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Ingrid Möller: Fernstudienmaterialien Sonderpädagogik im Präsenzstudium
ten die Frage mit selten.
Die Antworttendenzen lassen darauf schließen, daß es sich bei KZH um eine Gruppe von Studenten handelt, bei denen eine beachtenswerte Lernbereitschaft anzutreffen ist. Bei der Bewertung sollte jedoch das Problem der Diskrepanz zwischen verbalem und offenem (tatsächlichem) Verhalten, das sich als ein spezifisches Problem im Rahmen jeder Einstellungsforschung darstellt, nicht undiskutiert bleiben. Eine Antworttendenz im Sinne der sozialen Erwünschtheit etwa kann auch hier nicht ausgeschlossen werden. Es ist jedoch anzunehmen, daß sowohl die Art der Durchführung(Gewährleistung der Anonymität) als auch die Thematik der Untersuchung diese Verzerrung verringern.
Weniger problematisch in der Bewertung erweist sich das Antwortverhalten nach Fragen der bevorzugten Lernform im Studium. Die Vermutung, daß KZH individuelle, autonome Lernsituationen generell dem Lernen in Gruppen vorziehen, bestätigt sich nicht(vgl. Abb. 3). 58,8% der KZH geben an, sich mit neuem Lernstoff am liebsten in kleinen Gruppen unter Anleitung auseinandersetzen zu wollen, 20% lieber allein und
allein
16,2% in kleinen Gruppen ohne Anleitung. In Seminaren, Übungen(78,6%) und Diskussionsrunden(71,4%) lassen sich nach Meinung von KZH Lerninhalte am besten vermitteln, 67,1% führen schriftliche Materialien an. Audio-visuelle Medien(39,7%) und Vorlesungen (17,1%) nehmen für die inhaltliche Vermittlung einen deutlich geringeren Stellenwert ein.
Insgesamt betrachtet, stehen KZH den verschiedenen Formen der verbalen und nonverbalen Stoffvermittlung flexibel gegenüber, wobei der Vorlesung, der traditionellen Veranstaltungsform zur Vermittlung von Lehre, die geringste Effizienz zugemessen wird.
Beleg- und Arbeitsverhalten von Kurszweithörern an der Fernuniversität
Der überwiegende Teil(42,0%) der KZH ist durch Informationsbroschüren (Personal- und Kursverzeichnis, Anleitungen zum Belegen) der FeU-Hagen auf das sonderpädagogische Studienprogramm aufmerksam geworden. Demnach ist anzunehmen, daß ein Großteil der Untersuchungsgruppe bereits zu ei
Abb. 3: Bevorzugte Lernform von Kurszweithörern.
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nem früheren Zeitpunkt Studienmaterialien auch aus anderen Arbeitsbereichen der FeU-Hagen bezogen hat. Obwohl nahezu das gesamte Sonderpädagogikprogramm von Fachvertretern an Präsenzhochschulen erstellt worden ist, gibt nur ein geringer Anteil von 5,6%(N = 4) an, durch Professoren oder wissenschaftliche Mitarbeiter auf das Studienmaterial hingewiesen worden zu sein. Zumindest aus der Gruppe der Sonderpädagogikstudenten hätte hier ein höherer Prozentsatz erwartet werden können. 12,7% der Teilnehmer sind von Kommilitonen auf das Studienangebot aufmerksam gemacht worden, der Rest verteilt sich auf andere Informationsquellen(Freunde/Bekannte, Bibliotheken, Schüler-/Studenteninfos, Presse). Die Anzahl abgerufener sonderpädagogischer Kurseinheiten läßt auf ein reges Interesse schließen: 13,9% der Befragten haben mehr als 10 und 29,2% 15 und mehr Kurseinheiten belegt. Bei der Auswahl der Kurse im Verhältnis zum Studienfach an der Präsenzhochschule zeichnet sich folgendes Bild ab: 16,9% der KZH geben an, ausschließlich andere Kurse gewählt zu haben. 26,6% haben vorwiegend thematisch vergleichbare Kurse belegt und 57,5% Kurse, die das Studienfach ergänzen. Zieht man zur Interpretation in Betracht, daß immerhin 38% der KZH fachfremde Studenten sind, so mag dieses Ergebnis überraschen. Es ist zu vermuten, daß der Begriff„ergänzen” entweder einen zu breiten Deutungsspielraum bei der Zuordnung zum Studienfach zuläßt und nicht präzise faßt, was intendiert war, oder die Affinität zu sonderpädagogischen Fragestellungen subjektiv größer empfunden wird als die Benennung des Studienfaches es bei der Kategorisierung annehmen ließ.
Die funktionalen Aspekte, die für die Kursbelegung entscheidend waren, gibt Abbildung 4 wieder.
Die durchschnittliche Anzahl von ca. drei abgegebenen Nennungen signalisiert, daß das Fernstudienmaterial unter mehreren Gesichtspunkten abgerufen und eingesetzt wird. In den Vordergrund tritt das Motiv„Überblicksinformation”
HEILPÄDAGOGISCHE FORSCHUNG Band XIII, Heft 3, 1987