausnahme des SAT- relativ häufig zu Forschungszwecken im Zusammenhang mit Lernbehinderten eingesetzt werden. Der SAT wurde ausgewählt, da es sich hierbei um ein neueres projektives Verfahren handelt, das It. Testautor auch für den Einsatz bei Lernbehinderten geeignet ist.
Hauptfragen der Untersuchung sind:
- Welche Trennschärfen der Items lassen sich feststellen, und sind diese genügend hoch?
- Ergeben sich ausreichend hohe Reliabilitätsschätzungen?
Schüler AFS
- Entspricht die sich bei Lernbehinderten ergebende faktorielle Struktur der Tests der der Analysestichprobe?
- Wie hoch sind die korrelativen Beziehungen zwischen den Meßwertreihen der verschiedenen eingesetzten Angsttests?
- Gibt es Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Respondenten hinsichtlich der faktoriellen Struktur der Tests?
- Lassen sich Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Respondenten hinsichtlich der Höhe der Angsttestwerte feststellen?
- Gibt es Unterschiede zwischen der Höhe der Angsttestwerte der hier untersuchten Population und denen der Eichstichprobe?
—- Lassen sich hinsichtlich der Höhe der Angsttestwerte Unterschiede zwischen den Schulstufen absichern?
- Zeigt sich ein Zusammenhang zwischen der Höhe der Angsttestwerte der untersuchten Population und ihrem Lebensalter?
- Was leisten die Angsttests zur Aufklärung von Schulleistungsvarianz, wie sie sich in der Notengebung in verschiedenen Unterrichtsfächern ausdrückt?
- Inwieweit sind die Angsttestwerte intelligenzabhängig?
- Lassen sich Aussagen über einen Zusammenhang zwischen der Höhe der Angsttestwerte und der Dauer des Besuchs der Schule für Lernbehinderte machen?
Verfahren statistischer Datenverarbeitung
Für die erhobenen Daten wurden die üblichen statistischen Kennziffern wie Anteilswerte, Mittelwerte und Streuungsmaße errechnet. Zusammenhänge zwischen zwei Variablen wurden bei Vorliegen der entsprechenden Bedingungen(metrische Skalierung, Normalverteilung) mit dem Pearson-Bravaisschen Maßkorrelationskoeffizienten
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XIII, Heft 3, 1987
dargestellt(vgl. z.B. Clauss und Ebner 1977, 116 ff.; Diehl und Kohr 1977, 152 ff.; Bortz 1977, 245 ff.). Als verteilungsunabhängiges Verfahren zur Beschreibung von Zusammenhängen wurde die tau-Korrelation von Kendall durchgeführt(Lienert 1973, 608 ff.), da im Gegensatz zum Rangkorrelationskoeffizienten(rho) von Spearman bei diesem Verfahren das Problem der Signifikanzprüfung(bei größeren Stichproben und im Fall von Rangaufteilungen) gelöst ist (a. a. O., 609). Bei der Interpretation von tau ist zu beachten, daß„tau(wie auch rho und r) nur den monotonen Anteil eines Zusammenhangs widerspiegelt” (a. a. O., 613).
Die inferenzstatistische Prüfung von Mittelwertdifferenzen zweier unabhängiger Stichproben mit metrisch skalierten, normalverteilten Werten erfolgte über den t-Test(z. B. Clauss und Ebner 1977, 207 f.; Pfanzagl 1968, 212 ff.). War die Voraussetzung der Homogenität der Varianzen in den Verteilungen nicht gegeben, so wurde die Approximationsmethode nach Welch(a. a. O., 216 f.) angewandt.
Als verteilungsunabhängige Alternative zum t-Test wurde der U-Test von Mann und Whitney durchgeführt(vgl. Weber 1967, 501 ff.; Bortz 1977, 173 ff.).
Zur Überprüfung von mehr als zwei Mittelwerten wurden(bei vorliegenden entsprechenden Bedingungen) Varianzanalysen mit Festwerteffekten bei ungleichen Feldhäufigkeiten(vgl. Winer 1962, 241 f.; Glaser 1978, 83; Moosbrugger 1983, 14) berechnet; dabei wurde die Varianzhomogenitätsvoraussetzung mit dem Bartlett-Test überprüft(vgl. Glaser 1978, 104 ff.).
Als verteilungsfreies Analogon zur EinWeg-Varianzanalyse diente der H-Test von Kruskal und Wallis(vgl. Lienert 1973, 263; Pfanzagl 1968, 154 ff.). Die Feststellung des Zusammenhangs nominalskalierter Daten erfolgte mit dem k:2-Felder-Chi2-Test(vgl. Lienert 1973, 182 ff.).
Im Rahmen der Überprüfung der Einsetzbarkeit von Angsttests bei lernbehinderten Schülern(orientiert an der klassischen Testtheorie) wurden Lö
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