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Heilpädagogische Forschung : Zeitschrift für Pädagogik und Psychologie bei Behinderungen
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Ingrid Möller: Fernstudienmaterialien Sonderpädagogik im Präsenzstudium

derpädagogische Fragestellungen sto­ßen offensichtlich auch bei Studenten auf Interesse, deren Studienfächer auf den ersten Blick keine Berührungspunk­te zur sonderpädagogischen Disziplin er­kennen lassen. Im Kontext der Frage nach den Motiven, Erwartungen und Auswahlkriterien bei der Belegung son­derpädagogischer Studienmaterialien wird dieses zunächst globale Ergebnis deutlichere Konturen erhalten.

Die heterogene Zusammensetzung der Untersuchungsgruppe wird auch über die Frage nach dem Studienabschluß deutlich: 29,6% der Befragten führen das Diplom an, lediglich 23,9% haben sich für das Lehramt für Sonderpädago­gik entschieden, ein relativ hoher Anteil von 18,3% strebt die Promotion an, 14,1% möchten mit dem Lehramt für Sekundarstufe I oder II und 14,1% mit einem anderen Abschluß(z. B. Magister, Zusatzprüfung) das Studium abschlie­ßen. Insgesamt betrachtet kann ange­nommen werden, daß 38% der KZH ih­re berufliche Tätigkeit im(sonder-)schu­lischen Bereich ausüben möchten, de­nen jedoch 62% Kursbeleger gegenüber­stehen, die aufgrund ihres Abschlußziels ihr Berufsfeld im außerschulischen Be­reich ansteuern werden. Vor dem Hin­tergrund der Wahl des Studienfachs und des zukünftigen Berufsfelds der Unter­suchungsgruppe kann angenommen werden, daß innerhalb der Studenten­schaft ein Bedürfnis nach Orientierung und Fortbildung in sonderpädagogi­schen Fragestellungen auf breiter Ebene anzutreffen ist und sich als Ergebnis so­wohl im Regelschul- als auch im außer­schulischen Bereich möglicherweise handlungsorientierend auswirken wird. Daß sich ein solches Anliegen nach son­derpädagogischer Orientierung erst im weiteren Verlauf des Studiums entwik­kelt hat, verdeutlicht Abbildung 2. Hier fällt der hohe Anteil derjenigen Studenten auf, der sich bereits in einer fortgeschritteneren Studienphase befin­det- eine Beobachtung, die sich sowohl in der Anzahl der Fachsemester- 38% studieren zwischen dem 6. und 10. Se­mester, 26,8% im 11. und höheren, 19,7% haben bereits ihr Studium been­

Promotion 11,3%

Examensphase 19,7%

Abb. 2: Studienphase von Kurszweithörern.

det- als auch im Alter der Befragten ­47,1% sind älter als 29 Jahre- widerspie­gelt. Zu vergleichbaren Ergebnissen ge­langt auch die Studie von Bangert (1982), in der unter Kurszweithörern an der FeU-Hagen insgesamt ebenfalls nur ein geringer Prozentsatz von Studienan­fängern ermittelt werden konnte. Offen­sichtlich entwickelt sich der Wunsch nach zusätzlichen, ergänzenden Stu­dienmaterialien erst nach einer gewissen Zeit der Erfahrung im Studienverlauf.

Die bisherige Betrachtung der Daten hat ein Profil der KZH unter äußeren Stu­dienmerkmalen(Studienort,-fach,-pha­se und-ziel) skizziert, das im folgenden um einige Aspekte zum Studienverhal­

ten an Präsenzhochschulen ergänzt wer-.

den soll. Wie jeder inhaltlich abgegrenz­te Bereich menschlichen Verhaltens schließt auch der Bereich des Verhaltens im Studium zahlreiche Dimensionen und Aspekte ein. Der Akzent in dieser Untersuchung liegt auf Formen der indi­viduellen Auseinandersetzung mit Lern­stoff.

75,7% der Befragten geben an, sich vor oder während des Studiums über Ar­beitstechniken informiert zu haben. Von

HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XIII, Heft 3, 1987

Grunds tudi um 25,3%

Hauptstudium 43,7%

87 Nennungen bezüglich der Informa­tionsquellen entfielen 40,2% auf Bücher, 18,4% auf Kommilitonen, 17,2% auf Einführungskurse, 12,6% auf Schule, le­diglich 8,0% auf Dozenten und nur 3,4% auf Studienberatung. In diesem Ant­wortverhalten zeichnet sich ab, daß die Mehrheit der KZH nicht orientierungs­los ihr Studium durchlaufen hat. Unter­stützt wird diese Annahme in der Beant­wortung der Frage, ob sie die für ihr Stu­dium verfügbaren Arbeitshilfen(Skrip­ten, Studienführer, Bibliothek) ausge­nutzt haben. 21,1% antworten hier mit einem uneingeschränkten Ja, 46,5% mit ja, ziemlich und 23,9% mit teils, teils, le­diglich 8,4% mit kaum oder nein. Daß es sich bei KZH, gemessen an ihrer Selbst­einschätzung, offensichtlich um eine en­gagierte und studienmotivierte Grup­pe von Studenten im Präsenzstudium handelt, drückt sich desweiteren darin aus, daß 68,6% Vorlesungsstoff anhand von Mitschriften- teils während des Se­mesters und teils in den Semesterferien ausarbeiten und 50,0% häufig die in Vorlesungen empfohlene Literatur le­sen; 2,9% geben zu, diese Empfehlun­gen nicht zu beachten, 45,7% beantwor­

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