anderen Variablen als von der Angst/ Ängstlichkeit(unter der Voraussetzung, daß überhaupt einheitliche Zusammenhänge aufzuweisen sind) abhängig ist. Zu überlegen wäre, ob nicht aktive, gesprächsbereite Schüler, verglichen mit mehr schweigsamen, introviertierten, antriebsarmen Schülern, allein aufgrund ihrer Verbalisationsbereitschaft und-fähigkeit höhere Angstwerte in den fünf Dimensionen erzielen.
Angsttestwerte der lernbehinderten Schüler und ihre Beziehung zu anderen Variablen
Wie bereits ausgeführt wurde, stellten verschiedene Autoren Unterschiede zwischen lernbehinderten Sonderschülern und Regelschülern hinsichtlich der Höhe der Angsttestwerte fest(z.B. Scherer und Schliep 1974; Schell 1973; Rheinberg und Enstrup 1977; Denz u. a. 1980).
Tabelle 24 gibt die durchschnittlichen Angsttestwerte Sschulstufenspezifisch wieder; Vergleichswerte liegen für den SAT nicht vor, wie auch der SAT aufgrund der vorherigen Ausführungen nicht näher betrachtet wird. In der vorliegenden Untersuchung wurden für den FS 5-10 ebenfalls von der Eichpopulation(Regelschüler) abweichende Angsttestwerte erhalten: So lagen die durchschnittlichen Angsttestwerte von Jungen und Mädchen um ungefähr 3 Punkte und die Werte der Standardabweichungen 1,5 Punkte niedriger als die entsprechenden Werte der gesamten Eichpopulation; verglichen mit den Hauptschülern(der Eichstichporbe) ergibt sich eine noch größere Mittelwertdifferenz(mehr als 4 Punkte). Es zeigt sich somit auch in der hier referierten Untersuchung, daß die Population der Lernbehinderten verglichen mit der Eichpopulation- weniger Schulangst bei gleichzeitig höherer Homogenität der Angsttestwerte erkennen läßt(vgl. Tab. 7 und Gärtner-Harnach 1973, 10 f.).
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Beim Vergleich der Werte des AFS der Eichstichporbe mit den in dieser Untersuchung gewonnenen Werten konnten für den Subtest„Prüfungsangst” weder für Jungen noch für Mädchen bemerkenswerte Differenzen festgestellt werden. Hingegen lagen die Werte für die Subtests„Manifeste Angst” und„Schulunlust” bei den untersuchten lernbehinderten Schülern bemerkenswert über denen der Eichstichprobe(vgl. Tab. 11 und Wieczerkowski u.a. 1979, 30).
Die Werte des Kinder-Angst-Tests (KAT) ließen bei einem derartigen Vergleich keine bemerkenswerten Differenzen erkennen.
So konnten in der vorliegenden Untersuchung die Tendenzen lernbehinderter Sonderschüler zu niedrigerer Prüfungsangst verglichen mit Regelschülern(vgl. Denz, Schröder, Eggert 1980; Rheinberg und Enstrup 1977; Schell u. a. 1973) nur im FS 5-10 und zu höherer manifester Angst in der Skala„Manifeste Angst” des AFS beobachtet werden. Betrachtet man die soziale Schichtzugehörigkeit der Schüler der Schule für Lernbehinderte, so stehen lediglich die Ergebnisse des Subtests„Manifeste Angst” mit der Feststellung von Schwarzer(1976, 433) in Übereinstimmung, daß Unterschichtkinder ein besonders hohes Angstniveau haben.
Eine Anamnese des Verlaufs der Höhe der Angsttestwerte über die Schulstufen und damit auch der Zusammenhang zwischen dem Alter der untersuchten Kinder und den Angsttestsummen ergab für den KAT und die Skalen„Schulunlust” und„Soziale Erwünschtheit” des AFS signifikante Unterschiede zwischen den Schulstufen(Tab. 24); dabei wies lediglich die Skala„Schulunlust” eine einheitliche Tendenz im Sinne einer Zunahme der Werte auf.
Der korrelative Zusammenhang zwischen dem Lebensalter und den Werten des Subtests„Schulunlust” erwies sich bei dem großen Stichprobenumfang als signifikant, jedoch bei der geringen Abweichung des Koeffizienten von Null als nicht prraktisch relevant(Tab. 25). Zusammenhänge zwischen den Angsttestsummen und den Intelligenzquotienten
Doris Dönhoff-Kracht und Knut Dönhoff: Schulangst und Lernbehinderung- eine empirische Studie
der befragten Kinder ergaben für die Skalen„Schulunlust”,„Soziale Erwünschtheit” und den Kinder-AngstTest signifikante Werte, wobei sich eine nur leichte Tendenz von Zunahme der Schulunlust mit steigendem IQ zeigte: Diese kann weitgehend darauf zurückgeführt werden, daß Jungen durchschnittlich ein etwas höheres Maß an Schulunlust(Tab. 18; die Validität der Skala hierfür vorausgesetzt) als Mädchen aufweisen und ein wenig intelligenter sind. Hingegen erweist es sich als eindeutig, daß mit steigender Intelligenz die Werte in der Skala„Soziale Erwünschtheit”(von entsprechenden Ergebnissen berichten die Testautoren; Wieczerkowski 1979, 30) und im Kinder-AngstTest abnahmen.
Die Autoren des Kinder-Angst-Tests machen keine Angaben über Zusammenhänge zwischen KAT-Werten und Intelligenzquotienten; Tewes(1971, 108 f.) weist lediglich auf die Alters- und Geschlechtsinvarianz der KAT-Werte hin.;
Die negative Beziehung zwischen sozialer Erwünschtheit, KAT-Werten und Intelligenz könnte darin begründet sein, daß mit Zunahme der Intelligenz der Mut und die Kompetenz, sich sozialen Situationen zu stellen und verstärkt und flexibler nach Problemlösungsstrategien zu suchen, zunehmen.
In der Mehrzahl wissenschaftlicher Untersuchungen ist eine negative, jedoch teilweise nicht sehr hohe Beziehung zwischen Intelligenz- und Angsttestwerten zu finden(vgl. z.B. Gärtner-Harnach 1973; Sarason 1971; Schwarzer 1975), so daß ein für Schüler aller Schularten allgemeiner Trend, mit steigender Intelligenz weniger Angst zu äußern, auszumachen ist.
Dem Zusammenhang zwischen Angsttestwerten und Schulnoten wurde ebenfalls nachgegangen: Von 36 Korrelationen zwischen Subtestwerten des AFS und Schulnoten in den Fächern Lesen, Rechtschreiben, Deutsch, Mathematik, Biologie, Religion, Erdkunde, Sport und Kunst waren nur 6 signifikant: Prüfungsangst korreliert mit Rechtschreiben(tau = 0,15) und mit Kunst(tau= 0,24'!);
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XIII, Heft 3, 1987